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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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einfach wagen. Versuchsweise zog sie an einem der Türgriffe.
    Mit einem leisen Klicken öffnete sich die Tür. Vor Überraschung ließ Rica den Griff fast los und starrte das Auto an. Die sind wirklich nicht besonders vorsichtig. So weit, so gut. Aber wohin jetzt?
    Ihr erster Gedanke war der Kofferraum. Dort würde sie sicher niemand finden. Aber den würde sie von innen auch ziemlich sicher nicht mehr aufbekommen. Sie konnte sich etwas Schöneres vorstellen, als in einem Institutsauto zu verhungern.
    Also öffnete sie die hintere Seitentür und kletterte in den Wagen. Die Limousine war so groß, dass hinter dem Fahrer- und dem Beifahrersitz noch jede Menge Platz war. Auf jeden Fall Raum genug, um Rica zu erlauben, sich darin zusammen zu rollen. Allerdings konnte sie so immer noch von jedem gesehen werden, der auch nur einen flüchtigen Blick in den Innenraum warf. Rica sah sich um, ob nicht irgendwo eine Decke lagerte, die sie sich überwerfen konnte, aber das Auto war sehr aufgeräumt. Und selbst wenn sie eine gefunden hätte, wahrscheinlich sah das genauso seltsam aus, als wenn sie einfach so hinter dem Vordersitz kauerte. Sie musste einfach hoffen, dass die Institutsleute nicht zu genau hinsahen. Rica presste sich enger an den Sitz und versuchte, sich extraklein zu machen. Die Seitentür zog sie hinter sich zu.
    Jetzt wird es ernst. Sie war eingesperrt, auch wenn sie die Zentralverriegelung von innen vermutlich jederzeit wieder öffnen konnte. Aber dennoch. Das schien ihre letzte Chance zu sein. Die durfte sie nicht verstreichen lassen.
    Eine ganze Weile lang war es ruhig. Ricas Beine, angewinkelt unter ihrem Körper, begannen einzuschlafen. Alle Muskeln schienen sich zu verkrampfen.
    Schritte. Rica zuckte zusammen und duckte sich noch ein bisschen tiefer hinter den Sitz.
    Gleich darauf wurde die Vordertür geöffnet. Ricas Herz begann zu rasen. Wenn man sie jetzt entdeckte, so wurde ihr bewusst, konnte sie nicht einmal zum Angriff übergehen, so verkrampft und lahm fühlte sie sich.
    Das Auto wippte, als zwei Personen sich auf die Vordersitze fallen ließen. Gleich darauf knallten die Türen, und der Motor erwachte zum Leben.
    »Glaubst du, das reicht, um ihn auf Abstand zu halten?«, meinte eine Stimme. Sie klang jung, und Rica kannte sie nicht, also war es wahrscheinlich der Handlanger von dem großen bösen Wolf.
    »Keine Bange. An seiner Familie liegt ihm eine Menge.« Dieses Mal war Rica sich über die Identität des Sprechers sicher. Sie kannte diesen Tonfall kühler Berechnung und musste ein Schaudern unterdrücken. Wenn sie ein Messer gehabt hätte, wäre sie versucht gewesen, es durch den Fahrersitz zu stoßen.
    »Aber wir haben das Mädchen gar nicht. Und von dem Jungen weiß er nichts«, widersprach der erste Sprecher.
    Ricas Herz schien bei diesen Worten zu gefrieren. Das Mädchen. Hatten sie ihrem Vater weisgemacht, dass sie sie gefangen hatten? Er müsste es doch eigentlich besser wissen, schließlich war sie die ganze Zeit bei ihm gewesen. Allerdings hatte sie – wenn es so sein sollte – ihre Lüge gerade zur Wahrheit gemacht. Sie hatte sich freiwillig in die Hände des Instituts begeben.
    Und von welchem Jungen sprachen sie?
    »Es geht nicht so sehr darum, wen wir haben oder wen wir nicht haben. Vielmehr darum, was wir tun könnten. Wir wissen immer ziemlich sicher, wo das Mädchen ist. Und du darfst nicht vergessen, dass er auch noch eine Frau hat.«
    »Er hat sie aber doch verlassen.«
    »Aber nicht, weil ihm nichts an ihr liegt. Eher im Gegenteil.« Der Mann vom Institut lachte. Wieder lief Rica ein kalter Schauer über den Rücken. Gleichzeitig musste sie aber auch ein Grinsen unterdrücken.
    So, so, ihr wisst also immer, wo ich gerade bin, dachte sie. Ich glaube kaum, ihr Verlierer.
    Aber während der Wagen über die einsame Landstraße rollte und schließlich das Tor im Zaun passierte, wurde Rica auch klar, dass sie sich etwas vormachte. Sie war nicht mehr selbstbewusst und tapfer. Sie musste vielmehr aufpassen, um sich vor Angst nicht in die Hose zu machen.

Kapitel siebzehn
    Infiltration
    Lautlos rollte der Wagen aus. Der Fahrer hatte den Motor schon ausgestellt, bevor das Auto richtig zum Stehen kam, und als nun die Tür geöffnet wurde, drang frische, kühle Luft an Ricas Nase. In der Ferne kreischten ein paar Möwen, aber sonst war es beängstigend still. Vielleicht haben sie mich doch entdeckt, und nun haben sie mich an ein einsames Stück Strand gebracht, um mich zu

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