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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Buch eine tiefe Wahrheit enthielt oder doch zeichenhaft bezeugte – aber sie war unendlich viel tiefer als alles, was er selbst denken oder in Worte fassen konnte. Und noch etwas fühlte er in diesem Augenblick so klar und untrüglich wie niemals vorher:
Das Buch der Geister
hatte zumindest ein ganz klein wenig an der guten Magie teil, die Gottes Buch der Schöpfung so überreichlich enthielt.
    »Ich bin Euch sehr dankbar, Herr«, sagte Amos, als er wieder zu Bruder Egbert hinaus in den Gang trat. »Das Buch hat auch mir die Augen geöffnet – zumindest weiß ich jetzt, was ich als Nächstes zu tun habe.«
    Der alte Mann nickte ihm mit einem stillen Lächeln zu. »So ist es gut«, sagte er und führte ihn durch das Gewirr der Gänge zurück zu ihrem Felsgelass. »Wir brechen morgen beim ersten Taglicht auf«, sagte er abschließend. »Wenn du und deine Gefährten mit uns kommen wollt, könnt ihr gerne weiterhin unsere Gäste sein.«
    Amos warf einen Blick in ihr Gelass. Klara hatte die zweite Geschichte anscheinend fertig vorgelesen –
Das Buch der Geister
lag zugeklappt in ihrem Schoß. Weiter hinten in der Kammer lag Johannes in einem Winkel, seine Augen waren geschlossen und jenes glückselige Lächeln verklärte wiederum sein Gesicht. »Das ist sehr freundlich von Euch«, sagte Amos. »Wenn Ihr gestattet, wird Johannes Euch auf jeden Fall begleiten – er muss nach Nürnberg zurück und das möglichst unbemerkt. Was aber Klara und mich selbst angeht – morgen früh werde ich wohl wissen, wohin wir
Das Buch
bringen sollen.«
    Bruder Egbert hörte sich das mit andächtiger Miene an – er schien nicht im Mindesten zu bezweifeln, dass Amos im Verlauf der Nacht die benötigte magische Botschaft erhalten würde. »Dann schlaft gut und unbesorgt«, sagte er, »solange Gott uns liest, wird uns nichts Arges widerfahren.«
9
    K
aum war Amos
zu Klara zurückgekehrt, als auch schon Sarah in ihr Felsgelass trat, um ihnen ein einfaches Nachtmahl zu bringen – Brot, Wasser und einen Brocken Käse. Und in ihrem Schlepptau erschien Leander.
    »Wenn ihr nichts dagegen habt«, sagte die Frau des Steinmetzes, »leistet Leander euch beim Abendessen Gesellschaft.«
    Dagegen konnten sie nicht gut etwas einwenden. Sarah hatte sich ihnen gegenüber immer freundlich gezeigt, und schließlich waren sie hier bloß Gäste, die sich auch noch selbst eingeladen hatten.
    »Setz dich zu uns«, sagte Klara und der blonde Junge kauerte sich ihnen gegenüber auf den Boden.
    Amos hatte sich neben Klara auf das Steinsims gesetzt, das mit Stroh und Decken notdürftig gepolstert war und ihnen auch als Nachtlager diente. Er schaute sie eindringlich an und spähte zugleich in sich hinein. Lieber wäre ich mit dir allein, meine Auserwählte. Wir haben noch einiges zu bereden .
    Und zu küssen , ergänzte sie und lächelte auf eine Weise, wie nur sie es konnte – mit funkelnd grünen Augen, während ihre Mundwinkel fast unmerklich zuckten.
    Unterdessen hatte Leander sein Schieferstück hervorgezogen und kritzelte eifrig darauf. Schließlich hielt er es ihnen hin: »
Das Buch
– darf ich es mal sehen?« Er deutete mit dem Kreidestift auf Klaras Schoß.
    Erschrocken schüttelten sie beide den Kopf. »Das geht leider nicht«, sagte Klara und reichte Amos das Geisterbuch.
    »Tut mir wirklich leid, Leander«, ergänzte der und schob es eilig in die Innentasche seiner Weste. »Wir dürfen es niemandem zeigen.«
    Leander sah einen Moment lang mit gerunzelter Stirn auf Amos’ Weste, die sich über dem Buch unverkennbar wölbte. Dann legte er sich abermals sein Schieferstück aufs Knie. »Dem Dürren hast du draus vorgelesen« , schrieb er und hielt Klara die Tafel hin. Ohne eine Antwort abzuwarten, wischte er alles wieder weg. »
Das Buch
will zu mir sprechen« , schrieb er diesmal, »das spüre ich genau.«
    Amos schaute ihn an und dann rasch weiter zu Klara. Ich glaube, er hat recht , sagte er auf dem Gedankenweg. Sein Gespür trügt ihn bestimmt nicht – er ist einer von uns .
    Einer von uns , wiederholte Klara. Wie kommst du darauf?
    »Leanders Eltern wurden vor zwei Jahren umgebracht«, antwortete Amos auf gewöhnliche Weise, sodass Leander mithören konnte. »Von Höttsche – demselben Mann, der auch Odas und meine Eltern getötet hat.«
    Der blonde Junge nickte eifrig. »In Erdloch verkrochen« , schrieb er mit fliegender Hast auf seine Tafel. »So überlebt – aber stumm seitdem.« Er deutete auf seine Kehle und gab ein dumpfes Gurgeln von

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