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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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wäre, dass sie Amos nicht ganz und gar vertrauen dürfte. Ich wollte nur Leander noch rasch die Geschichte erzählen, fuhr sie fort, sonst wäre ich längst auf und davon. Die Füchsin ist schon gesattelt, Walter hat mir den Weg ganz genau erklärt – gerade eben steige ich in den Sattel, um allein nach Nürnberg weiterzureiten. Bruder Egbert und seine Leute locken derweil die Purpurkrieger tiefer in den Wald hinein. Ihre Stimme hörte sich mit einem Mal atemlos an. Sie kommen, ich muss mich sputen, Amos – auf bald!
    Seine Magendecke zog sich zusammen – die Verbindung zu Klara riss unvermittelt ab.
9
    E
insamer und verstossener
als vor Kurzem noch in seiner Kerkerzelle – so fühlte sich Amos, wie er so am Boden der hohlen Eiche hockte. »Wen hast du denn ins Verderben gestürzt – und wodurch?«, hatte Klara ihn gefragt. Und wenn er ihr gestehen würde, dass er allein daran schuld war, was mit Johannes passiert war – dass er die Gabe der Gefühlsmagie missbraucht und Johannes verwünscht und verflucht hatte, nur um den anderen Jungen loszuwerden –, dann würde Klara ihn von sich stoßen, nie und nimmer könnte sie ihn dann noch lieben. Und selbst wenn er es vor ihr verbergen würde – was wäre das schließlich für eine Liebe, die auf Verschweigen und Täuschung beruhte? Und was wäre erst, wenn auch Leander durch ihn, Amos, noch umkommen oder zumindest in die Hände ihrer Feinde geraten würde? Und genauso würde es ja zwangsläufig kommen, sagte er sich – schließlich hatte er Leander ebenso wie vorher Johannes verflucht und ihm gewünscht, dass er ins Verderben stürzen sollte.
    Ein Grauen befiel Amos, während ihm diese Gedanken durch den Kopf wirbelten – Grauen vor den magischen Kräften, die Kronus und
Das Buch
in ihm erweckt hatten, Grauen vor allem Leid und aller Gewalt, die Menschen einander unaufhörlich zufügten. Und war er selbst denn besser als der Abt Trithemius, der allem Anschein nach befohlen hatte, Klaras und seine eigenen Eltern zu töten? Oder als Cellari und Skythis, die mit Schwertern und Äxten auf Menschenjagd gingen? Und dann wiederum: Hatten die Inquisitoren und Bücherjäger nicht sogar recht, wenn sie unbedingt verhindern wollten, dass Hunderte und Tausende Menschen
Das Buch der Geister
lasen und auf diese Weise magische Kräfte erlangten – Kräfte, die es jedem Wicht und jedem Knecht erlaubten, missliebige Mitmenschen zu schädigen, ja zu töten?
    Niedergeschlagen grübelte Amos über diesen verwickelten Fragen und verhedderte sich dabei nur immer mehr. Kronus hatteganz bestimmt nicht gewollt, dass die Gabe des Schadenzaubers in den Lesern seines Buchs erwachte – und doch war genau das bei ihm selbst passiert! Was sollte er jetzt nur machen?
    Amos schloss die Augen. Valentin Kronus, geliebter Herr, dachte er beschwörend, wenn Ihr mich hören könnt, so gebt mir ein Zeichen! Ich habe mich in der Finsternis verirrt – ich weiß einfach nicht weiter!
    Doch wie angestrengt er auch in sich hineinlauschte, Kronus blieb stumm.
    Lautes Hufklappern schreckte Amos aus seinen Grübeleien auf. Meinolf und die beiden Soldaten hatten sich offenbar auf den Rückweg gemacht. Durch die vielerlei Ritzen im Baumstamm konnte er drei Fackeln unterscheiden, die orangerot lodernd von rechts herangeschwankt kamen. Die Reiter bewegten sich nur gemächlich vorwärts, so als ob sie ihren Auftrag erfüllt hätten. Sie unterhielten sich leise und lachten dabei hin und wieder – es klang geradezu behaglich, wie wenn es biedere Kaufleute wären, die keiner Fliege einen Flügel ausreißen könnten.
    Gerade als sie bei Amos’ Eiche angekommen waren, sagte einer der Kirchensoldaten: »Seht Ihr dieses tote Eichentrumm, Frater? Die Leute hier in der Gegend nennen es Heidenbaum oder so ähnlich – angeblich ist es tausend Jahre alt und früher sollen die Teufelspriester hier Satansmessen abgehalten haben.«
    Auf einmal war es da draußen ganz still. Offenbar hatten die drei Reiter ihre Pferde unmittelbar vor der Eiche angehalten.
    »Heidenbaum?«, wiederholte Meinolf. Er gab ein helles Lachen von sich. »Zündet das Ding an!«
    »Ist das Euer Ernst, Frater?« Das war anscheinend der zweite Purpurkrieger, seiner Stimme nach ein besonnener, nicht mehr ganz junger Mann. »Rund herum ist nichts als Wald – wir könnten eine wahre Feuersbrunst auslösen.«
    Meinolf schnaufte jetzt, als ob er eine Treppe hinaufgerannt wäre. »Zündet das Heidending an!«, kreischte er. »Habt ihr nicht gehört?

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