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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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geblendet wurde: unfähig sich zu bewegen.
    »Hast du schon eine Idee, was du machen möchtest ?« Der Mann kam aufreizend langsam näher. Der Reißverschluss stand inzwischen offen und enthüllte einen sportlichen Körper in einem eng anliegenden Pullover. Zu Ricas Entsetzen konnte sie einen Ledergurt erkennen, an dem ganz offensichtlich eine Pistole in einem Halfter steckte.
    Sie schluckte. »Sie werden mir nichts tun « , brachte sie heraus. Ihre Stimme war nur ein heiseres Flüstern, und Selbstsicherheit hörte sich ganz bestimmt anders an.
    »Ach? Und wie kommst du auf den Gedanken ?« Der Mann stand jetzt unangenehm nah vor ihr. Rica konnte seinen Schweiß riechen. Es roch scharf und wild wie bei einem Raubtier.
    Genau das ist er ja auch. Ein Raubtier. Eine Hyäne, die sich an denen vergreift, die schwächer sind als sie. Rica konnte sich noch immer nicht bewegen. Sie starrte an dem Mann empor. Ihr Blick wurde immer wieder wie magisch angezogen von der Waffe an seinem Gurt. »Sie sind kein Psychopath « , flüsterte sie. »Sie tun nur so. Tatsächlich wollen Sie etwas ganz anderes .« Sie brach ab. Ihre Stimme versagte einfach, als sie sah, wie seine Hand zum Griff seiner Waffe wanderte. Alles in ihr schrie nach Flucht, aber ihr Körper war noch immer wie gelähmt.
    Und in diesem Moment sah sie es: ein Anflug von Unsicherheit, der über seine Züge flackerte. Ein kurzer Augenblick nur, in dem seine Fassade bröckelte. Auf einmal war ihre eigene Angst überhaupt nicht mehr so schlimm.
    »Sie haben etwas mit der Daniel-Nathans-Akademie zu tun, nicht wahr ?« , sagte sie, und ihre Stimme klang schon viel sicherer. »Oder besser gesagt: mit diesem mysteriösen Institut, das hinter den Stipendien steckt. Sie haben dort hinten einen ganzen Aktenschrank voller Ordner über Schüler .« Jetzt wagte sie auch, aufzustehen. Zwar stand sie damit wirklich unangenehm nahe vor dem Fremden, doch wenigstens hatte sie nicht mehr das Gefühl, vollkommen hilflos zu sein.
    »Ich interessiere mich eben für junge Mädchen .« Der Mann versuchte, seiner Stimme wieder diesen überlegenen, leicht wahnsinnigen Tonfall zu verleihen, der vorher solchen Eindruck auf Rica gemacht hatte, aber ganz gelang es ihm nicht. Vielleicht lag das auch daran, dass Rica ihn durchschaut hatte.
    »Und für Jungen auch? Und deswegen haben Sie all die medizinischen Angaben und so was ?« Sie versuchte, verächtlich zu schnauben. »Niemand, der nicht tiefer in dieser Sache drinhängt, könnte all diese Angaben haben. Da bin ich mir sicher .« Rica stemmte die Hände in die Hüften und reckte herausfordernd das Kinn in die Höhe. »Was steckt also dahinter? Warum schleichen Sie hier rum und tun so, als ob … als ob sie kleine Hunde umbringen und so was ?« Bei dem Gedanken an die toten Hunde hatte sie dann doch schlucken müssen. Was, wenn Nathan zwar recht hatte, und der Kerl hier für das Institut arbeitete, aber trotzdem ein Psychopath war? Es brauchte doch sicher eine gute Portion Skrupellosigkeit, einen wehrlosen Hund abzuschlachten.
    Der Mann starrte sie einen Augenblick lang sprachlos an. Dann atmete er tief durch. Als er wieder sprach, hatte seine Stimme all den verspielten Wahnsinn verloren, der eben noch darin gelegen hatte.
    »Du bist viel zu neugierig, weißt du das ?« Er trat einen Schritt zurück und musterte sie von oben bis unten. Sein Blick war womöglich noch eisiger als zuvor, als er noch den Psychopathen gemimt hatte. Er sprach vollkommen emotionslos. »Du bist Ricarda Lentz. Ich kenne deine Akte. Ein erstaunliches Mädchen, ganz erstaunlich. Schade, dass bisher keiner der anderen dein Potenzial erkannt hat .« Er lächelte. Dann zog er die Waffe endgültig aus dem Halfter. »Du hast recht: Ich bin kein Psychopath. Ich weiß nur nicht, warum du glaubst, dass dir das irgendetwas nutzt .« Fast lässig richtete er die Pistole auf Ricas Brust. »Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man sich nicht in die Angelegenheiten anderer Leute einmischt? Besonders nicht, wenn diese Leute größer, stärker und wichtiger sind als du ?«
    Ricas Mund war von einem Moment auf den anderen staubtrocken. Ihre Zunge klebte ihr am Gaumen, und sie fühlte sich nicht in der Lage, auch nur ein weiteres Wort zu äußern. Alles, was sie sehen konnte, war die Mündung der Waffe, schwarz und rund und riesenhaft. Wie ein einzelnes Auge, das sie beobachtete. Ein schwarz glänzendes Insektenauge.
    »Sie können mich nicht umbringen .« Die Worte rutschten ihr

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