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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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untermauert. Es reicht ja nicht, das Ganze ans Licht zu zerren. Es muss auch etwas dagegen unternommen werden.«
    Wieder schwieg Rica eine Weile. Das alles klang gut und plausibel, aber auch sehr abgeklärt. »Warum jetzt?«, wollte sie wissen. »Du hast früher für sie gearbeitet, warum hast du dich jetzt gegen sie gewendet? Gab es einen bestimmten Grund?«
    Jetzt war es an ihrem Vater, zu schweigen, und über Ricas Kopf hinweg aus dem Fenster zu sehen. »Irgendwann holt uns eben das Gewissen ein«, meinte er vage. Rica wagte nicht, weiter nachzubohren, es schien klar, dass sie aus ihrem Vater keine eindeutigere Antwort herausbekommen würde.
    »Und was wird aus meinen Freunden? Nathan und Eliza und wahrscheinlich auch Robin sind da drin. Können wir sie nicht rausholen, wenn wir gerade dabei sind?« Der Gedanke an Robin trieb ihr wieder Tränen in die Augen. Hoffentlich war er in Ordnung. Hoffentlich hatten sie sich gut um seine Verletzungen gekümmert.
    Ihr Vater starrte weiter aus dem Fenster. »Wir können nicht einfach irgendwelche Kinder aus ihrer Obhut entführen, so leid mir das tut, Rica«, meinte er.
    »Aber sie haben sie doch zuerst entführt!«, protestierte Rica.
    »Das ist nicht ganz der richtige Ausdruck«, antwortete ihr Vater. »Die Eltern der betroffenen Jugendlichen haben zugestimmt, dass sie für einige Zeit und für ein paar kurze Untersuchungen ins Institut gebracht werden. Voraussetzung ist nur, dass sie dort auch schulisch unterrichtet werden und sich keinen Tests unterziehen, gegen die sie sich aussprechen.«
    Rica verdrehte die Augen. »Als ob sie eine Wahl hätten. Und Kinder sind nicht das Eigentum von ihren Eltern. Robin ist schon fast achtzehn. Er kann selbst entscheiden, wo er hingehen möchte.«
    »Fast«, gab ihr Vater zurück. »Fast ist nicht ganz. Keine Diskussion. Es ist sowieso zu gefährlich, und es bringt die eigentliche Mission in Gefahr. Es tut mir leid für deine Freunde, aber wenn alles klappt, werden sie sowieso nicht mehr lange im Institut bleiben müssen.« Er seufzte, lehnte sich auf seinem Sitz zurück und schloss die Augen. »Meinst du, du kannst mich einen Moment ausruhen lassen? Dich durch halb Deutschland zu jagen, ist ganz schön anstrengend.«
    Rica schenkte ihm einen finsteren Blick, den er natürlich nicht sehen konnte. Dann kreuzte sie die Arme vor der Brust und starrte wieder aus dem Fenster. Ihr Vater konnte sagen, was er wollte. Sie würde niemanden im Stich lassen. Nicht Nathan, nicht Eliza und schon gar nicht Robin.

Kapitel sechzehn
    Das Institut
    »Hier ist doch gar nichts.« Rica sah aus dem Fenster des Mietwagens, den ihr Vater besorgt hatte. Draußen schien die Welt aus Windrädern, Horizont und Himmel zu bestehen. Ab und zu gab es noch ein Ziegelhaus, das war dann aber auch schon alles. Immerhin hatte es endlich aufgeklart, Sonnenstrahlen fielen durch eine graublaue Wolkendecke und malten Lichtinseln auf die flache Landschaft.
    »Glaubst du, die bauen ihr Institut in eine Gegend, wo jeder sie überwachen kann?«, erwiderte ihr Vater. »Warte es nur ab. Wir brauchen nicht mehr lange.« Er grinste. »Wolltest du nicht dringend mal Urlaub am Meer machen?«
    Rica verdrehte die Augen und würdigte diesen Kommentar nicht mit einer Antwort.
    Nicht mehr lange erwies sich als eine schier endlose Autofahrt von zwei Stunden. Die ganze Zeit über erschien es Rica, als würden sie sich nicht einmal von der Stelle bewegen, die Aussicht war immer gleich. Deich auf der linken Seite, flaches Land und Windräder auf der rechten. Schafe und Schlick und Vögel. Grauer Himmel. Als würden sie im Kreis fahren. Irgendwann würde das Benzin ausgehen, das Auto stehen bleiben und sie einfach verhungern.
    Doch dann bogen sie auf einmal ab, durchquerten den Deich an einer Art Schleuse und rollten durch einen winzigen Ort. Dahinter führte die Straße schnurgerade weiter, parallel zum Deich in Richtung einer Landzunge. Und hier trafen sie schließlich auf den Zaun.
    Ein hoher, grün gestrichener Metallzaun, mitten in dieser einsamen Landschaft – er wirkte irgendwie surreal. Kein Schild prangte daran, das Tor war offensichtlich elektronisch verschlossen, und Rica konnte das Auge einer Kamera neben dem Tor erkennen. Hinter dem Zaun führte die Straße schnurgerade weiter und verschwand schließlich über einen etwas niedrigeren Deich.
    »Hier sind wir«, meinte ihr Vater und hielt das Auto an. »Dahin wolltest du doch, oder?«
    Rica starrte das Tor an und machte sich klar,

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