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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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gewesen und im Klettern geschickter als jeder andere. Doch für gleich welche Waffen hatte er sich nie interessiert. So wie ich, Vater, dachte Amos – aber während Höttsche mir das Leben gerettet hat, wird er dich in wenigen Augenblicken töten.
    Der Vater riss noch einmal sein Schwert hoch und wollte auf Höttsche losgehen. Doch der Hauptmann schlug ihm die Waffe aus den Händen, fast ohne hinzusehen. Das Schwert des Vaters fiel klirrend zu Boden, schlitterte im Zickzack über die Holzdielen und malte ein eckiges S in den Ruß vor dem Kamin. Höttsche drückte ihm seine Klinge gegen den Hals. »Befehlt Eurer Frau«, sagte er, »das Gewehr wegzulegen. Damit Ihr endlich unsere wundersamen Neuigkeiten hören könnt.«
    Amos’ Vater schaute Höttsche noch einen Moment lang brütend an, dann wandte er den Kopf und nickte der Mutter zu. »Nimm gefälligst dein Schwert weg, Kerl«, sagte er zu Höttsche. »Du bist doch Heriberts Hauptmann – und willst deinen Herrn verraten? Was haben dir die dunklen Brüder dafür versprochen – einen Topf voll Geistergold?«
    Höttsche sah zu, wie Amos’ Mutter ihr Gewehr an die Wand lehnte, dann stieß auch er sein Schwert in die Scheide zurück. »Auch ich gehöre dem Bund an, Herr«, sagte er, »wenngleich nur dem äußeren Kreis. Und ich schwöre Euch hiermit bei meinem Leben und meiner Seligkeit: Kommt Ihr als Ritter nach Burg Hohenstein, so will ich den jungen Herrn Amos bis zu meinem letzten Blutstropfen schützen.«
    Und bei Gott, dachte Amos, das hat er wahrhaftig getan.
    Doch der Vater sah Höttsche nur ausdruckslos an. Er wirkte müde und keineswegs begierig auf die »wundersamen Neuigkeiten«, die Höttsche angekündigt hatte.
    Nun erst traten auch die beiden städtisch aussehenden Männer vom Hof her ein. Sie nickten Amos’ Eltern zu, ohne sie zu begrüßen. »Wir sind die Rechtsgelehrten, die Euch angekündigt worden sind«, sagte einer von ihnen, »unsere Namen tun nichtszur Sache. Seht uns den späten Besuch nach, unsere Unterredung mit dem Amtmann hat sich länger als erwartet hingezogen. Doch nun ist alles ausgehandelt, wie es sein soll.«
    »Es ist uns gelungen, Herr von Hohenstein«, setzte der zweite Rechtsgelehrte fort, nachdem er sich umständlich geräuspert hatte, »Euch zum alleinigen und rechtmäßigen Erben von Burg Hohenstein erklären zu lassen. Denn obwohl Ihr der zweitgeborene Sohn seid, ist dort der Euch gebührende Platz.« Während er redete, ging er langsam auf Amos’ Eltern zu, die nahe beim Kamin standen, mit dem Rücken zum Feuer, so als ob sie sich wärmen wollten.
    »Willigt Ihr in unseren Vorschlag ein«, ergänzte der erste Rechtsgelehrte, der seinem Kollegen auf dem Fuße folgte, »so kann Euch hiermit zugesichert werden, dass Euer Bruder Heribert Burg Hohenstein bereits verlassen hat, wenn Ihr dort eintreffen werdet.« Er musterte die Zickzackspuren im Ruß und schaute seinen Begleiter bedeutungsvoll an.
    »Alle Dokumente«, nahm der wieder den Faden auf, »die erforderlich sind, um Euch als einzigen Erben Eures Vaters zu bestätigen, sind bereits ausgefertigt und sollen Euch ausgehändigt werden, sobald Ihr Burg Hohenstein erreicht.«
    »Und als einzige kleine Gegenleistung«, ergänzte wieder sein Gefährte, »müsst Ihr lediglich einwilligen, dass der Euch bekannte Schriftgelehrte Valentin Kronus auf dem einstigen Mühlhof verbleibt und dass Euer Sohn Amos ihn einmal pro Woche aufsucht.«
    »Nun, wie steht es, Herr von Hohenstein – willigt Ihr ein?«, fragte der zweite Rechtsgelehrte erwartungsvoll.
    Doch die letzte Silbe seiner Frage war noch nicht ganz verklungen, da begann Amos’ Mutter zu schreien. »Nein!«, schrie sie, »nein und nein und nein! Niemals werden wir einwilligen, dass Ihr unseren Sohn für Eure gottlosen Ziele einschirrt! Hinaus mit Euch! Hinaus!«
    Und noch während sie in dieser Weise schrie und weinte, geschah etwas ganz und gar Grauenvolles.
    Eine Windbö fuhr durch den Schlot hinab und das Kaminfeuer loderte fauchend auf und griff mit hundert Flammenarmen nach Amos’ Eltern, die ja unmittelbar vor der Feuerstelle standen. Auch Amos’ Vater begann zu schreien und mit den Armen um sich zu schlagen und nur einen Wimpernschlag später hatten die Flammen beide ganz und gar eingehüllt. Ihre Haare brannten, das bodenlange Nachtgewand der Mutter und der Schlafrock, den der Vater übergeworfen haben musste, als sie durch die Reiter geweckt worden waren. Schreiend rannten sie in der Halle herum, und Höttsche

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