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Opus 01 - Das verbotene Buch

Titel: Opus 01 - Das verbotene Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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ein, drängten sie Schritt um Schritt gegen das Dickicht am Straßenrand zurück. Ein Schütze riss seinen Bogen hoch, mit stählernem Sirren schoss der Pfeil durch die Luft und bohrte sich in die Stirn eines Räubers. Es war ein noch junger Mann mit flachsblondem Haar, das ihm bis auf die breiten Schultern fiel. Hannes sah, wie sein Gesicht über dem wirren Bart kalkweiß wurde und im nächsten Moment rot vom hervorströmenden Blut. Ganz deutlich spürte er, dass der junge Räuber bereits tot war, als er seitwärts aus dem Sattel fiel. Seine Augen starr, sein Mund geöffnet, doch wenn er noch etwas geschrien hatte, so hatte ihn gewiss niemand gehört.
    Die Luft hallte, der Boden erzitterte vom Klirren der Schwerter, vom Stampfen der Hufe, von Flüchen und Ächzen und Wiehern und Schnauben, während der junge Räuber mit dem Gesichtvoran zu Boden stürzte und den Pfeil noch tiefer in seine Stirn trieb. Seine Kumpane aber drangen desto heftiger auf die Armbrustschützen und auf Cellaris Gehilfen ein – auf Meinolf und Alexius, die, von fünf Räubern umringt, ihre Kurzschwerter nicht zu ziehen wagten.
    Unterdessen hatte Gregor seinen Umhang abgeworfen und war vom Kutschbock geglitten, einen Krummdolch in der Linken, während seine Rechte ein messerscharfes Eisenkreuz an einer Kette über seinem Kopf wirbeln ließ. Mit wölfischem Geheule stürzte er sich auf den nächstbesten Gegner, schmetterte ihm das Eisenkreuz gegen den Schädel, sprang ihn im selben Augenblick an und riss ihn aus dem Sattel. Sein Krummdolch fuhr in die Kehle des Räubers, noch während sie aneinandergeklammert zu Boden stürzten. Noch war der Mann am Leben, aber Gregor wandte sich bereits ab. Hannes sah, wie aus der mondsichelrunden Wunde das Blut hervorschäumte, doch schon wurde seine Aufmerksamkeit wieder abgelenkt: Der hünenhafte Räuberhauptmann mit der leuchtend roten Stirnnarbe hob die linke Hand und schrie etwas in Richtung der Kutsche, deren Goldbeschläge in der Morgensonne funkelten. Aus dem Seitenfenster sah Leo Cellari scheinbar ungerührt dem Getümmel zu. Was genau der Vernarbte geschrien hatte, konnte Hannes im Durcheinander nicht verstehen, doch er sah, dass Cellari mit kaum merklichem Lächeln den Kopf schüttelte.
    Da riss der riesenhafte Räuber sein Schwert hoch und stieß es einem der Armbrustschützen bis zum Heft in die Brust. Aufwiehernd stob das Pferd unter dem päpstlichen Streiter davon, den die Klinge in sieben Fuß Höhe an eine mächtige Fichte genagelt hatte. Die Armbrust entglitt seinen Händen und fiel dröhnend zu Boden. Der Durchbohrte aber blieb dort oben hängen, sein Gesicht in einem Ausdruck ungläubigen Erstaunens erstarrt.
    Die Räuber johlten durcheinander. Jeweils zu viert hielten sie mit gezogenen Schwertern einen Armbrustschützen in Schach. Die Schlacht war offenbar entschieden – durch die schiere Übermachtder Wegelagerer, die noch immer nicht zu ahnen schienen, wer ihnen da in die Falle gegangen war. »Runter mit den Waffen!«, kommandierte der schwarzhaarige Herr von edlerem Aussehen, allem Anschein nach ihr oberster Anführer. Und diesmal bezeigte Cellari mit gleichmütigem Nicken sein Einverständnis.
    Einer nach dem anderen traten nun die fünf verbliebenen Armbrustschützen vor und legten ihre Waffen nieder. Der Hüne mit dem Narben-X trieb unterdessen sein Pferd zu dem aufgespießten Schützen hin und riss mit einem Ruck sein Schwert wieder an sich. Für einen unwirklich langen Augenblick blieb der Leichnam noch an dem Baumstamm haften, dann fiel er wie ein Sack zu Boden.
    Neuerliches Gejohle bei den Räubern. Das X auf der Stirn ihres narbengesichtigen Hauptmanns schien von genau einem solchen Eisenkreuz herzurühren, wie Gregor es eben eingesetzt hatte. Doch was konnte der Gepanzerte allein gegen die Übermacht der Räuber ausrichten? Mit siegesgewissem Grinsen, das blutverschmierte Schwert vor sich auf den Schenkeln, thronte ihr Hauptmann im Sattel. »Du auch, Echsenmann«, brummte er.
    Gregor stand wenige Schritte vor ihm, den Krummdolch und die Kette mit dem Eisenkreuz noch immer in seinen Händen. Um ihn herum war ein freier Raum, der ungefähr der Länge seiner Kette entsprach. »Wenn du meine Waffen willst«, bellte er unter der Maske hervor, »dann hol sie dir.«
    Das ließ sich der Räuberhauptmann nicht zweimal sagen – sein Grinsen wurde noch breiter, als er sich aus dem Sattel schwang und noch im Sprung mit dem Schwert ausholte. Doch sein Hieb ging ins Leere – mit einem

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