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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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mag den Wind«, hatte sie erwidert und war wieder verschwunden. Wenn sie ehrlich sein sollte, wollte sie ihrem Vater aus dem Weg gehen. Sie wusste einfach nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte.
    Dazu kam noch, dass sie mit seiner Lösung einfach nicht einverstanden war, und daran konnten alle klugen Argumente nichts ändern. So saß sie hier draußen, sah auf das goldene Meer und wartete.
    Hinter ihr brummte ein Motor durch den stillen Ort. Rica zog die Schultern hoch, und die Mütze tiefer über die Ohren. Das Auto hielt gar nicht weit von ihr entfernt an. Rica hörte Türen klappen und wagte es schließlich, einen Blick über die Schulter zurückzuwerfen. Es war das bekannte schwarze Auto, das sie schon viel zu oft gesehen hatte. Zwei Männer waren ausgestiegen. Und einen von ihnen kannte Rica nur zu gut. »Scheiße«, murmelte sie.
    Herr Wolf. Rica konnte sich nicht vorstellen, dass ausgerechnet dieser Kerl der Kontakt ihres Vaters sein sollte. Ganz zu schweigen davon, dass er keine Frau war. Sein Begleiter sah auch nicht gerade angenehmer aus. Gemeinsam gingen sie in das kleine Hotel, in dem ihr Vater sich mit seiner »Informantin« treffen wollte.
    »Scheiße«, wiederholte Rica. Dieses Mal lauter. Ein Schaf, das ein Stück weiter unten am Deich graste, blickte kurz zu ihr auf. Wenn es gekonnt hätte, hätte es sicher seine Stirn gerunzelt. Stattdessen schenkte es Rica einen dümmlichen Blick und trottete langsam weiter.
    Ricas Gedanken rasten. Was sollte sie jetzt tun? Ihren Vater warnen? Sie zog ihr Handy aus der Jackentasche und wählte die Nummer, die er ihr gegeben hatte.
    Sie ließ es ewig klingeln, aber er ging nicht dran. Na super! Das konnte so ziemlich alles heißen. Ob diese Kerle vom Institut dazu imstande waren, ihn umzubringen? So weit würden sie doch sicher nicht gehen, oder?
    Rica biss die Zähne aufeinander. Alles in ihr schrie danach, jetzt den Deich hinunterzurennen und hinter den Kerlen her ins Hotel zu stürmen. Dort würde sie dann … Ja, was eigentlich? Sie hatte doch keine Chance gegen zwei Männer. Noch dazu, wenn sie höchst wahrscheinlich bewaffnet waren. Um genau zu sein, hatte sie eigentlich nie in dieser ganzen Sache auch nur die geringste Chance gehabt. Eliza, Nathan und Robin waren immer noch in Gefangenschaft, und so wie es im Moment aussah, würde ihr Vater keine große Hilfe dabei sein, sie zu befreien. Wahrscheinlich würde er selbst im Institut landen. Oder im Gefängnis. Bestimmt hatten die Kerle irgendwas gegen ihn in der Hand, und wenn sie nichts hatten, würden sie etwas erfinden.
    Nein, es gab nur eine Möglichkeit, die ganze Angelegenheit jetzt noch zu lösen. Klar, ihr Vater mochte recht haben, wahrscheinlich war es das Beste, alles an die Öffentlichkeit zu zerren. Auch ohne Pressekontakte sollte das heutzutage kein Problem mehr sein. Wenn man nur irgendwelche Informationen beschaffen konnte, dann musste man sie nur großzügig im Internet verteilen. Wenn es erst einmal so weit war, dass die ganze Welt von den Machenschaften des Nathans-Instituts wusste, mussten sie auch ihren Vater wieder freilassen. Dann war doch klar, dass man ihn nur hereingeritten hatte.
    Ja klar, wenn sie ihn nicht vorher umbringen.
    Rica schüttelte entschieden den Kopf. Ganz sicher würden sich die beiden Kerle nicht in einer Hotellobby mit ihrem Vater eine Schießerei liefern. Und er war auch ganz sicher klug genug, sich von ihnen nichts zu trinken anbieten zu lassen, oder so was. Sie konnten ihn eigentlich nur verhaften lassen. Sie würden ihn nicht umbringen, nicht in der Öffentlichkeit.
    Das hoffte Rica wenigstens.
    Sie dagegen musste jetzt handeln. Sie musste ins Institut, koste es, was es wolle. Rica starrte noch immer auf den Wagen hinunter. Ihr Herz raste mit ihren Gedanken um die Wette. Eine völlig irrwitzige Idee begann, in ihrem Kopf Gestalt anzunehmen. Den großen Preis für Intelligenz würde sie dafür nicht gewinnen. Aber sie war so dreist, dass wahrscheinlich keiner damit rechnete.
    Rica setzte sich in Bewegung, den Deich hinunter. Der Wind pfiff ihr um die Ohren, und als sie auf der Straße angekommen war, war sie vollkommen durchgefroren. Zwei Spaziergänger gingen an ihr vorbei und warfen ihr einen mitleidigen Blick zu, beachteten sie aber glücklicherweise nicht weiter. Langsam näherte sich Rica dem Auto. Nach der Aktion in der Jugendherberge konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen, dass ihr Plan klappen könnte, aber man wusste ja nie. Sie musste es

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