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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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hatte Klara ihren Mund wieder über Wasser und ein paar Mal keuchend ein- und ausgeatmet – da bekam sie einen schmerzhaften Schlag gegen ihren Hinterkopf.
    Ein Armbrustpfeil?
    Sie spürte, wie Beine und Arme ihr taub und wattig wurden und um sie herum alles nebelhaft trüb. Die Strömung packte sie und riss sie mit sich und Klara ließ es wie willenlos geschehen. Sie versuchte, Amos noch einmal eine Gedankenbotschaft zu senden, eine Abschiedsbotschaft, einen allerletzten Gruß. Doch dafür reichten ihre Kräfte bei Weitem nicht mehr aus. Amos, mein Auserwählter, konnte sie gerade noch denken, rette dich und
Das Buch

    Dann wurde für Klara drinnen wie draußen alles tintenschwarz.

Kapitel VI

1
    D
er junge Maurerlehrling
kam den beiden Würzburger Weinhändlern reichlich sonderbar vor. Sie hatten ihn eine gute Kutschstunde vor ihrer Heimatstadt aufgelesen – aus Nächstenliebe und vor allem aus Neugier.
    »Wie ist dein Name?«, fragte der eine Weinhändler, der dem Alter und Aussehen nach höchstwahrscheinlich der Vater des zweiten war.
    »Am… Andres Kupferschuh«, stotterte der seltsame Bursche.
    »Und wohin des Wegs?«
    »Nach Würzburg, zur Dombauhütte – Meister Dreyfuß erwartet mich schon.«
    Die Weinhändler wechselten erwartungsfrohe Blicke. Bischof Lorenz hatte umfangreiche Umbauten des Würzburger Doms angeordnet, und die beiden Männer lechzten danach, von Andres Kupferschuh allerlei malerische Einzelheiten zu erfahren. Doch der Maurerlehrling schien kaum etwas von den geplanten Verschönerungen zu wissen. Sogar weniger als gar nichts, genauer gesagt. Schon Winkelmaß und Wasserwaage auseinanderzuhalten bereitete ihm ersichtlich Mühe. Eigenartig war auch, dass ihm das Maurergewand an den Beinen zu kurz war und wie zum Ausgleich um Brust und Schultern herum schlotternd weit. Nur der schwarze Hut saß ihm wie angeklebt auf den genauso schwarzen Locken. Und zu allem Überfluss gab sich der schlaksige Lehrling auch noch wortkarg wie ein Karpfen.
    Die Weinhändler hatten ihn aufgefordert, ihnen gegenüber in der Kutsche Platz zu nehmen, doch das sollten sie bald schon bereuen. Der Blick ihres jungen Reisegefährten war ihnen wenig geheuer. Dabei schaute er sie keineswegs dreist oder auch nur selbstgewiss an – im Gegenteil: Die meiste Zeit hielt er seine Augen niedergeschlagen, so als ob er vor sich hindöste oder über irgendetwas nachgrübelte.
    Doch wenn er einmal seine Lider hob und sein Blick aus blauen Augen sie traf, dann schreckten die Weinhändler förmlich zusammen. Die Augen dieses Kupferschuh strahlten, als ob sie von innen mit kupfernen Lampen angeleuchtet würden. Der Blick des jungen Burschen war gewiss nicht so flammend, wie man es jenem Herrn Faust nachsagte, der seine Seele angeblich dem Satan verkauft hatte. Aber wann immer die Weinhändler in die Augen des Maurerlehrlings Kupferschuh schauten, fielen ihnen unweigerlich derlei Schauergeschichten von Teufelsmagiern und Höllengeistern ein.
    Bei einer kurzen Rast berieten sich die beiden Männer einige Schritte abseits ihrer Kutsche. Rasch waren sie sich einig, dass der Bursche unheimlich sei. »Lassen wir ihn hier am Straßenrand zurück«, schlug der jüngere Weinhändler vor. »Mag er auf Schusters Rappen nach Würzburg traben.«
    Doch sein Vater wollte nichts davon wissen: Eben weil der Kerl so unheimlich sei, müssten sie alles tun, was er von ihnen verlange. In schicklichen Grenzen natürlich nur. Aber wenn sie ihn gegen sich aufbrächten, würde er ihnen noch einen Schaden an den Hals hexen – sauren Wein oder unzufriedene Kunden, Gott bewahre! Wenn sie ihn jedoch in Würzburg zur Dombaustelle brächten, ohne sich etwas anmerken zu lassen, dann könnten sie ungeschoren davonkommen.
    Der Weinhändler-Sohn verzog das Gesicht. »Wie du meinst. Aber wohl ist mir dabei nicht.«
    »Glaubst du etwa, mir? Es geht nun einmal nicht anders!«
    Der Maurerlehrling saß derweil neben ihrem Wagen im Schatten einer Buche. Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengezogen, zwischen denen es unnatürlich blau hervorblitzte. Vielleicht war er gar kein Maurerlehrling? Aber warum sonst war er dann zur Dombaustelle in Würzburg unterwegs? Und immerhin trug er ja auch ein zusammengerolltes Seil über der Schulter, wie Maurer und Steinmetze es gewöhnlich mit sich führten.
    Als Andres Kupferschuh zu ihnen aufschaute, fuhren die beiden Weinhändler neuerlich zusammen. Dem älteren ging durch den Sinn, was ihm gerade unlängst über einen

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