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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Zeiten des Umweltschutzes wäre dies ein ziemlicher Frevel gewesen. Sein überhitztes Hirn gelangte an seine Belastungsgrenze. Drücken oder nicht drücken, das war hier die Frage.
    Mut sammeln.
    Drücken.
    Warten.
    Die Maschine gab erste Geräusche von sich.
    Wasser strömte in die Trommel.
    Und dann, der große Moment.
    Die Trommel drehte sich.
    Nach links, juchhu.
    Der Erfolg schien greifbar, sein Lieblingsshirt würde die Tortur heil überstehen.
    Doch halt, was ist denn jetzt?
    Die Rotation kam zum Stillstand.
    Irgendein nicht zu verdrängendes Detail aus seinem Erfahrungsschatz ließ ihn ahnen, eine Katastrophe nahte.
    Als wolle die Waschmaschine ihn zusätzlich ärgern, gab sie ein häßliches Geräusch von sich, das dem eines bevorstehenden Vulkanausbruchs recht ähnlich war.
    Und dann war sie da, die Katastrophe. Die Trommel drehte sich erneut. Nach rechts, diesmal.
    Herr Schweitzer reagierte wie Helden in Extremsituationen reagieren. Anstatt fassungslos und sehenden Auges in sein Unglück zu rennen, handelte er, ohne eine einzige Sekunde zu verlieren. Er drückte auf Spülstop. Die Maschine gehorchte ihm aufs Wort. Ein letzter Seufzer und das nasse, zu einem Klumpen geformte Wäschestück fiel von oben nach unten. Hmm, dachte Herr Schweitzer nun und kratzte sich am Kopf. Da hatte er in seinem Leben nun so viel Wissen angehäuft, aber ein simples Shirt auf links zu waschen, das war ihm offensichtlich nicht gegeben. Insgeheim verfluchte er die Firma Bosch, die solche Geräte ohne ordentliche Beschriftung auf den Markt brachte. Ein einfaches L als Abkürzung für Links hätte ihm gereicht. Von ihm aus hätte es auch auf englisch dort stehen können. L für Left, damit wäre Herr Schweitzer noch fertiggeworden. Aber den Trick des Linkswaschens der werten Kundschaft zu verschweigen, fand er einfach nur frech. Hätte er etwas mehr Zeit, würde er dem Kundenservice einen geharnischten Brief schreiben.
    Der Widerstand war jedoch noch lange nicht gebrochen. Die Maschine ließ sich nicht öffnen. Verloren blinkte eine rote Leuchtdiode. Herr Schweitzer ließ sich nicht beirren. Mit aller Kraft und einem lauten Ruck zerrte er am Griff und überlistete den Schließmechanismus. Geschäumtes Wasser begann sich über den Küchenboden zu ergießen. Handlungsunfähig schaute er diesem Vorgang zu. Das vermutlich durch seine Unfähigkeit verdorbene Lieblingsshirt aus der Trommel zu befreien, brachte er nicht über sich. Herr Schweitzer nahm eine Auszeit. Gar arg war seine Geduld strapaziert. Er verließ den Unglücksort und schenkte sich einen Kaffee ein.
    Nach etwa sechs Minuten war er wieder im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte. Während er geschmeidig den Boden wischte, kicherte er dümmlich. Tja, sagte er sich, so ist das mit dem Kreuz der Linkswaschkunst, nicht jeder beherrscht sie.
    Was Plan B anging, war Herr Schweitzer eine Koryphäe. Er nahm das tropfnasse Wäschestück aus der Maschine, untersuchte es auf Schäden, fand keine, ging ins Bad und wusch es dort mit der Hand.
    Man sollte es nicht für möglich halten, aber es funktionierte. Schmutzwasser strudelte in den Abfluß. Herr Schweitzer wußte, eine endgültige Bestandsaufnahme würde er erst nach dem Trocknen machen können, aber dennoch, dank seines beherzten Eingreifens hatte er sein T-Shirt vorerst vor dem Untergang gerettet.
    Als er es über den Wäscheständer hing, kam ihm ein Gedanke. Ein Gedanke, der durchaus seinen Sinn hatte. Was, wenn Linkswaschen bloß eine Metapher war? Eine Metapher für Handwäsche. Herr Schweitzer beschloß, da mal nachzuhaken. Am besten bei einem Geschlechtsgenossen. Frauen würden sich, gemein wie sie nun mal sein können, bestimmt über ihn lustig machen.
    Erstmals war im Norden des Königreichs eine deutsche Zeitung eingetroffen, die über den Mord berichtete. Der, der sich nun Lothar Beitz nannte und sich nicht daran gewöhnen konnte, hatte sie entdeckt. Nur alle zwei bis drei Tage traf eine Lieferung mit der Presse aus aller Welt im Städtchen ein. Lothar beeilte sich. Natürlich hatte er es nicht abwarten können und den Artikel schnell mal überflogen. Doch nun wollte er zu Waldemar, hören, was der dazu sagte.
    Ihre Unterkunft hatte bei weitem nicht die Klasse des Hotels in Bangkok, wo sie die ersten beiden Nächte verbracht hatten. Dafür war sie billig und lag nur zehn Minuten zu Fuß vom touristischen Zentrum, der Phahonyothin Road, entfernt. Im voraus hatten sie für ein halbes Jahr gezahlt und damit den Mietzins

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