OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger
auf dich auf.«
So rasch es der unwegsame Wald erlaubte, ritten sie weiter, immer an der »Heidenburg« entlang. Wenigstens drei Meilen weitwurden sie auf diese Weise ostwärts abgedrängt, dann endlich hörte der Dornenwall zumindest in dieser Richtung auf.
Sie legten eine kurze Rast ein. Der Tag neigte sich bereits wieder und die Männer waren ebenso wie ihre Pferde erschöpft. Aber kaum hatten sie abgesessen, ein paar Happen zu sich genommen, ihre Wasserschläuche geleert und an einer Quelle wieder gefüllt – da schwang sich Meinolf auch schon wieder in den Sattel seines Schimmelhengstes. »Aufsitzen«, befahl er und diesmal widersprach ihm Elias nicht.
»Noch haben wir Licht genug, um die Spur der Teufelshorde wiederzufinden.« Er lächelte so strahlend, dass man notfalls allein mit seinem Lächeln den Pfad hätte ausleuchten können.
Das dachte sich zumindest Hannes Mergelin, während er an dem Brotbrocken würgte, den ihm der junge Dominikaner in den Mund geschoben hatte. »Damit du nachher bei Kräften bist – wenn ich dich befragen werde, Mergelin.« Meinolf sah ihn nachdenklich an. »Du musst mir noch so einiges erklären, weißt du?«
Hannes kaute und würgte. Wieder kroch die Angst in ihm empor, doch entschlossen kämpfte er sie nieder. Er würde dem Dominikaner überhaupt nichts erklären, entschied er still für sich – oder allenfalls das, was er und Elias sich ohnehin schon halbwegs zusammenreimen konnten.
Und weiter ging es im dämmrigen Licht der Abendsonne, immer an der »Heidenburg« entlang, die sich auch gen Norden unabsehbar weit durch die Wildnis erstreckte. Zwischen dem Dornenwall zu ihrer Linken und dem rechter Hand aufragenden Dickicht zog sich ein schmaler Wildpfad dahin, eben breit genug, dass man mal allein, dann wieder zu zweien nebeneinander reiten konnte.
Aus gelegentlichen Wortwechseln zwischen Elias und Meinolf konnte sich Hannes zusammenreimen, wie ihr weiterer Plan ungefähr aussah: Sie würden dem Dornenwall auch in nördlicher Richtung bis zu seinem Ende folgen, dann auf der anderen Seitegen Westen zurückreiten – bis zu der Stelle, wo die Spuren der »Teufelshorde« wieder aus dem Gestrüpp hervorkamen.
»Falls sie sich nicht irgendwo da drinnen in ihrem Dornennest häuslich eingerichtet haben.« Die Rosen auf Meinolfs Wangen begannen zu erblühen. »Hätten wir das verfluchte Ding nur angezündet!«
Der Offizier schüttelte den Kopf, dass der purpurrote Federbusch auf seinem Helm hin und her schwang. »Eben deshalb werden sie sich sputen, das Gestrüpp hinter sich zu lassen. Wie sehr die Kirche die läuternde Kraft des Feuers schätzt, dürfte sich sogar bis zu diesen Waldleuten herumgesprochen haben.«
»Darin zumindest gebe ich dir recht«, sagte Meinolf. »Erst Hohenstein, dann Sponheim – wir heizen diesen Teufelsbrüdern gehörig ein!« Er lachte leise auf, doch gleich darauf wurde seine Miene wieder angespannt und düster. »Und eben das sollten wir auch hier machen – diese ganze Heidenburg in Brand stecken! Na los, überwinde deinen Kleinmut, Elias – noch ist es nicht zu spät.«
Doch der Offizier schüttelte nur abermals stumm den Kopf. Eine geraume Weile ritten sie schweigend weiter. Auch die Bluthunde schienen mittlerweile erschöpft zu sein – nur noch leise winselnd trotteten sie vor den Reitern her.
»Bis wir ihre Spur wiedergefunden haben«, fing Meinolf irgendwann aufs Neue an, »sind sie längst über alle Berge – und mit ihnen das Höllenbuch! Aber das sage ich dir, Elias: Wenn uns die beiden jungen Teufel, der Kleine von Hohenstein und diese Thalgruber, entwischen – dann werde ich Cellari nicht im Unklaren darüber lassen, wer die Schuld an diesem Fehlschlag trägt.«
»Davon bin ich überzeugt.« Der Offizier sah lächelnd an Meinolf vorbei. »Und wenn ich nachgeben und die Dornenburg anzünden lassen würde – wen träfe dann die Schuld, falls das Feuer auf Creußen übergreift?«
»Wie gesagt – unser aller Leben ruht in Gottes Hand.« Meinolf zuckte mit den schmalen Schultern. »Im Übrigen liegt die militärischeVerantwortung allein bei dir. Ich bin nur ein einfacher Diener der Kirchengerichtsbarkeit.«
Der Offizier schüttelte den Kopf und lächelte. Schweigend ritten sie weiter, bis der Dornenwall irgendwann wieder nach links schwenkte und nun ebenso schnurgerade westwärts verlief.
Mittlerweile war die Sonne untergegangen. Zu ihrer Rechten, irgendwo hinter den Bäumen, musste Creußen liegen, aber in der abendlichen
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