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Opus 01 - Das verbotene Buch

Titel: Opus 01 - Das verbotene Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Teufelsbuch gelesen. Ich beobachte seit Tagen, wie du dich veränderst. Wie etwas von dir Besitz ergreifen will. Wie die Dämonen in dir immer stärker werden. Wie du dich verzweifelt gegen sie wehrst. Und gerade deshalb bist du mir jetzt von beträchtlichem Nutzen.«
    »Bitte, Herr – ich wollte nur …«
    »Kein weiteres Wort jetzt, Johannes – oder willst du, dass Cellari Verdacht schöpft?«
    Das Herz blieb Hannes beinahe stehen. Ohne ein weiteres Wort, den Kopf zwischen die Schultern gezogen, hinkte er hinter Skythis durch den Stall und über die Brücke. Die Kutsche des Inquisitors stand schon auf dem Reitweg bereit, die Pferde vorgespannt, und Cellari schaute ihnen aus dem Seitenfenster entgegen.
    Er schien nicht allzu überrascht, als Skythis ihn mit wenigen hervorgebellten Worten über seine Pläne unterrichtete. »Nun, Freund, auch Ihr müsst Eurer Fackel folgen.« Er lächelte geziert. »Wohlan, so forscht Ihr weiter nach dem Teufelsbuch, während ich der satanischen Bruderschaft zu Leibe rücken werde. Eine Masche im höllischen Netz haben wir immerhin entdeckt – schauen wir also, was geschieht, wenn ich einmal kräftig daran ziehe.«
    Cellari nickte Skythis zum Abschied zu, während sein Kutscher bereits die Peitsche tanzen ließ. Kurz darauf war der Inquisitor mitsamt seinem Gefolge hinter Buschwerk und Bäumen verschwunden.
    Der Unterzensor packte Hannes fester beim Arm – so als ob er befürchtete, dass sein Hilfsschreiber sonst die Flucht ergreifen würde. »Nun, Johannes, horche in dich hinein – und dann sag mir, was du verspürst.«
    »Einen Sog, schon seit Stunden«, gab Hannes widerstrebend zu. »Und dorthin will er mich ziehen.« Er deutete auf den Tannenwald hinter der kleinen Pferdeweide.
    Der Unterzensor schaute in die gewiesene Richtung, dann argwöhnisch wieder zu Hannes. »Und du bist dir ganz sicher?«
    Hannes nickte. Der Schrecken über Skythis’ gänzlich unerwartete neue Pläne saß ihm noch in den Gliedern und seine Kehle war wie ausgedörrt. Aber das kam vielleicht schon von dem Jagdfieber, das in ihm erwacht war, so auflodernd rasch wie das Feuer hinter ihnen. Eine fast unwiderstehlich starke Verlockung ging von jenem Sog aus und zusammen mit Skythis konnte er es wagen, ihr nachzugeben. Sich in den Wald hineinziehen zu lassen, tiefer und tiefer in das Dickicht dort draußen, das zugleich die Wildnis in seinem Innern war, am dunklen Grund seiner Seele. Hannes verstand selbst nicht recht, was er da gerade gedacht hatte – vielleicht war es gar nicht von ihm selbst gekommen, sondern von den dämonischen Kräften in seinem Innern ihm eingeflüstert worden.
    Doch bevor er sich über diesen Punkt halbwegs klar werden konnte, hatte Skythis dem Kutscher Gregor seinen Verliesschlüssel ausgehändigt, ihm gute Reise gewünscht und ihn nochmals ermahnt, ihnen »auf dem bekannten Weg« baldmöglichst eine Nachricht zu senden. Und während der Eisenwagen dröhnend davonfuhr, umfasste der Unterzensor Hannes’ Handgelenk so fest, dass ihm Knochen und Knöchlein gegeneinandergepresst wurden. »Auf geht’s, Johannes!«, stieß Skythis hervor.
8
    D
as Verlies unter dem Palas
hatte früher einmal zur Ahnengruft der Edlen von Hohenstein gehört. Die Eisentür am Fuß der kleinen Treppe stand offen und als Amos eintrat, sah ihm Onkel Heribert starr und wächsern entgegen. Der Ritter saß auf einem Mauerbrocken, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, und gewiss wäre er längst in sich zusammengesackt, wenn ihn nicht der rostige Eisenring um seinen Hals daran gehindert hätte. Schaudernd hatte sich Amos schon vor Jahren einmal die Vorrichtungen angesehen,die der Ritter für unfreiwillige »Sommerfrischler« hier unten hatte anbringen lassen. Der eiserne Halsring war ebenso in der Mauer verankert wie die Fußketten mit den Bleikugeln daran, die dem Onkel erspart geblieben waren. Doch die Zange des Inquisitors hatte Heribert übel zugesetzt – bevor Meinolfs Messer wohl auch sein Leben beendet hatte.
    Einige Augenblicke lang blieb Amos vor ihm stehen. Armer Onkel Heribert, dachte er, obwohl du ein Unhold warst, tust du mir leid. Und obwohl du mein Onkel bist, will ich nie vergessen, dass du ein Unhold ohne Mitleid warst.
    Er wandte sich ab, seine Augen begannen schon wieder zu brennen. Vor allem aber wurde ihm der Leichnam nun zu schwer. Oda lag in seinen Armen, als ob sie schliefe, ihren Kopf mit den schwarzen Locken gegen seine Brust gelehnt.
    Die Tür zur eigentlichen Gruft war unverschlossen

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