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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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wird gespart. Sag doch mal selbst, würdest du für solch ein wichtiges Teil Plastik verwenden?“
    „Wieso hast du denn überhaupt gewaschen? Im Bad hängt ein einzelnes T-Shirt auf der Leine. Du willst mir doch nicht sagen, daß du deswegen die Maschine angeworfen hast.“
    „Doch, doch.“ Herr Schweitzer fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. „Das ist wegen dem Aufdruck auf dem T-Shirt. Damit der nicht verwischt, mußte ich das Ding auf links waschen, sonst verwischt er doch, der Aufdruck.“
    „Na und? Ich wasche permanent Kleidungsstücke auf links, und meine Trommeln sind immer voll.“
    „Das geht?“
    „Was geht?“
    „Alles zusammen waschen.“
    So langsam verzweifelte Laura. „Natürlich nicht. Kochwäsche gehört da zum Beispiel nicht mit rein. Ist doch logisch. Sag mal, du wäschst doch nicht zum ersten Mal. Bisher hast du dich auch nicht so blöd angestellt.“
    Herr Schweitzer jedoch sah einen Ausweg aus dieser ausweglosen Situation: „Ich wollte halt nicht, daß die Farbe auf andere Teile abfärbt. Ist das so schwer zu verstehen?“
    Skeptisch beäugte sie ihren Mitbewohner. Zögerlich sagte Laura: „Gut. Das leuchtet mir ein. Aber das erklärt noch lange nicht den abgebrochenen Haken.“
    Doch längst hatte der Detektiv Oberwasser bekommen: „Guck, aus Plastik. Das ist ein ganz normales Verschleißteil. Die können nach so langer Zeit schon mal kaputtgehen. Das ist wie mit den Keilriemen bei Autos.“ Nur gut, daß er in seiner letzten Theoriestunde, in der der Aufbau eines Motors durchgenommen worden war, aufgepaßt hatte.
    Mit diesem passenden Vergleich hatte er Laura den Wind aus den Segeln genommen. „Tja, wenn du meinst. Und woher bekommen wir jetzt so ein Ersatzteil?“
    „Ich klingele gleich morgen früh beim Güney, der kennt sich aus.“
    Güney war sein türkischer Nachbar, den er in Notfällen stets kontaktierte, denn er war handwerklich viel geschickter als er, Herr Schweitzer.
    „Na gut, bis morgen kann ich noch warten, aber denke dran, ich fahre in drei Tagen in Urlaub, bis dahin müßte meine Wäsche trocken sein.“
    Uff, sagte sich der Detektiv, das ist ja gerade noch mal gutgegangen. Vorsichtshalber, und bevor er es vergaß, schrieb er auf einen Zettel den Namen seines hilfsbereiten Nachbarn. Auch nahm er sich vor, fürderhin seine Klamotten wieder auf rechts zu waschen. Alles andere war haarspalterischer Weiberkram, der nur dazu da war, Männern eins auszuwischen.
    Nur ungern drang Herr Schweitzer in die Privatsphären anderer Leute ein. Doch Schmidt-Schmitt hatte ihn darum gebeten. Und, wenn es ihm keine Umstände mache, eine Pizza wäre prima. An die vierzig Grad Fieber hätten ihn niedergestreckt. Außerdem könne er mit erstklassigen Infos aufwarten, das sei doch ein vorzüglicher Handel für ihn, Simon. Also, was ist, Pizza gegen Infos?
    Selbstverständlich hatte Herr Schweitzer eingewilligt, zumal der Weg zu Schmidt-Schmitt recht kurz war. Er wohne zur Zeit in seiner Gartenhütte bei der S-Bahnstation Mühlberg. Zu Hause habe er die Handwerker. Da könne man gar nicht richtig gesunden, bei dem Lärm, den die veranstalten.
    Das ursprünglich aus Neapel stammende Nationalgericht Italiens besorgte Herr Schweitzer beim Pizzabäcker in der Offenbacher Landstraße. Quattro stagioni mit doppelt Zwiebeln. Schon wieder schien die Sonne. Noch mehr Regen hätte Frankfurt auch nicht verkraftet. An manchen Stellen war der Main bereits über die Ufer getreten.
    Schmidt-Schmitt konnte gut erklären. Auf Anhieb fand Herr Schweitzer dessen Gartenhütte. Rauch stieg aus dem Schornstein und malte abstrakte Figuren in Baumhöhe.
    „Hereinspaziert, hereinspaziert“, hieß ihn der Oberkommissar willkommen.
    Der Kranke lag in mehreren Decken eingemummelt auf einem schäbigen Sofa, das den Anschein erweckte, erst im allerletzten Moment dem Sperrmülltod von der Schippe gesprungen zu sein. „Ah, riecht das gut.“
    „Seit wann liegst du hier?“
    „Seit gestern abend.“ Als habe er seit Tagen nichts gegessen, verschlang Schmidt-Schmitt die Pizza.
    Herr Schweitzer schaute ihm dabei zu. Ein kleiner gußeiserner Ofen mit vielen Schnörkeln, wie sie früher gebaut wurden, bollerte vor sich hin. Dort, wo das Abzugsrohr in die Wand eingelassen war, zeugten schwarze Rußstellen vom ständigen Gebrauch. Dreckige oder fast schon blinde Scheiben, so genau ließ sich das nicht mehr unterscheiden, erschwerte das Einfluten von Tageslicht. Eine nackte Glühbirne baumelte von der Decke und

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