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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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»Und das mit guten Gründen – Fürstbischof Georg ist ein aufgeschlossener und toleranter Herrscher, aber gerade deshalb muss auch er selbst sich vor den vatikanischen Höllenhunden fürchten. Das alles kommt eben daher, dass der leibhaftige Satan den Papstthron errungen und sich zum Obersten der Kirche Christi aufgeschwungen hat.«
    Amos warf Klara einen raschen Blick zu. Sie schaute nicht weniger verwirrt und skeptisch drein, als er selbst sich fühlte. Von den Macht- und Glaubenskämpfen der mächtigen Herren auf den Fürstenthronen verstanden sie beide nichts und wollten eigentlich auch nichts davon wissen. Aber Amos war sich ziemlich sicher, dass es sich beide Seiten mit der Verteufelung ihrer jeweiligen Feinde ein bisschen sehr leicht machten – für die einen war Kronus, für die anderen der Papst der »leibhaftige Satan«. Und wenn man diesen Höllenfürsten erst gestürzt und besiegt hatte, dann war angeblich die Christenheit erlöst und gerettet – aber in Wirklichkeit war eben alles viel verwickelter. Das zeigte sich ja schon daran, dass im Opus Spiritus eben nicht alle Ordensmitglieder für ein und dieselbe gute Sache kämpften. Einige von ihnen verfolgten offenbar zwielichtige Ziele und schreckten selbst vor Mord und Totschlag nicht zurück.
    »Wer entscheidet eigentlich darüber«, fragte Amos, »wer in die Bruderschaft aufgenommen wird?«
    Egbert sah ihn an wie jemand, der aus einem Traum aufschreckt. Seine Augen wurden so schmal wie sein Mund. »Genug in Erinnerungen geschwelgt«, sagte er. »Was ich vorhin gesagt habe, gilt für euch genauso gut wie für mich selbst: Was ihr nicht wisst, könnt ihr auch nicht versehentlich ausplaudern.«
    Er griff nach seinem Stock und stemmte sich hoch. »Was ich eigentlich sagen wollte – Rolfus hat Meinolf und den päpstlichen Offizier belauscht und erfahren, dass sie zwei Soldaten losgeschickt haben, um Bluthunde aus Bamberg herbeizuholen. Spätestens übermorgen Mittag werden sie zurück sein und mit den Hunden brauchen sie keine zwei Stunden, um unser Versteck zu finden. Bis dahin müssen wir alle spurlos verschwunden sein – nicht nur ihr beide und euer klapperdürrer Gefährte, sondern auch meine vier Dutzend geisterfrommen Leutchen und ich selbst.«
8
    B
ruder Egbert führte Amos
durch ein Labyrinth aus Gängen und Höhlen im Innern des Berges – der alte Mann wollte auch ihm das »Buch aus Tropfstein« zeigen, von dem Walter vorhin so geschwärmt hatte: »Ein vollkommenes Kunstwerk«, hatte der Steinmetz ausgerufen, »so makellos, dass selbst der beste Bildhauer sich bei diesem Anblick wie ein jämmerlicher Stümper fühlen muss!«
    Aber während Amos hinter Egbert hertrottete, war er in Gedanken weit von Walter und von dem Tropfsteinbuch entfernt. Mit einem mehr als mulmigen Vorgefühl sah er dem nächsten Tag entgegen. Wohin nur könnten sie sich jetzt wenden – an welchem Ort wären
Das Buch der Geister
und sie selbst vor ihren Verfolgern in Sicherheit?
    Klara war mit Johannes im Felsgelass zurückgeblieben und das verbesserte Amos’ Stimmung auch nicht gerade. Schon wenn er sich vorstellte, wie die beiden nah beisammen auf dem Felssims saßen, während Klara dem glückselig grinsenden Johannes die zweite Geschichte aus dem
Buch der Geister
vorlas … Aber es ging nicht anders, und er selbst hatte ja vorgeschlagen, dass sie in Johannes erst noch die Kraft der Gedankenübertragung erweckensollten. Und doch gefiel es ihm ganz und gar nicht, dass sie ihr Schicksal jetzt ausgerechnet in die Hände von Jan Skythis’ einstigem Gehilfen legen sollten.
    Aber ihnen blieb ja überhaupt keine Wahl. Amos war mit seiner Weisheit am Ende und Klara erging es nicht anders. Ohne den Beistand von Kronus oder Mutter Sophia – oder am besten von ihnen beiden – wussten sie sich einfach keinen Rat mehr. Die Purpurkrieger saßen ihnen schon wieder im Nacken – spätestens morgen Mittag würde Meinolf das Innere des Berges mit einer ganzen Meute Bluthunde durchkämmen. Amos wurde fast schlecht vor Angst, wenn er versehentlich daran dachte. Natürlich hatte auch Bruder Egbert recht: Bis dahin mussten sie spurlos von hier verschwunden sein.
    Nur – wohin bei allen guten Geistern sollten Klara und er selbst jetzt gehen? Egbert hatte vor, seine Leute auf den abgelegensten Pfaden zurück in Richtung Nürnberg zu führen. Waldo und Franz, die beiden gefangenen Wachsoldaten, würden sie hier im Berglabyrinth zurücklassen, damit die Spürhunde so spät wie möglich

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