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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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war.
    Noch einmal hämmerte er mit seiner Faust gegen die Tür. Drinnen hörte man nun eine aufgeregte Frauenstimme, die irgendetwas Unverständliches schrie.
    Gütiger Gott, Klara – das ist … Mama.
    Einige Atemzüge lang konnte Amos weder sprechen noch halbwegs klar sehen. In seiner Kehle steckte ein glühend heißer Pfropf und seine Augen brannten mindestens genauso sehr. Dabei war er ja nur als Geist hierher zurückgekehrt! Und doch fühlte essich an, als ob ihm die Kehle zugeschnürt wäre und irgendwer kochend heißes Wasser in seine Augen geschüttet hätte.
    »Wir wissen genau, was Ihr von uns wollt!«, rief Amos’ Mutter mit angstschriller Stimme durch die Tür. »Verschwindet – oder wir zeigen Euch beim Amtmann Rabensteiner an!«
    Höttsche schüttelte das gewaltige Haupt. »Das lasst besser sein. Der Amtmann ist mit allem einverstanden, was wir Euch vorschlagen werden. Schließlich wird er auf diese Weise die ärgste Plage im ganzen Kirchenlamitzer Land los – den Raubritter auf Burg Hohenstein!«
    Drinnen berieten sich Amos’ Eltern mit gedämpften Stimmen. »Was soll das heißen?«, rief schließlich der Vater. »Wieso wird der Amtmann meinen Bruder Heribert los?«
    Hauptmann Höttsche warf wiederum einen raschen Blick über die Schulter. Seine beiden Begleiter nickten ihm aufmunternd zu – offenbar glaubten sich alle drei auf gutem Weg. »Weil Ihr an seiner Stelle Burgherr werden sollt!«, rief Höttsche. »Ihr seid der wahre Erbe Eures Vaters, Herr – Euer Bruder dagegen ist ein Rauf- und Saufbold, der froh sein darf, wenn ihn der Amtmann ungeschoren abziehen lässt.«
    Hinter der Tür war es mit einem Mal totenstill.
    »Hört Ihr mich, Herr?«, rief Höttsche. »Alles ist vorbereitet. Ihr braucht nur noch einzuwilligen, dann könnt Ihr sogleich mit Eurer Familie auf die Burg zurückkehren – Ritter Ferdinand von Hohenstein!«
    Gerade in diesem Moment krachte ein Schuss los. Höttsche taumelte von der Tür zurück und brüllte auf. »Verflucht noch mal – Ihr habt mir in den Arm geschossen, Herr!« Seine Rechte krampfte sich um seinen linken Unterarm.
    »Das war ich!«, rief Amos’ Mutter. »Und hört nur gut zu, ihr gottlosen Kindsräuber: Ich werde bis zur letzten Kugel um meinen Sohn kämpfen. Also verschwindet lieber gleich!«
    Höttsche schaute aufs Neue zu seinen Begleitern zurück. Die hatten sich zwischenzeitlich zum Brunnen hin zurückgezogen,und aus dieser sicheren Entfernung nickten sie dem Hauptmann abermals zu. »Das reicht jetzt«, sagte einer von ihnen. »Mach die Tür auf, Höttsche. Sie sollen uns anhören.«
    Höttsche zog seine Kampfaxt hervor und wog sie einen Moment lang in der Hand. Er schnaufte schwer und kaute auf seiner Unterlippe herum. Dann plötzlich, als ob er sich selbst überrumpeln wollte, riss er die Axt hoch und schmetterte mit einem wuchtigen Hieb das Schloss entzwei. Die Tür flog auf und Höttsche warf sich wie ein zorniger Bär in die Halle hinein. Der Schuss, den Amos’ Mutter fast gleichzeitig abfeuerte, donnerte über ihn hinweg. Der Hauptmann rappelte sich auf und riss sein Schwert aus der Scheide. So stürzte er sich auf Amos’ Vater, der den Knauf seines Schwertes mit beiden Händen umklammert hielt.
    Als Amos und Klara hinter Höttsche über die Schwelle geschwebt kamen, konnten sie gerade noch die beiden schmalen Gestalten sehen, die im Hintergrund durch die Halle huschten und im Eingang zur Kellertreppe verschwanden.
    Bei allen guten Geistern, Klara – das waren Oda und ich.
    Ach, du Armer. Voller Mitgefühl schaute ihn Klara an. Wie sehr du mir leid tust.
    Was sollen wir nur machen, Klara – gleich sind sie tot!
    Wir können nichts machen – wir sind nur Geister und all das hier ist vor langen Jahren passiert.
    Das wusste Amos natürlich auch, und doch wehrte sich alles in ihm dagegen, dass er auch diesmal nichts machen konnte, um seine Eltern vor dem Feuertod zu retten. Dass er ohnmächtig mit ansehen sollte, wie Höttsche seinen Vater mit dem Schwert vor sich hertrieb, auf den Kamin an der rechten Seitenwand zu. Im Kamin glomm nur ein wenig Glut – es war ja eine warme Spätsommernacht, und nur weil der Vater am Abend irgendwelche Papiere verbrennen wollte, war überhaupt eingeheizt worden.
    »Bitte, Herr«, sagte Höttsche, »steckt Euer Schwert weg.« Er war nicht einmal außer Atem – im Gegensatz zu Amos’ Vater, der mit bebenden Händen seine Waffe umklammert hielt.
    Ferdinand von Hohenstein war ein unermüdlicher Läufer

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