Optimum - Kalte Spuren
noch eine Menge anderer Stücke«, erwiderte Nathan. »Vielleicht sollten wir irgendwo aufschreiben, was wir wissen, und das Ganze sortieren.«
»Vielleicht sollten wir all diese Zettel durchlesen«, schlug Eliza vor. »Oder hast du das schon gemacht?«
Nathan schüttelte den Kopf. »Nur überflogen«, sagte er. »Man hat hier ja keine ruhige Minute.«
»Wenn du sie mir überlässt, sehe ich sie durch.« Eliza streckte die Hand nach dem Stapel Papier aus. Rica konnte deutlich sehen, wie Nathan zögerte. Dann zwang er sich dazu, ihr den Stapel zu überreichen.
»Danke.« Eliza nahm das Papier an sich, als sei es ein besonders wunderbarer Liebesbeweis.
»Das mit dem Aufschreiben finde ich eine gute Idee«, meinte Rica. »Fangen wir an?« Sie schnappte sich einen Block und einen Kugelschreiber von Nathans Nachttisch.
Eliza blätterte vertieft durch die Seiten, aber Rica und Nathan gaben sich große Mühe, alles zusammenzutragen, was sie bisher wussten. Als die Liste fertig war, war sie frustrierend kurz.
»Im Grunde wissen wir nur, dass hier etwas oberfaul ist«, murrte Rica und starrte auf ihren Block. Sie hatte »seltsame Vorfälle«, »Handyempfang«, »Gespräch: Herr Röhling – Herr Muhlmann«, »Psychopath«, »Beobachtung« und »fremder Mann im Wald« notiert. Nathan hatte sich geweigert, Frau Jansen oder überhaupt irgendwas von den Vorfällen an der Daniel-Nathans-Akademie mit auf die Liste aufzunehmen, da er behauptete, das habe vielleicht gar nichts miteinander zu tun. Rica war der Meinung, dass das sehr wohl miteinander zu tun haben könnte, und war dementsprechend verärgert. »Wir müssen mehr herausfinden.«
»Wie denn?« Nathan hatte sich einen Zettel vom Block abgerissen und seine eigenen Notizen gemacht. Darunter: »Wettbewerb manipuliert«, »Unfall Absicht?«, »Oliver Kaltenbrunn« und – aus Gründen, die Rica nicht kannte – »Saskia«.
»Was hat die Ziege denn mit der ganzen Sache zu tun?«, wollte sie wissen und deutete auf Saskias Namen. »Glaubst du, sie steckt mit denen unter einer Decke?« Sie verzog das Gesicht. Nicht dass sie Saskia besonders leiden konnte, eher im Gegenteil, aber sie wirkte nicht wie eine große Verschwörerin.
»Hast du dich denn nicht gefragt, was sie überhaupt hier tut?«, wollte Nathan wissen. »Ich meine, hier sind lauter Eliteschüler von Eliteschulen, und dann ist Saskia die Einzige von einem normalen Gymnasium? Wenn wir davon ausgehen, dass der Wettbewerb manipuliert worden ist, dann müssen sie doch einen Grund haben, sie hierherzubringen.«
Rica blinzelte. Daran hatte sie gar nicht gedacht. Sie war so wütend auf Robin und Saskia gewesen, dass sie keinen Gedanken daran verschwendet hatte. Ein bisschen missmutig nickte sie. »Okay, es ist seltsam. Aber vielleicht liegt das ja an diesem Felix.«
»Felix?« Nathan horchte auf. »Was für ein Felix nun wieder?«
»Saskias Bruder. Wenn ich das richtig verstanden habe, haben die beiden früher neben Robins Familie gewohnt. Robin hat mir mal davon erzählt. Also von Felix, nicht von Saskia.« Rica konnte nicht verhindern, dass sich bei diesen Worten Bitterkeit in ihre Stimme schlich. »Felix ist mit Robin auf die Daniel-Nathans-Akademie gegangen, und dann war er eines Tages weg.«
»Weg?«, echote Nathan. Er sah jetzt äußerst aufmerksam aus. »Wie weg?«
Rica runzelte die Stirn. Sie konnte sich nicht mehr ganz genau an Robins Geschichte erinnern, da war einfach zu viel passiert in der Zwischenzeit.
»Ich glaube, er sagte, Felix habe Ärger gemacht. Hat irgendwelche Artikel für die Schülerzeitung geschrieben, die wohl ein bisschen aufmüpfig waren. Jedenfalls haben sie ihn dann eines Tages abgeholt, und Robin hat nie wieder was von ihm gehört. Als er dann wieder nach Hause zurückgekommen ist, war die Familie weggezogen. Ich glaube, so ungefähr stimmt es.«
Nathan kaute auf seiner Unterlippe herum. »Und dass die Schwester dieses Felix hier auftaucht, ist dir nicht komisch vorgekommen?«
Rica zuckte mit den Schultern.
»Weißt du, was noch seltsam ist?«, wollte Nathan wissen.
Rica schwieg. Momentan war ihr nicht nach noch mehr Unglücksbotschaften zumute.
»Ich kenne einen Felix. Er lebt mit mir in der gleichen Einrichtung.«
Im ersten Moment zuckte Rica zusammen, doch dann schüttelte sie den Kopf. »Der Name ist nicht so selten. Kennst du seinen Nachnamen nicht?«
Nathan verzog das Gesicht. »Leider nein, wir laufen uns nicht so häufig über den Weg. Ich hatte immer den Eindruck,
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