OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger
gekommen«, fuhr Elias fort, »dass diese Teufelchen es gerade darauf angelegt haben könnten? Ich meinesteils bin überzeugt, dass es sich genauso verhält: Die beiden wollten, dass wir die Dornenburg anzünden – dann nämlich hätte alles so ausgesehen, als ob auch sie selbst und ihr Höllenbuch von unserem Feuer verzehrt worden wären.«
Der Dominikaner machte große Augen. »Du meinst, sie wollten ihre eigenen Leute opfern – Männer, Frauen und Kinder, vier Dutzend an der Zahl?« Er stieß einen leisen Pfiff aus. »Grundgütiger, ein wahrhaft teuflischer Plan!«
Die sechs Kirchenkrieger waren ihnen mittlerweile schon weit voraus. Wie entzündete Wunden auf dem schwarzen Felsleib, so leuchteten ihre Purpurgewänder im Licht der Morgensonne, während sie sich den steilen Anstieg hinaufmühten. Einige von ihnen waren noch zu Pferde, die anderen hatten sich notgedrungen aus dem Sattel geschwungen und zogen ihre Reittiere hintersich her, während sie ihrerseits von den Bluthunden vorangezerrt wurden.
»Noch ist nichts verloren«, sagte Elias. »Wir haben ihre Satanslist durchschaut und wissen also, dass sie beide noch am Leben sind. Vielleicht bringt der Bote sogar schon gute Nachrichten für uns.«
»Du willst auf den Boten warten? Wer weiß, wann er oben auf dem Berggipfel eintrifft – von Nürnberg bis hierher braucht selbst ein Eilkurier mit zwei Araberpferden den halben Tag.«
Der Offizier zuckte mit den Schultern. »Wir haben die Fährte sowieso verloren. Nutzen wir also die Gelegenheit und ruhen uns ein wenig aus. Schließlich sind wir seit zwei Tagen und Nächten beinahe pausenlos unterwegs.«
»Wenn du meinst …« Meinolf wirkte ungewohnt kleinlaut, seit ihn Elias über den zweifelhaften Wert von Augenblicksideen belehrt hatte. »Mir wäre es allerdings lieber, wenn wir einfach unsere Briefe am üblichen Ort deponieren und gleich weiterziehen würden. Zurück nach Nürnberg – wohin sonst könnten die beiden schließlich von hier aus gehen?«
»Woher soll ich das wissen?«, fragte Elias zurück, und es klang, als ob er der vorlauten Einwände allmählich überdrüssig würde. »Jedenfalls hilft es uns gar nichts, wenn wir auf Verdacht weiter nach Süden reiten – während unsere zwei Teufelchen vielleicht längst eine ganz andere Richtung eingeschlagen haben.«
Meinolfs Miene wurde nachdenklich. »Jetzt, wo du es sagst … Ich habe dir doch den Brief gezeigt«, fuhr er eifrig fort, »den ich gestern von Cellari bekommen habe: Trithemius ist ihm in Sponheim entkommen und dürfte mittlerweile in Würzburg eingetroffen sein. Vielleicht sind ja der Kleine von Hohenstein und diese Klara auch auf dem Weg dorthin?«
Elias runzelte die Stirn und starrte Meinolf an, als ob der Dominikaner nun vollends den Verstand verloren hätte. Für einen kurzen Moment vergaß er sogar zu lächeln. »Nur gut, dass du das Kriegshandwerk im Allgemeinen denen überlässt, dieetwas davon verstehen.« Er lachte leise auf. »Woher sollten denn unsere kleinen Satansbraten wissen, was vorletzte Nacht in Sponheim passiert ist? Kannst du mir das mal verraten, Meinolf? Und ob der Abt Trithemius heute tatsächlich Würzburg erreicht hat – das wissen ja noch nicht einmal wir!« Er schlug mit der Faust vor sich auf den Sattelknauf. »Die Bruderschaft Opus Spiritus mag ein weit verzweigtes Spinnennetz sein – aber dass sie einen besseren Kurierdienst als die vatikanische Armee besitzen sollen, kommt mir doch reichlich unwahrscheinlich vor.«
Diesmal war es der Dominikaner, der seinen Kopf schüttelte, allerdings ohne den Anflug eines Lächelns. »Kurierdienst«, wiederholte er, »wer redet denn von so etwas? Du hast dir offenbar noch nie die Mühe gemacht, die Werke des berühmten Bücherpapstes und Dämonenerforschers Trithemius zu studieren?«
Der Offizier bekreuzigte sich. »Jeder weiß, dass es satanische Schriften sind. Warum sollte ich meine Seele durch so ein Gefasel gefährden?«
»Ganz einfach«, sagte Meinolf und die Feuermale kehrten auf seine Wangen zurück. »Dann wüsstest du nämlich, womit sich Trithemius in seinen Schriften brüstet: Angeblich kann er über beliebig große Entfernungen Gedanken senden und empfangen. Wozu braucht er da berittene Kuriere? Die Höllengeister übermitteln seine Botschaften schnell wie der Wind auf magischem Weg.«
»Und du glaubst, dass er die Wahrheit sagt?« Der Offizier kratzte sich so heftig am Hinterkopf, dass ihm der Helm in die Stirn rutschte.
»Darüber bin ich mir
Weitere Kostenlose Bücher