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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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unterwegs. Sie konnte nur hoffen, dass sie nicht mit den Füßen voran in einen Nachen krachen würde oder auf ein dahinjagendes Floß. Anders als Ritter Laurenz würde sie einen solchen Sturz wohl kaum mit heilen Knochen überstehen.
    Noch während Klara auf die Pegnitz zustürzte, erschallten über ihr auf einmal windzerfetzte Laute. Es klang beinahe wie das Heulen und Winseln großer Hunde – aber das bildete sie sich doch wohl nur ein? Sie wandte den Kopf zurück und der Mund blieb ihr vor Schreck offen stehen: Die beiden Bluthunde, die auf dem Dachspeicher hinter ihr hergerannt waren, hatten sich gleichfalls durch den Durchgang geworfen und flogen mit wehenden Ohren hinter ihr her! Und ganz da oben unter dem Dachfirst bemerkte sie nun auch zwei purpurfarbene Gestalten, die funkelnde Waffen in ihren Händen hielten – Armbrüste! Im nächsten Moment schnellten dort oben zwei Pfeile von den Sehnen und jagten hinter Klara her.
    Sie schrie auf und schaute rasch wieder nach vorn. Sie hatte gehofft, dass sie durch den tollkühnen Sprung ihre Verfolger abschütteln würde – doch noch ehe sie auch nur in den Fluss eingetaucht war, hetzten die Hunde und schossen die tödlichen Stahlpfeile schon wieder hinter ihr her. Die Pfeile schwirrten glücklicherweise links und rechts an ihr vorbei und versanken im Fluss. Gerade noch blieb Klara Zeit genug, um tief Luft zu holen – dann klatschte auch sie mit den Füßen voran aufs Wasser und die trüben Fluten schlangen sie in sich hinein.
    Verzweifelt ruderte sie mit den Armen, doch es half nichts: Unerbittlich wurde sie tiefer und tiefer hinabgesogen. Klara ruderte und strampelte. Über sich nahm sie in einiger Entfernung zwei unförmige Umrisse wahr, die gleichfalls dem Flussgrund entgegensanken – die Bluthunde!
    Die Atemluft begann ihr schon knapp zu werden, da endlich spürte sie Grund unter ihren Füßen. Mit aller Kraft stieß sie sich vom schlammigen Boden ab und stieg qualvoll langsam wiederdem Licht entgegen. Ihre Lunge brannte, als ob in ihrem Innern ein Feuer ausgebrochen wäre. Sie verspürte den überwältigenden Drang, ihren Mund aufzureißen und nach Luft zu schnappen, obwohl ihr Kopf noch immer unter Wasser war. Grellweiße Punkte begannen vor ihren Augen zu tanzen, und Klara spürte schon, dass sie im nächsten Moment elend ersticken müsste – da endlich durchbrach sie aufs Neue den Wasserspiegel und sog keuchend die köstliche Atemluft ein.
    Sie ruderte mit den Armen, hustete und röchelte. Doch so benommen und entkräftet sie auch war, die Hunde vergaß sie keinen Moment lang – so wenig wie die beiden Kirchenkrieger, die auf sie geschossen hatten. Klara wischte sich Schlamm aus dem Gesicht und beschirmte ihre Augen gegen die Morgensonne. In der Luke oben am Dachspeicher war niemand mehr zu sehen. Dafür tauchten jetzt keine zehn Schritte links von ihr zwei schnaubende Hundeschnauzen aus dem Wasser. Die Bestien schüttelten ihre Köpfe, dass die Tropfen nur so sprühten. Einträchtig heulten sie auf und paddelten hinter ihr her.
    Klara warf sich herum und hielt mit gleichmäßigen Schwimmzügen auf das nördliche Flussufer zu. Dahinter türmte sich gewaltig die Stadt mit ihren vielerlei prachtvollen Bauwerken auf. Aber nach Nürnberg hinein durfte sie sich auf gar keinen Fall noch einmal wagen. Sie warf einen Blick nach hinten – noch waren die Hunde ein Dutzend Schritte hinter ihr zurück. Wie die meisten Vierbeiner waren es unbeholfene Schwimmer, aber diese beiden Bestien waren zäh. Sie würden niemals aufgeben, und Klara spürte jetzt schon, dass ihre eigenen Kräfte sie nicht mehr weit tragen würden.
    Sie musste es irgendwie schaffen, auf eines der Boote zu gelangen, die in der Flussmitte ungemein rasch vorankamen. Plumpe Kähne trieben dort, schnittige Segler und behäbige Fischerboote. Die Strömung in der Mitte des Flusses war allerdings so stark, dass sie alles mit sich riss, was in ihren Bann geriet. Unmöglich könnte sich Klara, wenn die Strudel sie erst einmal ergriffen hätten,an Bord eines jener Kähne oder Nachen schwingen, die in der Flussmitte beängstigend schnell dahinjagten. Aber vielleicht konnte sie sich ans Heck eines solchen Bootes klammern und sich flussabwärts davonziehen lassen – zehnmal schneller als die mühselig paddelnden Hunde und bestimmt auch viel rascher als das Floß, das sie auf einmal von rechts heranschwanken sah.
    Der Flößer stand breitbeinig auf seinem Gefährt, das lediglich aus einem runden Dutzend

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