Opus Pistorum
Versuchung, mehr Geld auszugeben als sie es sich leisten wollen. Blieben sie im Büro, käme vielleicht jemand herein und verkaufte ihnen ein neues Farbband für die Schreibmaschine. Das ist der Sinn des Ganzen ... Sie erschauern bei dem Gedanken, sie könnten Geschäfte machen, weil es etwas kostet. Da, schau, ich zeige dir etwas ..." Er fischt einen Zettel aus seiner Tasche und wirft ihn auf den Tisch. "Da ist eine Quittung, die ich heute morgen von einer angeblich renommierten Firma erhalten habe. Siehst du, was das ist... die Rückseite eines Briefumschlags. Das ist die französische Geschäftswelt."
Und in diesem Ton geht es weiter. Sam kann tausend Gründe finden, warum er die Franzosen nicht mag, das wahre Problem ist, daß Sams Leben, seit er in Paris ist, etwas aus den Fugen geraten ist. Ich nehme das alles nicht besonders ernst, solange er nicht mit seiner Rückkehr nach Amerika droht. Soll er doch sagen, was er will... solange seine Frau und seine Tochter zum Ficken da sind und er mir einen Drink spendiert, darf er sich meinetwegen dumm und dusslig reden.
Nicht daß ich Sam nicht mag ... in Anbetracht all der Jahre, die ich in New York damit verbracht habe, Leuten wie ihm in den Arsch zu kriechen, kommen wir gut miteinander aus. Er erzählt mir alles über seine Abenteuer mit ', Alexandra und Tania, ich erzähle ihm nichts über meine Abenteuer mit Snuggles und Ann. Und es klappt ausgezeichnet.
Neuigkeiten gibt es bei Ann ... meint zumindest Billie. Ann meidet mich immer noch, also muß ich Billie glauben, i Ich habe keinen Grund, anzunehmen, daß Billie mich beschwindelt...
Billie erzählt, daß Ann versucht, sie zu verführen ... und Billie muß es wohl wissen. Sie schaut eines Nachmittags vorbei, gleich nachdem sie mit einer Lieferung dieser wertvollen Aquarelle bei Ann gewesen ist, und erzählt mir das Ganze. Billie ist amüsiert, aber ich glaube, interessiert ist sie auch. Immerhin, Ann ist eine gutaussehende Frau, und obwohl Billie gewöhnlich hinter den süßen jungen Dingern wie Jean und Snuggles her ist" kann ich mir vorstellen, daß sie auch hie und da Abwechslung schätzt.
Laut Billie überschüttete Ann sie mit Komplimenten, erzählte ihr, wie einsam es ohne Freundinnen in Paris sei und bat Billie, ihr beizubringen, worum es in (The Well of Loneliness> geht. Billie hielt es zunächst nur für Neugier, aber inzwischen ist sie davon überzeugt, daß Ann wirklich mit ihr ins Bett gehen will. Sie möchte wissen, was ich davon halte ... nicht, daß es letztlich viel ändern würde.
Nun, warum nicht? Ann denkt sich wahrscheinlich, daß es für sie, die in Paris so total über die Stränge gehauen hat, nicht sinnvoll wäre, eine Gelegenheit auszulassen, auf all die Fragen, die sie sich gestellt hat, Antworten zu finden. Paris ist etwas, was Ann vorher nie passiert ist und wahrscheinlich nie wieder passieren wird, wenn sie erst einmal auf dem Schiff nach New York ist. Wenn sie wissen will, wie es ist, mit einer Frau zu schlafen, dann muß sie es jetzt probieren oder nie.
Billie nickt erfreut, denn genau das will sie hören. Wie ist Ann im Bett, will sie wissen. Ist sie ein heißer Fick? Ist sie so gut wie zum Beispiel Jean? Sie will, daß ich ihr alles über Ann erzähle, wie es ein Mann gern hören würde. Und was ist mit dem Kerl, der die Rechnungen bezahlt ... was ist mit ihrem Mann? Sie wirft ein Bein über die Sessellehne und kümmert sich einen Dreck darum, daß ich alles sehe, was sie so hat, und bombardiert mich mit Fragen.
"Um Himmels willen, wirst du gefälligst dein Bein wieder runternehmen?" unterbreche ich sie schließlich. "Ich habe seit fast einer Woche keine Nummer mehr geschoben."
Billie schaut gequält drein. Sie ist voller Mitgefühl. Warum ich Jean nicht anrufe? Ob ich will, daß sie Jean bittet vorbeizukommen, bevor sie nach Hause geht? Das Weibstück! Wenn sie nicht aufpasst, kommt sie gar nicht nach Hause ... Ich bin in der Stimmung, ihr die Kleider wegzuschließen und sie eine Woche hierzubehalten, Lesbierin oder nicht.
"Und was willst du mit Ann machen?" frage ich, nachdem ich endlos Fragen beantwortet habe.
"Ich habe mich noch nicht entschieden ... Ich werd's mir überlegen. Snuggles geht mir durch den Kopf."
Dann entschließt sie sich zu gehen und ist fort, bevor ich mich noch aufraffen kann, sie zu vergewaltigen ...
Ernest ruft mich an. Er möchte wissen, ob ich wegen seiner Verabredung mit Ann etwas unternommen habe. Ich muß ihm sagen, daß ich nichts
Weitere Kostenlose Bücher