Opus Pistorum
und sie mag keine Katzen. Himmel, ich habe es aufgegeben, Ernest zu hinterlassen, wo wir sind ... ich lasse nur ausrichten, daß wir hier waren und wieder gegangen sind.
"Hat Ernest wirklich heute Geburtstag?" fragt mich Ann alle paar Minuten.
Scheiße, ich weiß nicht, ob er Geburtstag hat... könnte schon sein. Übrigens nehme ich an, daß Ernest selbst nicht weiß, wann er Geburtstag hat. Ich frage mich, ob ich sie offen um Geld bitten kann ... diese Sauferei beginnt teuer zu werden. Und jedes Mal, wenn ich an der Bar eine Nachricht hinterlassen will, muß ich mich mit dem Wirt streiten, der nicht versteht, warum wir an einem so netten Ort wie diesem nicht bleiben und unsere Freunde hier treffen wollen.
"Wenn Ernest Geburtstag hat", beschließt Ann, "muß ich etwas für ihn besorgen ... "
Schon sind wir wieder aus der Kneipe hinaus und ins nächste Herrenmodengeschäft hinein. Ernests Geburtstag! Scheiße, warum konnte er den Tag nicht zu meinem Geburtstag erklären, möchte ich wissen! Als sie beginnt, Sachen zu kaufen, tut mir das Herz weh. Sie geht einfach im Laden herum, zeigt mit dem Finger auf Sachen, und der Verkäufer stapelt sie auf der Theke.
Hemden, Krawatten, Socken... mein Gott, das wird ja kriminell! Da stehe ich in einem Anzug mit abgestoßenen Armein und einem Hut, der aussieht, als hätte ich meine Schuhe damit poliert... Unterwäsche ... welche Größe? Nun, welche Größe trage denn ich? Der Mistkerl mit seinem Geburtstag! Schuhe! Wir müssen dafür in ein anderes Geschäft gehen, und damit es noch kränkender für mich wird, muß ich die Päckchen tragen. Wir nehmen noch einen Drink, ich bezahle, dann kaufen wir die Schuhe. Na gut, wenn diese Kuh Zaster hinauswerfen will, helfe ich ihr ... aber Ernest wird mir für diesen Abend noch büßen müssen.
"Warum kaufst du ihm keinen Anzug?" frage ich sie. "Und vielleicht einen Mantel und einen Hut?"
Einen Anzug? Aber wie kann sie einem Schneider seine Maße angeben? Und es dauert immer drei bis vier Wochen, bis Sams Anzüge fertig sind. Schließlich überrede ich sie dazu, einen Konfektionsanzug zu kaufen ... Wenn er nicht passt, kann er ihn zurückbringen. Ich bin inzwischen so verdammt wütend, daß es mir egal ist, was sie tut. Ich lasse mich von ihr sogar als Kleiderpuppe verwenden, während sie auswählt, was ihr gefällt. Aber ich habe beschlossen, diese verdammten Päckchen keinen Schritt mehr zu tragen. Ich schmeiße sie dem Hai, der den Laden führt, vor die Füße und sage ihm, er solle alles ins Haus liefern. Natürlich wird es ein bisschen was kosten, sie heute noch zu schicken, sagt er...
In der nächsten Bar, in die wir fallen, steuere ich Ann nach hinten in eine Ecke und placiere sie mit dem Gesicht zur Wand, damit sie nichts sieht, was sie nicht mag... ich möchte mich eine Weile auf meinem Hintern ausruhen. Aber wir sind noch keine zehn Minuten hier, da kommt Ernest herein ... mit Sid.
"Wir haben eure Nachrichten bekommen", ruft Ernest und schwenkt sie. Von irgendwoher fliegt ihm eine Glühbirne an den Kopf und der Knall löst in der Bar fast eine Panik aus. Er trägt einen Koffer und all seine Taschen sind zum Bersten voll. Sid hat ein Stativ, ein halbes Dutzend Scheinwerfer und einige Ständer für Lampen dabei. Er wirkt wie ein Mann, den man aufgeschlitzt hat und der versucht, seine Gedärme unter dem Jackett
zusammenzuhalten ... Kilometer aufgewickelter Schläuche lugen hervor. Auf den zweiten Blick sind es Stromkabel.
"Du Lump", sage ich, sobald ich ihn aus Anns Hörweite gebracht habe. "Willst du sie denn total verschrecken? Warum zum Teufel hast du das Zeug denn nicht im Taxi gelassen?"
"Unsinn ... sie weiß nicht, was das ist. Ich erzähle ihr, das wäre ein Gerät zur Herstellung von Wurzelbier." Er wendet sich Ann zu und sagt: "Damit macht man hausgemachtes Wurzelbier... "
Ernest möchte nach ein paar weiteren Drinks spazieren fahren, also werfen wir uns in eine Droschke und wechseln über die Ile de la Cite auf das rechte Ufer. Aber ich habe es so arrangiert, daß ich neben Ann sitze. Sie fühlt sich jetzt wohl... sie ist warmgelaufen, und im Dunkeln der modrig riechenden Droschke wird sie ganz zutraulich. Wir fahren bis zur Place de la Bastille, und als wir an Anns Haus ankommen, wo sich das Pferd sofort auspinkelt, ist eine der Flaschen, die Sid mitgebracht hat, schon geleert. Als wir an der Notre-Dame vorbeifuhren, hatte ich meine Hand unter Anns Rock und sie suchte meinen Hosenschlitz ... auf dem Rückweg
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