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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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sie der Torbogen verschluckt und Klara taumelte auf weichen Knien hinter ihnen her. Was immer das alles hier zu bedeuten hatte – sie musste zur Stelle sein, wenn die arme Äbtissin wieder zu Bewusstsein käme!
    In der Eingangshalle des Spitals herrschte ein womöglich noch größeres Gedränge als draußen. Allem Anschein nach waren gerade eben wenigstens ein Dutzend verletzter oder anderweitig erkrankter Personen eingetroffen, jede von ihnen umringt von einer Traube weinender Familienangehöriger oder händeringender Gehilfen. Spitalbeamte in grauen Gewändern schritten von einer Gruppe zur anderen, fuchtelten mit den Armen, schwenkten Papiere, versuchten, sich heiser schreiend Gehör zu verschaffen. Drei kaiserliche Soldaten standen vor dem Eingang zu ihrer Wache, mit beunruhigten Mienen, die Gewehre in den Armen wiegend. Noch hatten sie offenbar keinen Befehl erhalten, dieses Durcheinander zu beenden – aber Klara bezweifelte nicht, dass sie notfalls imstande wären, die ganze riesengroße Eingangshalle mit ein paar krachenden Warnschüssen leer zu fegen.
    So unauffällig wie möglich bahnte sie sich einen Weg durch die umherwogende Menge. Die Gewölbedecke der Halle wurde durch gewaltige Säulen gestützt, aus denen Engel oder Heiligenfiguren herausgemeißelt waren. Einige von ihnen erinnerten Klara an die Statuen aus der Geschichte
Vom Ritter, der seine Liebstehinter dem Spiegel fand
– aber so starr, wie die Figuren dort ins Innere des Berges gewiesen hatten, deuteten hier die Engel himmelwärts.
    Sie musste lächeln und ermahnte sich, grimmig zu grinsen. Irgendwo vorne im Getümmel, schon ein gutes Dutzend Schritte vor ihr, drängten sich die beiden Nonnen mit ihrer Last durch die Menge. Klara ruderte mit den Armen, wich Gehstöcken und schwankenden Kleinkindern aus, rief »Aus dem Weg, Mensch!« und vergaß, zu nuscheln und sogar zu brummen. Aber glücklicherweise herrschte in der Halle ein solches Getöse, dass man sein eigenes Wort kaum verstand.
    Und dann geschah etwas sehr Sonderbares.
    Mittlerweile hatte sich Klara ungefähr bis zur Mitte der weitläufigen Halle vorangewühlt. Von zwei Wandsäulen flankiert, führte hier rechter Hand eine schmucklose breite Tür in irgendeinen Seitentrakt des labyrinthischen Bauwerks. Ein Türflügel stand eine Handbreit offen, dahinter meinte Klara eine Treppe zu erspähen, die in Windungen abwärtsführte. Und gerade als die Nonnen mit Mutter Sophia dort vorbeikamen, ging die Tür noch etwas weiter auf und zwei weitere Augustinernonnen traten hervor.
    Klara wollte ihren Augen nicht trauen: Diese Nonnen trugen genauso eine Bahre wie die anderen beiden Augustinerinnen, die vorhin mit der Karosse eingetroffen waren, und auch die alte Frau auf der zweiten Bahre sah zumindest aus dieser Entfernung ganz genauso aus wie Mutter Sophia. Die gleiche schwarze Robe mit dem weißen Rundkragen, die gleiche lehmfarbene Decke und vor allem – das gleiche liebe alte Antlitz, die Augen fest geschlossen wie in tiefem Schlaf.
    Mehrere hochgewachsene Männer drängelten sich gerade jetzt durch die Menge und versperrten Klara für einen Moment die Sicht. Als sie wieder halbwegs freien Blick hatte, war von der zweiten Bahre mitsamt ihren Trägerinnen nichts mehr zu sehen – und Klara fragte sich verwundert, ob sie sich diese spukhafte Verdoppelungetwa nur eingebildet hatte. Aber sie war doch schließlich nicht betrunken! Wer allzu tief in den Schnapsbecher schaute, der erblickte ja angeblich die Dinge um sich herum wie im Spiegel verzweifacht. Aber sie war ja vorhin nur ein paar Schritte neben dem durstigen Mann hergelaufen – das reichte doch nicht dafür aus, dass sie nun selbst alles um sich herum zweifach sah! Außerdem hatte sich nichts und niemand außer den zwei Nonnen mitsamt der Kranken auf ihrer Bahre verdoppelt – und auch das nur für die Dauer eines Wimpernschlags.
    Aber was sollte sie jetzt nur machen? Ganz da hinten, schon fast am anderen Ende der Halle, arbeiteten sich die beiden Nonnen mit ihrer Last unbeirrbar voran. Da drüben war das Gedränge sehr viel geringer, und entsprechend kamen sie nun rascher vorwärts und würden gleich schon in einem der zahlreichen Gänge da hinten verschwinden.
    Also sollte Klara sich doch sputen, um Mutter Sophia nicht aus den Augen zu verlieren? Doch sie stand wie versteinert unweit jener Seitentür, die nun auch wieder so fest geschlossen war, als ob sie überhaupt noch nie geöffnet worden wäre. Und doch spürte Klara den starken

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