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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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hinten. Mittlerweile hatte Johannes sein Maultier auf die Straße herabgezerrt und mit dem Zügel an einem Ast festgebunden. Genauso hatte er das arme Tier auch in der Nacht mutterseelenallein im Wald zurückgelassen – an einen Ast gepflockt, kaum eine Meile von der Jagdhütte entfernt.
    Und diese Burg Gößweinstein , fragte Amos, könnte die das Bauwerk aus meiner Vision sein?
    Klara zuckte mit den Schultern. Es ist eben eine Burg, fuhr sie fort, mit einem großen Haupthaus, das zwei oder drei Stockwerke misst, und ein paar kleineren Nebengebäuden. Dazwischen erhebt sich ein runder Turm mit Zinnen und das Ganze steht auf einer Felsschroffe über einem kleinen Dorf. Kommt dir das bekannt vor, Amos?
    Er überlegte angestrengt und zuckte dann seinerseits die Achseln. Deine Beschreibung passt ganz gut zu dem, was ich letzte Nacht gesehen habe – aber passt sie nicht so ziemlich zu jeder dritten oder vierten Burg? Wie sieht das Haupthaus aus – hat es schmale Fensterluken, die kaum größer als Schießscharten sind?
    Klara schüttelte den Kopf und machte Amos gleichzeitig ein Zeichen – Johannes kommt . »So genau weiß ich das auch nicht mehr«, sagte sie auf gewöhnliche Weise. »Es muss viele Jahre her sein, dass ich mit meinen Eltern dort war.«
    Johannes hatte immer noch dieses selige Grinsen im Gesicht, mit dem er gestern Abend in die Welt des Ritters Laurentius Answer eingetaucht war. »Da seht ihr es selbst«, sagte er und deutete die leere Straße hinauf und hinunter, »außer mir weiß niemand, dass ihr hier seid. Und von mir wird es auch keiner erfahren – ich schwöre es.« Er legte die rechte Hand auf sein Herz. Unter seinem zerfetzten Lumpenhemd sah seine Brust hervor und unter der Haut jede einzelne Rippe. »Und ich will alles wiedergutmachen, was ihr durch mich erleiden musstet. Wenn ihr es mir nur erlaubt.« Er senkte den Kopf. »Bitte gestattet mir, bei euch zu bleiben – ich will auch alles tun, was ihr von mir verlangt.«
    Amos und Klara wechselten einen Blick. Johannes hatte schon wieder Tränen in den Augen. Aber gleichzeitig sah er Klara mit einer hingerissenen Begeisterung an, die Amos überhaupt nicht gefiel.
    Was meinst du?, fragte er.
    Klara blickte mit einem stillen Lächeln von Johannes zu Amos. Die Situation schien sie zu erheitern und auch das gefiel Amos nicht im Geringsten. Na ja, wir nehmen ihn mit – was sonst? , antwortete sie.
    »Ihr schickt mich doch nicht fort?«, fragte Johannes.
    Amos zuckte mit den Schultern. Er ärgerte sich über die Eifersucht, die schon wieder in ihm hochkriechen wollte, und er ärgerte sich genauso über Klara – sie schien es förmlich zu genießen, wie Johannes sie anhimmelte. Ohne darauf zu achten, was erda eigentlich machte, kratzte Amos mit seiner Schuhspitze ein Dreieck in den Straßenstaub. Beinahe hätte er auch noch ein Auge in die Mitte des Dreiecks gemalt – das geheime Erkennungszeichen der Bruderschaft. Aber dann wurde ihm bewusst, was er da machte, und er verwischte das Gekritzel mit seinem Schuh.
    »Also meinetwegen – bleib erst mal bei uns«, sagte er zu Johannes. »Aber lass gefälligst deine Finger von dem Buch weg.« Und von Klara, hätte er am liebsten noch hinzugefügt, aber das brachte er nicht über die Lippen. Jedenfalls nicht in Klaras Gegenwart – doch bei nächster Gelegenheit würde er dem knochendürren Lumpenkerl auch in diesem Punkt noch eine unmissverständliche Warnung erteilen.
    Johannes fiel vor ihnen auf die Knie und schlug seine Hände vors Gesicht, offenbar überwältigt von Dankbarkeit und Glücksgefühlen. Klara kauerte sich neben ihn auf die Straße und tätschelte ihm die Schulter wie einem kleinen Kind, das wegen irgendetwas beruhigt werden musste. Ein Schwall überschwänglicher Dankesformeln quoll aus Johannes’ Mund – aber Amos hatte jetzt wirklich genug.
    »Verdammt noch mal, jetzt macht doch endlich …«, begann er und unterbrach sich mitten im Satz. Ohne sich länger um die beiden zu kümmern, ging er auf die andere Straßenseite hinüber, wo die wilden Leute (oder wer immer sie sein mochten) gestern Hals über Kopf im Dickicht verschwunden waren. Auf dieser Seite ging es so steil und unabsehbar weit abwärts wie auf der anderen Wegseite bergauf. Zwischen den Bäumen wuchsen kleine, zäh aussehende Büsche, an denen man sich beim Abwärtsklettern festhalten konnte, und hier und dort ragten Felsbrocken wie roh behauene Treppenstufen aus Laub und Unterholz hervor. Aber mit der Füchsin und dem

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