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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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neben Rica aufs Sofa und machte auf Kumpel. Am liebsten wäre Rica zu den Computern geflohen, aber dorthin wäre ihr die Schnepfe sicherlich auch gefolgt. Es schien ihr unendlich wichtig zu sein, dem »neuen Mädchen« einen guten Einstieg in die Einrichtung zu bereiten.
    Rica blieb nichts anderes übrig, als ihr Gespräch mit Henry auf einen der folgenden Tage zu verschieben.

Kapitel neun
    Flüchtling
    »Wir müssen dich sprechen.«
    Die Betreuerin kam aus dem kleinen Büro geschossen, das direkt neben der Eingangstür lag, kaum dass Rica ihren Schlüssel wieder in die Tasche gesteckt hatte. »Komm bitte mit!«
    Rica verdrehte die Augen, rückte müde die Schultasche auf ihren Schultern zurecht und folgte der Frau ins Büro. Vermutlich hatte sie jetzt irgendeine dämliche Regel dieser Einrichtung gebrochen, oder sie wollten, dass sie ihren Freund anmeldete, oder …
    Rica blieb wie angewurzelt stehen, als sie die zwei Personen sah, die sich in dem winzigen Zimmer eingefunden hatten. Ein Polizist mit todernstem Gesichtsausdruck nickte ihr knapp zu. Neben ihm stand Herr Wolf. Eine Lähmung schien von Ricas ganzem Körper Besitz zu ergreifen, sie fühlte sich nicht mehr in der Lage, auch nur einen kleinen Finger zu bewegen. Nur weil die Betreuerin ihr einen sanften Schubs in den Rücken gab, stolperte Rica ein paar Schritte vorwärts in den Raum hinein.
    »Ricarda Lentz?«, fragte der Polizist.
    Am liebsten hätte Rica so etwas erwidert wie: »Wer denn sonst?«, aber die Worte schienen ihr in der Kehle stecken zu bleiben. Sie nickte nur. Habe ich irgendwas getan, warum die Polizei hierher kommt? Ist die Geschichte mit Facebook oder mit dem Forum illegal? Hat Frau Jansen mich wegen des Schlüssels angezeigt? Rica spürte, wie eine unnatürliche Kälte sich in ihrem gesamten Körper auszubreiten begann.
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte der Polizist und gestikulierte in Richtung eines kleinen Tisches, auf dem noch die Kaffeetassen von diversen Betreuern herumstanden. »Setz dich doch, bitte!«
    Rica stakste mit steifen Beinen zum Tisch und ließ sich auf einen der Stühle sinken. Vor ihr auf der Tischplatte hatte ein Becher einen Kaffeering hinterlassen, den sie nachdenklich mit dem Finger nachzog. Sie sah nicht auf, als der Polizist sich ihr gegenüber niederließ.
    »Ich möchte, dass du mir das hier erklärst«, sagte der Polizist und legte einen Stapel großformatiger Fotos vor Rica auf den Tisch. Rica brauchte einen Moment, um zu erkennen, was darauf abgebildet war. Sie hatte mit allem Möglichen gerechnet, aber nicht damit, dass man ihr Überwachungskamerafotos vorlegte. Genau so sahen die Dinger nämlich aus. Die Qualität war nicht gut, und durch die Vergrößerung war das Ganze ziemlich körnig, aber man konnte immer noch die langen Regale eines Supermarktes erkennen und einige dunkle Schatten, die wohl Personen darstellen sollten. Rica griff nach dem Stapel Fotos und begann, sie durchzublättern. Es waren nicht nur Bilder aus dem Supermarkt, es waren auch ein paar Klamottenläden und ein Musikgeschäft dabei. Rica überflog die Fotos flüchtig, wusste aber nicht, wonach sie eigentlich suchen sollte. Schulterzuckend legte sie sie wieder auf den Tisch zurück und sah fragend zu dem Polizisten auf.
    »Was soll ich damit?«
    Der Polizist runzelte die Stirn, nahm den Stapel mit Fotos wieder in die Hand und zog das oberste hervor. Mit bedeutungsvoller Miene legte er es vor Rica auf den Tisch und zeigte mit einem Finger auf eine der schattenhaften Figuren.
    »Wer meinst du, ist das?«
    Rica kniff die Augen zusammen und beugte sich tief über das Foto. Es war nicht leicht zu erkennen, was er meinte. Das Bild hatte keine besonders gute Auflösung. Es war gerade so zu erkennen, dass der Mensch dort unten helle Haare hatte und einigermaßen schlank war. Aber inzwischen hatte Rica eine Vermutung, worauf das Ganze herauslaufen sollte.
    »Wenn Sie glauben, dass ich das bin, haben Sie sich aber geschnitten«, meinte sie und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Sie deutete mit dem Finger auf den Zeitstempel in der unteren rechten Ecke des Fotos. »Das war vorgestern. Zu der Zeit war ich in der Schule. Sie können meine Lehrer fragen.«
    »Tatsächlich?« Der Polizist zog die Augenbrauen hoch und nahm ein weiteres Foto aus dem Stapel. Wieder legte er es vor Rica hin, als teile er Tarotkarten aus. Dieses Mal war es eine Aufnahme aus einem teuren Elektronikgeschäft. Rica blinzelte. Sie brauchte dieses Mal nicht lange, um

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