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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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leise schluchzte, war in Wirklichkeit nicht mehr am Leben, sondern lag in jenem anderen Steinkasten – in ihrer Familiengruft auf Burg Hohenstein! Aber als Geister waren wiederum er selbst und Klara herbeigeschwebt gekommen – so als ob sie beide und nicht Oda zwischenzeitlich gestorben wären. Es war ein schreckliches Durcheinander, draußen wie drinnen, und Amos fühlte sich entsetzlich beklommen und wie entzweigehackt.
    Hauptmann Höttsche schien es unterdessen nicht viel besser zu ergehen. Er machte einen Schritt in den Kellerraum und dann noch einen und blieb wieder stehen. Ängstlich schaute er sich nach allen Seiten um. Seine Lippen bewegten sich, aber zu hören war nichts – weder Murmeln noch, glücklicherweise, jenes schreckliche Wimmern, das er vorhin von sich gegeben hatte.
    Die Hand mit dem brennenden Balkensplitter vorgestreckt, setzte er sich abermals in Bewegung. Das leise Schluchzen aus dem Steinkasten musste ja auch Höttsche hören, doch er starrte nur mit großen Augen ins Leere. Und wohl aus diesem Grund übersah er die lose Steinplatte, die sich aus dem Boden gehoben und zwischen den anderen Platten verkantet hatte. Der hünenhafte Hauptmann geriet ins Stolpern, ruderte mit den Armen und krachte mit der Stirn voran auf den Deckel des Steinkastens. Vor Schreck ließ er das brennende Holzscheit los und es flog in hohem Bogen durch die Luft und kollerte dann Funken sprühend über den Boden.
    Benommen schaute sich Höttsche um. Blut lief ihm aus der Xförmigen Platzwunde in seiner Stirn, auf der sich bereits eine gewaltige Beule bildete. Doch dann fiel Höttsches Blick auf das brennende Holzscheit, das gefährlich nah bei dem Stapel alter Fässer und Bretter lag, und er rappelte sich stöhnend auf.
    So behutsam, als ob er fürchtete, durch unbedachte Bewegungen nur weiteres Unheil anzurichten, ging der Hauptmann zu dem Balkensplitter und nahm ihn auf. Mit zwei Fingern tastete er sich über seine Stirnwunde, so als ob er sich überzeugen wollte, dass ihm tatsächlich ein X in die Stirn gestanzt worden war. Dann verließ er den Kellerraum und schloss hinter sich die Tür, ohne auch nur einen Blick noch auf den Steinkasten zu werfen. Ganz zweifellos wusste er, dass sich Amos und Oda dort versteckt hielten. Doch aus irgendeinem Grund war er von seinem Plan, sie zu retten, urplötzlich wieder abgekommen und zog es vor, sich unbemerkt davonzustehlen.
    Amos und Klara schwebten hinter ihm her. Durch die vordere Tür, die Treppe hinauf. Hier war es noch immer glühend heiß, die Stufen waren in der Feuerhitze teilweise geborsten. Höttsche hielt sich seinen Ärmel vor Mund und Nase und hustete und keuchte, während er die Treppe emporstapfte.
    Warum ist er so plötzlich davongerannt? , fragte Klara.
    Ich weiß auch nicht, gab Amos zögernd zurück . Zuerst kam esmir so vor, als ob Höttsche Angst hätte, dass er da unten auch noch alles in Brand setzen könnte. Aber das ergibt ja keinen Sinn, oder?
    Klara schüttelte den Kopf. Ich hatte auch erst so ein Gefühl, aber aus welchem Grund sollte er so etwas befürchten? Er war ja nicht schuld daran, dass oben Feuer ausgebrochen ist.
    Unterdessen waren sie wieder in der Halle angekommen. In den Überresten, genauer gesagt. Das einst so stattliche Gutshaus der Edlen von Hohenstein war nur noch eine rauchende Ruine. Hier und dort züngelten noch Flammen aus ein paar rußschwarzen Balken oder Bohlen, doch mangels weiterer Nahrung begann das Feuer bereits wieder zu erlöschen.
    Höttsche rannte durch Qualm und Trümmer, ohne nach links oder rechts zu sehen. Hustend stapfte er hinaus auf den Hof. Der Wind war wieder abgeflaut, schwarze Wolken bedeckten den Himmel. Gerade eben fielen die ersten Tropfen hinab – gleich würden die Wolken zerplatzen und der Sturzregen würde die letzten Flammen und Funken löschen.
    Von Höttsches Begleitern war nichts mehr zu sehen und auch nach dem Gutsverwalter Hubertus und ihren Knechten und Mägden hielt Amos vergeblich Ausschau. Offenbar hatten sie alle die Flucht ergriffen – und Höttsche schien entschlossen, ihrem Beispiel zu folgen.
    Aus seiner Sicht handelt er eigentlich ganz richtig , sagte Klara. Dir und Oda kann das Feuer nichts mehr anhaben, und nach diesem schrecklichen Unglück muss sowieso genau das passieren, was Höttsche und seine Begleiter erreichen wollten: Du kommst zu deinem Onkel auf die Burg und damit auch zu Kronus. Und niemand wird auf den Gedanken kommen, dass Höttsche irgendetwas mit diesem Brand zu

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