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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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dass er nicht einmal seinen Kopf hindurchstecken konnte. Und weitere Ein- oder Ausgänge gab es allem Anschein nach nicht.
    Amos saß nun schon den zweiten Tag in dieser seltsamen Einsiedelei fest. Frühmorgens begannen die Mönche, drüben im Haupthaus zu singen und zu beten, und hörten erst weit nach Einbruch der Nacht wieder damit auf. War er ihr Gefangener? Oder geschah dies alles hier nur zu seinem Schutz, wie Trithemius ihm versichert hatte?
    Der Abt hatte ihn schon drei oder vier Mal hier aufgesucht, aber er war nie lange geblieben. Eine Unruhe und Anspannung ging von ihm aus, die Trithemius vergeblich zu verbergen versuchte. »Sie werden noch schneller hier sein, als ich vermutet hatte«, sagte er dann etwa zu Amos. »Sie haben diesen verrückten Burschen wieder auf ihre Seite gebracht – diesen Hannes oder Johannes, du weißt schon, wen ich meine. Durch irgendeine magische Verwirrung in seinem Innern hat er anscheinend die Gabe entwickelt,
Das Buch der Geister
selbst auf große Entfernungen zu erspüren. Aber keine Sorge, Amos«, hatte Trithemiushastig hinzugefügt, »solange du selbst und
Das Buch
hier in der Einsiedelei bleiben, tappt auch dieser Johannes im Dunkeln.«
    Bei einem anderen ihrer sonderbar sprunghaften Gespräche hatte der Abt ihm auseinandergesetzt, warum Johannes
Das Buch
gerade hier in der Einsiedelei angeblich nicht aufspüren konnte. Trithemius hatte auf die Wände, den Boden und schließlich auf die Kuppeldecke gedeutet. »Bruder Paulus hat wahrhaft gründliche Arbeit geleistet. Du wirst längst bemerkt haben, dass deine magischen Kräfte diese mächtige Schutzglocke nicht zu überwinden vermögen. Und genauso ergeht es jedem, der den Schirm von außen her zu durchdringen versucht. Nicht einmal Faust kommt gegen diesen Abwehrzauber an – und jener Johannes Mergelin natürlich erst recht nicht.«
    Das alles klang einigermaßen überzeugend, und doch spürte Amos, dass der Abt ihm irgendetwas Wichtiges verschwieg. »Gedulde dich nur noch bis morgen«, hatte Trithemius ihn vorhin erst wieder gebeten. »Klara ist wohlauf, sie hat Mutter Sophia getroffen und morgen wird sie noch vor der Abenddämmerung hier sein. Bis dahin nutze deine Zeit, Amos – und lies die vierte Geschichte.«
    Das Buch
lag auf der gewaltig großen Tischplatte, die aussah, als wäre sie aus einem tausendjährigen Eichbaum herausgesägt worden. Amos schlich um Tisch und Buch herum, immer im Kreis. Wenn er die Geschichte
Vom Fährmann, der stromaufwärts fuhr
lesen würde – welche weitere magische Gabe würde sie in ihm erwecken? In seinem Innern kämpfte Neugierde mit Angst und er wusste längst, dass die Neugier gewinnen würde. Aber noch konnte er sich nicht dazu überwinden, sich an den Tisch zu setzen und
Das Buch
aufzuschlagen.
    Jener Bruder Paulus, überlegte er, hat das Innere der Einsiedelei doch aus einem ganz anderen Grund mit all diesen zerbrochenen und gefesselten Buchstaben ausgemalt. Zumindest hatte Trithemius ihm noch gestern eine andere Erklärung dafür geliefert.Der Einsiedler wollte sich vor allen menschlichen »Gedanken und Fantastereien« abschirmen, die ihn daran hindern könnten, die unverfälschten göttlichen Worte zu vernehmen – so ungefähr hatte sich Trithemius ausgedrückt. Und vorhin hatte er aber erklärt, dass dieselbe »mächtige Schutzglocke« auch für jegliche magischen Kräfte undurchdringlich sei. Damit hatte er ja sicherlich recht, denn Amos spürte doch selbst, dass er hier in der Einsiedelei mit niemandem magische Verbindung aufnehmen konnte. War es aber bloß ein sonderbarer Zufall, dass die Abwehrzeichen beides blockierten – oder war es dem Einsiedler in Wahrheit gerade um die Abwehr magischer Kräfte gegangen?
    Aber das ergab keinen Sinn, sagte sich Amos dann – gegen welche magischen Kräfte hätte sich Bruder Paulus ausgerechnet hier schützen sollen, an diesem heiligen Ort? Amos schüttelte den Kopf. Leider war es bei Weitem nicht der einzige Punkt, der für ihn keinen Sinn ergab.
    Auf welche »magische Reise« wollte Trithemius ihn selbst und Klara denn eigentlich schicken, nachdem sie die vierte Geschichte gelesen hätten? Faust war ein so viel mächtigerer Magier, als sie beide es jemals werden könnten, selbst wenn sie
Das Buch der Geister
fünf Mal von vorn bis hinten und wieder von hinten bis vorne lesen würden. Was auch immer sie auf dieser Reise in finstere Vorzeit oder entlegenste Geisterreiche ausrichten könnten – alles das und sehr viel mehr musste

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