Opus Pistorum
liegen sie da, als ich sie verlasse, und Anna steckt ihre Nase in Toots' Busch ...
Ich will nicht sterben. Heute habe ich ein halbes Dutzend Bücher zum Buchbinder gebracht ... zwei davon sind nicht mehr zu retten und müssen weggeworfen werden. Ich hatte gar nicht gemerkt, daß sie am Sterben waren, daß das Papier zu brüchig geworden war, um den Bindefäden Halt zu geben ... aber sie sind am Ende, dabei habe ich sie erst vor ein oder zwei Wochen gekauft... als ich in Amerika war, natürlich. Wo sonst kann man so schlampig gemachte Bücher kaufen, daß sie noch vor dem Käufer zu Asche werden? Aber die Zeit vergeht.
Diese Schwänze, die einem erzählen, daß sie in fünf oder fünfzig Jahren bereit sein werden, den Geist aufzugeben ... wie, um Gottes willen, kann ein Mann so was sagen? Es gibt zu viel zu sehen, zu viel zu tun, und so lange man lebendig ist, sollte es doch unmöglich sein, dieses Fünkchens von Bewusstsein überdrüssig zu werden...
So lange man lebendig ist! Aber wir leben in einer Geisterwelt. Die Welt ist schon halb tot, bevor sie geboren ist. Die Menschen gehen breitbeinig durchs Leben, den einen Fuß schon im Grab und den anderen noch immer im Mutterleib ... sie werden niemals erwachsen, und sie sind alt von dem ersten Schrei des Protests an, den sie ausstoßen, sobald sie merken, daß sie allein sind ...
Alexandra besucht mich, nachdem wir einige Briefe gewechselt haben. Sie steckt bis über den Kopf im Katholizismus und außerdem fasziniert sie - der Satanskult. Sie redet von Magie, schwarzer und weißer, von den Rosen-kreuzern, von Succubi und Incubi, von der Schwarzen Messe ... Oh, sie hat das alles parat, kennt den ganzen Wortschatz und scheint das alles so ernst zu nehmen, daß ich fast glaube, sie ist nicht mehr richtig bei Verstand.
Jetzt hat sie beschlossen, etwas über einen gewissen exkommunizierten Kanonikus zu erfahren, der eine Gruppe von Teufelsjüngern um sich versammelt haben soll und hier in Paris die Schwarze Messe zelebriert. Von ihm, hat sie gehört, haben Frauen die Fähigkeit des Zeitenwanderns erlernt! Und es wäre doch herrlich, mit, sagen wir, Byron zu schlafen oder von ihm besucht zu werden und auch von manchem anderen Mann, der aus Gründen der Vernunft usw. usw. nicht erreichbar ist.
Und sie glaubt an das Zeug! Sie hat haufenweise Bücher darüber gelesen, erzählt sie mir, und ihr Beichtvater ist sehr böse mit ihr. Ob ich zum Beispiel weiß, fragt sie, daß es über die Welt verstreut mehr als 27 bekannte Gesellschaften gibt, deren Mitglieder sich der Verehrung des Anti-Christ verschrieben haben? Sie spricht von Zauberformeln und Beschwörungen, von Fieber und anderen Krankheiten, die mittels Hypnose und Spiritismus übertragen werden. Zum Teufel, wenn man sie so reden hört, könnte man glauben, daß sie jede Nacht mit Geistern und Kobolden verkehrt. Selbst auf Alchimie kommt das Gespräch ... sie hat Listen der großen Fakire aller Jahrhunderte im Kopf und erzählt mir, daß allein in Frankreich nachts Umwandlungsöfen brennen.
Es ist unmöglich, eine Frau in diesem Zustand zu ficken. Da könnte ich ja gleich eine Irre vögeln. Ehrlich gesagt, ich bin froh, als ich sie los bin, und als sie gegangen ist, laufen mir immer noch Schauer über den Rücken. Und es sind nicht die Dämonen und Larven, die mich stören.
Toots trägt zur Verschönerung meiner Woche bei. Toots und Peter! Der reiche Amerikaner, den Toots sich zu angeln versucht, hat den Wunsch geäußert, andere, irgendwelche andere Amerikaner, die in Paris leben, kennenzulernen ... er hat Heimweh, ein Zustand, der Touristen das Gefühl gibt, jede Person, die jemals irgendwo im Umkreis von 3000 Kilometern um ihren Heimatort gewesen ist, sei ihr Bruder, der mit Vertraulichkeiten und Herzlichkeit behelligt werden kann. Also bringt Toots ihn mit.
Er ist nicht ganz so ein Klotz am Bein, wie ich es erwartet habe ... das liegt vielleicht daran, daß beide, er und Toots, beschwipst sind ... sie haben eine große Tour durch die umliegenden Bars gemacht. Er ist auch noch nicht so alt ... wieso er Toots bis jetzt noch nicht gelegt hat, ist unklar ... sie wird allmählich verzweifelt. Sie sitzt auf seinem Schoß und wackelt für ihn mit dem Arsch, und das vor meinen Augen - aber er weiß nichts Besseres, als ihr in den Hintern zu kneifen und weiterzuplaudern.
Toots hat anscheinend beschlossen, daß es entweder heute nacht passieren muß oder nie ... sie versucht nun schon so lange, ihn zu bekommen, daß sie
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