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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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los.« Sie rannte zu dem Durchlass, der ihr Felsgelass mit dem Geistersaal verband, und Amos lief hinter ihr her, dichtauf gefolgt von Johannes.
    Im Geistersaal herrschte ein schreckliches Durcheinander. Männer und Frauen liefen sinnlos hin und her, Kinder weinten und irgendwo tief im Gestein war bereits das heisere Belfern der Bluthunde zu hören. Dem Geheule nach zu urteilen, mussten es mindestens zehn solcher Bestien sein. Amos lief es eiskalt über den Rücken – er wusste nur zu gut, wie gefährlich Bluthunde waren. Sein Onkel Heribert hatte ein ganzes Rudel davon im Burggraben gehalten, und einmal war ein erst vierzehnjähriger Page von der Zugbrücke hinabgestürzt und die Bluthunde hatten ihn innerhalb weniger Augenblicke bis auf die Knochen zerfleischt.
    Aber dahin würde es diesmal nicht kommen. Dafür würde schon Bruder Egbert sorgen, der als Einziger in dem ganzen Wirrwarr weder die Ruhe noch den Überblick verlor. Wie eine aus dem Fels gemeißelte Skulptur, so aufrecht stand er auf einem Steinsockel inmitten des Geistersaals. Auf seinen Knotenstock gestützt, das Kruzifix mit den geheimnisvollen Symbolen darauf vor der Brust. Mit der freien Hand machte er seinen Leuten Zeichen, wie sie sich aufstellen, wer von ihnen welche Lasten schultern, Kinder um sich scharen, die schwer beladenen Reittiere am Zügel führen sollte.
    Nur wenig später hatte sich das Geschrei gelegt, und alle, die eben noch kopflos durcheinandergerannt waren, standen in wohlgeordneten Zweierreihen abmarschfertig da. Den Anfang der Kolonne bildete Rolfus mit einem weiteren Mann in mittleren Jahren, ganz am Schluss sollte der Steinmetz Walter zusammen mit Leander marschieren.
    Bruder Egbert nickte Amos und Klara bedeutungsvoll zu. Mit ausgestrecktem Arm wies er ihnen einen Platz in der Marschkolonne zu – ziemlich in der Mitte, unweit der Reittiere, bei denen Amos nun auch Klaras Füchsin und Johannes’ Muli entdeckte. Sie reihten sich ein, und im nächsten Augenblick hob Bruder Egbert seinen Stock und deutete gebieterisch auf einen der unzähligen Gänge, die tiefer ins Innere des Berges führten – und hoffentlich auf der anderen Seite auch wieder hinaus.
    Die Kolonne setzte sich in Bewegung. Rolfus legte ein gehöriges Tempo vor, und schon nach kurzer Zeit hörte Amos, wie um sie herum einige ältere Männer und Frauen zu keuchen und leise zu jammern begannen.
    Klara drückte seine Hand und sah ihn erwartungsvoll an. Sag schon, wie ist die dritte Geschichte – welche Gabe hat sie in dir erweckt?
    Du wirst es kaum glauben. Er lächelte ihr zu. Oder vielmehr – du wirst es ja auch bald erleben, wenn du die Geschichte liest . Er zögerte. Wie konnte er Klara am besten erklären, was ihm letzteNacht widerfahren war? Man wird den Engeln wirklich ein bisschen ähnlicher – wie Kronus es mir vorausgesagt hat.
    Ungläubig sah Klara ihn an. Heißt das – du kannst jetzt fliegen, Amos?
    Magischer Flug, ja , gab er zurück – so hat Trithemius das genannt.
    Klara verstand jetzt offenbar gar nichts mehr. Jedenfalls schaute sie äußerst verwirrt drein. Trithemius? Was hat der denn in Ritter Laurenz’ Welt zu suchen?
    Bei Laurenz? Gar nichts – hoffe ich jedenfalls. Der Gedanke, dass er da drüben auf einmal dem alten Abt mit der raschelnden Papierstimme begegnen könnte, war so unheimlich, dass Amos erschauerte. Ich war gleich danach in Sponheim, eben bei Trithemius. Aber lass uns später darüber reden .
    Er machte eine Kopfbewegung nach hinten und Klara nickte ihm mit spöttischem Lächeln zu. Ich weiß schon – du traust ihm nicht. Aber auch wenn Johannes jetzt Gedankenbotschaften schicken und empfangen kann – wir würden es ja spüren, wenn er mithören würde . Sie warf gleichfalls einen Blick über die Schulter und hörte schlagartig auf, zu lächeln. Außerdem ist er viel zu schwach, um gleichzeitig zu marschieren und magische Kräfte zu erproben.
    Damit hatte sie zweifellos recht. Atemlos humpelte Johannes hinter ihnen her. Im Schein der Fackeln, die einige aus ihrer Schar mit sich führten, sah er fast schon wie ein wandelnder Leichnam aus. Sein Gesicht war stumpfgrau und der Schweiß triefte ihm nur so aus den Haaren.
    So hält er nicht mehr lange durch , sagte Klara in äußerst besorgtem Tonfall. Sie machte schmale Augen und schaute an Amos vorbei ins Leere. Bruder Egbert , fuhr sie fort, bitte lasst Eure Leute kurz anhalten. Wir müssen die Schwächsten auf die Reittiere verteilen – Johannes und einige Ältere aus

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