Optimum - Kalte Spuren
nachdenklichen Blick. Es lag immer noch ein wenig Misstrauen darin. Als wäre sie überhaupt nicht im Zimmer, wandte er sich an Rica. »Du vertraust ihr?«
Bevor Eliza noch etwas sagen konnte, sprang Rica ein. »Ich würde ihr mein Leben anvertrauen.«
»Sei nicht so dramatisch«, murmelte Eliza, aber sie lächelte dabei erfreut.
Nathan sah sie noch einmal lange an, dann zuckte er mit den Schultern. »Okay?«, meinte er. »Datenaustausch?«
Rica nickte. Dann begann sie, Eliza und Nathan von dem zu erzählen, was Herr Röhling gesagt hatte, bevor das Rettungsteam gekommen war. Die beiden hörten aufmerksam zu, danach ergänzte Eliza das Ganze durch ihr Erlebnis mit Michelle Kaltenbrunn.
»Wer ist diese Kaltenbrunn denn nun?«, wollte Rica nach dem Bericht wissen. »Muss ich die kennen?«
Eliza runzelte die Stirn. »Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich kenne den Namen auf jeden Fall, aber ich kann ihn nicht einordnen.«
»Irgendjemand Bekanntes? Ein Promi?« Rica riet wild in der Gegend herum. Sie kannte sich mit Prominenten nicht besonders gut aus.
Eliza schüttelte den Kopf. »Niemand aus der Klatschpresse. Ich habe den Namen irgendwo schon mal gelesen, wenn ich nur wüsste …«
Nathan grinste, stand auf und trat an seinen Nachttisch. Schwungvoll zog er die Schublade auf und holte einen Stapel Papiere heraus.
»Was ist das?« Rica reckte neugierig den Kopf.
Nathan wandte sich zu Eliza und blinzelte ihr zu. »Etwas, das Eliza und ich neulich Abend herausgefunden haben.«
Rica sah zu ihrer Freundin und bemerkte, dass diese schon wieder rot wurde. Um Eliza nicht weiter in Verlegenheit zu bringen, griff sie sich stattdessen das oberste Papier von dem Stapel. »Schülerdaten?«, fragte sie. »Woher hast du die?«
»Aus dem Ordner, aus dem Herr Röhling vorgelesen hat«, meinte Nathan lapidar.
»Den hast du immer noch?«, rutschte es Eliza heraus.
Rica sah stirnrunzelnd zu ihr auf und dann wieder zu Nathan. Was hatte sich zwischen den beiden abgespielt, von dem sie nichts wusste?
»Nein, den habe ich natürlich wieder zurückgelegt«, erklärte Nathan. »Nachdem ich den ganzen Kram kopiert habe, als wir unten im Ort waren.«
Jetzt war auf Elizas Gesicht so etwas wie Bewunderung zu lesen. »Nicht schlecht.«
»Aber was sollen wir damit?«, meinte Rica. Sie blätterte ziellos durch die Zettel.
»Das Schülerzeug ist nicht so interessant«, meinte Nathan. »Aber sieh doch mal hier!« Er nahm Rica den Stapel ab, flippte durch die Seiten und zog dann ein Blatt heraus, das er ihr reichte.
»Geschäftsbericht«, stand darauf, und darunter: »Gesellschaft ›Weiter Horizont‹«.
»Ja, und?« Rica überflog den Zettel, doch da stand nichts besonders Spannendes drauf. Irgendwelche Abrechnungen eben.
Nathan verdrehte die Augen, nahm den Zettel wieder an sich und deutete auf eine Zeile ganz unten auf der Seite. »Sponsoren: Oliver Kaltenbrunn«, las Rica vor. Ein Kribbeln breitete sich in ihrem Bauch aus, und sie blickte auf.
»Michelles Vater«, sagte Nathan stolz. »Wenn das ein Zufall ist, fresse ich einen Besen.«
»Mit dieser Gesellschaft ist ohnehin irgendwas faul«, ergänzte Eliza. »Das hat dir Herr Röhling gesagt.«
»Du bist doch bei denen aufgewachsen.« Rica wandte sich wieder Nathan zu. »Was sind das für Leute? Was haben die vor?« Sie runzelte die Stirn. »Haben die was mit unserer Schule zu tun? Oder mit dieser anderen? Avenir?«
Nathan zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht genau. Ich kann dir nur sagen, dass ich mir, seit ich dort bin, beobachtet vorkomme. Als kleines Kind habe ich mir sicher nichts dabei gedacht. Aber spätestens seit ein paar Jahren ist mir bewusst geworden, dass da jemand ist, der alle meine Schritte überwacht.« Er schauderte. »Ich habe inzwischen schon Angst, unter die Dusche zu gehen«, versuchte er das Ganze mit einem Witz zu überspielen, auf seinem Gesicht lag allerdings ein ernster Ausdruck. »Sorry«, wandte er sich an Eliza. »Das war auch der Grund, warum ich neulich Nacht so eklig zu dir war. Ich kann dieses Gefühl, dass mir jemand hinterherspioniert, nicht mehr haben. Das macht mich rasend.«
Rica nickte. Eliza schenkte Nathan ein kleines Lächeln und hob ebenfalls kurz die Schultern. »Schon okay«, meinte sie. »Ist ja nix passiert.«
»Und was jetzt?« Rica sah auf den Geschäftsbericht und dann auf den restlichen Stapel Papier. »Ich habe das Gefühl, wir sitzen hier vor einem Haufen Puzzlestücke und uns fehlt die Vorlage dazu.«
»Oder
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