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Opus Pistorum

Opus Pistorum

Titel: Opus Pistorum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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Indezentes fällt vor. Scheiße, nach dem, was mir Ernest erzählt hat, nahm ich an, daß hier alle, die um den Tisch sitzen, zwischen den Gängen miteinander spielen. Statt dessen spricht man über die künftige außenpolitische Situation, über das Klima in Süditalien und die Wunder Amerikas.
    Nach dem Essen fängt der Spaß an. Mutzborg gesteht scheu, daß er uns etwas vorenthalten hat ... es gäbe da eine kleine Erfindung, die er uns noch nicht vorgestellt hätte.
    Er bringt eine Flasche herbei und hält sie gegen das Licht, damit wir sie begutachten können. Sie ist mit einer tintenschwarzen Flüssigkeit gefüllt, die ich zunächst für Tinte oder für flüssigen Sprengstoffhalte. Beim zweiten Raten komme ich dem Sachverhalt näher ... es ist ein Getränk, das er erfunden hat, ein Destillat aus einer
    Kombination von Wermut, Getreidekörnern, verschiedenen Feldpflanzen und Gott weiß was allem. Nachträglich bin ich sicher, daß auch diese kleinen grünen spanischen Fliegen zum Rezept dazugehören.
    Er serviert das Zeug in kleinen Liqueurgläsern, in die so viel hineingeht wie in einen Fingerhut. Es hat den rohen, holzigen Geschmack von hausgemachtem amerikanischem Gin und dazu ein paar ganz eigene undefinierbare, unangenehme Geschmacksnuancen. Aber etwas so Starkes habe ich noch nie getrunken ... Mutzborg, der uns erzählt, daß er es noch nie gewagt hätte, mehr als einen Schluck zu nehmen, wird überredet, uns bei der zweiten Runde Gesellschaft zu leisten, und fängt sofort zu singen an. Die Unterhaltung wird gelöster, und Mutzborgs Frau wird allmählich lebhaft.
    Nach der dritten Runde ist Ernest derjenige, der zu singen anfängt, und die Tochter macht mir schöne Augen. Mutzborg geht aus dem Zimmer, um sich Sodawasser zu holen, denn das Getränk ist nach dem ersten Schluck sehr mächtig, und er bleibt lange genug draußen für eine weitere Runde.
    Meine Hände und Füße beginnen zu kribbeln. Es ist mehr als nur ein Prickeln ... ich spüre, wie sich die Nerven dehnen, wenn ich Finger und Zehen bewege, sie vibrieren wie Klaviersaiten in verschiedenen Tonhöhen. Die Farben des Raums werden übertrieben leuchtend. Dass ich nicht gelähmt bin, erstaunt mich. Meine Haut wird überempfindlich.
    Alle sind von dieser Erfindung begeistert, Mutzborg eingeschlossen. Nach einer guten Stunde haben wir die Flasche geleert. Mutzborgs Tochter kommt sich sehr schlau vor, weil sie mir ihre Schenkel zeigt, ohne daß es sonst jemand sieht. Ernest sitzt neben Mutzborgs Frau auf dem Sofa; eine Hand hat er hinter sie gelegt und befummelt ihren Hintern. Mutzborg wandert am Rand der Gespräche hin und her, hüpft herum, um Zigaretten oder dies und das zu holen, und bald hat er sich schwindlig gehüpft. Er murmelt noch etwas über freie Liebe, lässt sich in einen Sessel fallen und schaltet ab.
    Seine Frau redet davon, daß sie Ernest den Garten bei Mondschein zeigen möchte. Und ihr Abgang ist sehr würdig...
    Das Seltsame an Mutzborgs flüssigem Vorschlaghammer ist, daß es offenbar die physische Beweglichkeit nicht beeinträchtigt. Ernest zerstört um ein Haar die Wirkung, indem er die Frau beim Hinausgehen in den Hintern zwickt und sie zum Aufquietschen bringt...
    Die intellektuellen Gespräche haben wir schon vor langer Zeit aufgegeben, und so sitzen Mutzborgs Tochter und ich einfach nur herum und brüllen uns für weitere fünf Minuten Unsinn zu. Kaum waren Ernest und die Frau fort, habe ich einen Steifen bekommen, und nach diesen fünf Minuten ist er in einem so prachtvollen Zustand, wie ich ihn noch nie zu bieten hatte. Er wäre bei diesem Weib auch keine Verschwendung ... sie hat die Augen offen, sie weiß, was da zu haben ist...
    Sie rutscht auf ihrem Sessel herum, wie jemand, der Flöhe unter dem Hintern hat, und zeigt mir alles, bis hinauf zu ihrem weißen seidenen Höschen. Mutzborg schnarcht weiter.
    Fünf Minuten, und dann ... sollen wir ...? Einfach so ... sollen wir? Sie dreht bis auf eine trübe Lampe alle Lichter im Zimmer aus, während ich mit meinem zappligen Steifen in der Hose dasitze, dann gehen wir zum Sofa. Man könnte doch annehmen, daß dieses Biest zumindest den Anstand besitzt, ein Schlafzimmer vorzuschlagen, wo doch ihre Mutter im Garten ist... aber nein, sie muß es hier machen, wo ihr alter Herr im Sessel schläft...
    Es ist angenehm, einmal wieder eine von den jungen Puppen zu bekommen. Sie ist nicht mehr so jung, daß sie noch nicht gar wäre, aber sie hat auch noch nicht die Reife der meisten

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