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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Harald ein weiteres Mal den vermeintlichen Sikora-Mord. Außerdem habe sich seine Reise gelohnt, das mit Chiang Rai sei sehr, sehr bemerkenswert und unbedingt bei den nun folgenden Überlegungen mit einzubeziehen.
    „Du denkst also wirklich, die haben das alles nur inszeniert?“
    „Bislang eine der ganz wenigen Thesen, die alle Indizien berücksichtigt. Okay, fast alle. Und falls die jetzt doch noch die Leiche finden, was soll’s, ich meine, was habe ich zu verlieren?“
    „Wenn wir das Foto mit dir als tanzender Derwisch einem breiten Publikum zugänglich machen, eine ganze Menge.“
    „Haha, sehr spaßig.“
    Damit war der detektivischen Pflichtauffassung Genüge geleistet. Wie zwei alte Waschweiber tratschte man noch mit aller Inbrunst. Peu à peu baute man dabei dem laotischen Dope und der Herzlichkeit der Bewohner ein Denkmal aus Wolken. Jointwolken.
    Harald fuhr dann Herrn Schweitzer noch zum Bahnhof nach Nürnberg. Wieder mal war es nach Mitternacht, als der Nachtschwärmer in einen traumlosen Schlaf fiel.
    Einer fleischgewordenen Litfaßsäule nicht unähnlich lümmelte er sich in Bermudashort und grauen Baumwollstrümpfen auf einem Hocker, der seiner um etliche Zentimeter kleineren Mitbewohnerin Laura Roth als Hilfsmittel diente, um an die höher gelegenen Küchenschränke zu gelangen. Wie immer, wenn er häusliche Arbeiten zu verrichten hatte, schäumte er nicht gerade über vor Lebenslust. Koch- und Buntwäsche, Spülstop, Pflegeleicht, Flecken, Wolle, Abpumpen, Spülen, Schleudern, Bügelleicht und Start waren die Schlagworte, mit denen Herrn Schweitzers Waschmaschine, eine Bosch maxx, dem Endverbraucher die Arbeit zu erleichtern suchte. Wie alle Maschinen, so konnte auch diese nicht sprechen. Dabei hätte er gerade jetzt sehr gerne mit ihr gesprochen. So, wie man halt mit Freunden redet, denn unter dem Firmennamen Bosch stand der Zusatz „friends for life“.
    Die meisten Frauen denken stets, Männer können nicht zuhören. Im Laufe der Zeit haben diese jedoch eine ganz spezielle Methode entwickelt, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Liebling, beim Aldi haben sie diese Woche Eieruhren im Angebot, ist zum Beispiel auf der Prioritätenliste eine um einiges weniger gewichtige Komponente als Schatz, unser Haus brennt, ruf doch bitte mal die Feuerwehr. Bei der heutigen Informationsflut konnte diese Art der Selektierung unter Umständen lebensrettend sein. Herr Schweitzer war da nicht anders. Ohne Eieruhr konnte er leben, in brennenden Häusern fühlte er sich unwohl. Marias wohlgemeinter Tipp, das Singha-Beer-T-Shirt auf links zu waschen, hatte der Detektiv ohne nachzufragen registriert gehabt. Dieses Versäumnis drohte ihm gerade, zum Verhängnis zu werden, denn die Waschmaschine zeigte sich von ihrer unkooperativen Seite. Nirgends war ein Hinweis zu lesen, bei welcher Schalterkonstellation man auf links waschen könne. Herrn Schweitzers Urvertrauen bekam erste Risse. Bisher waren sie, Herr Schweitzer und seine Waschmaschine, immer gut miteinander ausgekommen. Er hatte ein Herz für sie, sie hatte ein Herz für ihn. Okay, okay, bisher waren seine Anforderungen auch nicht sonderlich hoch gewesen. Alles, ob Bunt- oder Weißwäsche, ob Baumwolle oder Polyester, Lederjacke oder Bettbezug, wurde bei dreißig Grad gewaschen. Damit ging zwar nicht jeder hartnäckige Fleck heraus, doch wurde dies von maximal der Hälfte der Bevölkerung überhaupt wahrgenommen. Und hin und wieder passierte es auch, daß ein vormals weißes Wäschestück durch die Dreingabe eines Batikhemdes dessen Grundfarbe annahm. Aber was soll’s, wofür gab es Kaufhäuser, wo man sich Ersatz besorgen konnte?
    Eine ausgereifte Persönlichkeit erkennt man daran, daß sie sich ihrer Schwachstellen bewußt ist. Herr Schweitzer mit seinen über fünfzig Lenzen kannte die seinen. Technik war eine davon. Das Bedienen von Waschmaschinen hatte er nicht von der Pike auf gelernt. Er zögerte, den Startknopf zu drücken. Einsam lag das T-Shirt in der Trommel. Er war ja nicht blöd. Wer weiß, was passierte, wenn man die anderen Klamotten auch auf links wusch? Womöglich fransten sie aus. Wenn er sich doch bloß gemerkt hätte, wie herum sich die Trommel im Normalfall drehte. Drehte sie sich links, also gegen den Uhrzeigersinn, war alles in Butter. Drehte sie sich allerdings nach rechts, wüßte Herr Schweitzer nicht, wie man dieses Fiasko aufhalten konnte. Klar, er hätte einen Probelauf ohne Wäsche in die Wege leiten können, aber gerade in

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