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Opus Pistorum

Opus Pistorum

Titel: Opus Pistorum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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ich gern einen hätte.
    "Lass uns diskutieren", sagt Ernest. "Du wirst so nett sein und den Standpunkt vertreten, daß die Ehe eine edle und heilige Einrichtung ist, während ich auf der entgegengesetzten Ansicht beharre."
    Er stützt sich auf einem Ellbogen auf und drapiert die Laken um sich wie eine Toga, aber bevor die Diskussion noch beginnen kann, hat Ernest schon vergessen, worum es gehen sollte. "Was hältst du von so einem Weib?" möchte er wissen. "Sollte man nicht annehmen, daß sie wenigstens den Anstand besitzt, es so zu machen, daß ihr Mann jemanden mit nach Hause bringen kann, ohne sich schämen zu müssen? Aber nein ... da wackelte sie herum und kreischte wie ein Schwein beim Abstechen, und dieser Frosch rammte ihr seinen Stander bis zu den Ohren hinauf. Und ich, Alf, ich gehe wie immer als erster ins Zimmer. Was konnte ich da noch tun? Wie konnte ich wissen, ob das nicht ein ganz normaler Vorgang war; ob wir uns nicht vielleicht hinter diesem Kerl anstellen sollten, bis die Reihe an uns war? Wie findest du das, Alf? Ich konnte nur warten und sehen, was passiert; wenn ihr Mann auch seine Hose ausziehen würde, dann wäre alles in Ordnung, und wir könnten später, nachdem wir sie gevögelt hatten, zu Abend essen. Hör zu! Hast du schon mal einen Dummkopf mit seinem neuen Radio oder vielleicht seinem neuen Auto angeben gehört, und wenn er's dir dann vorführen will, funktioniert es nicht? Was sagt er da? Er sagt immer: sagte, während wir unser Abendessen in Form von Whiskey tranken ..."
    Ernest ist schließlich gezwungen, eine Atempause einzulegen, dann beginnt er die Arie von vorn und erzählt altes noch einmal.
    "Dann betranken wir uns, fanden ein paar Weiber, und alles war schon in die Wege geleitet ... nur, was meinst du, passiert dann, Alf? Dieser Kerl beschließt, daß er seiner Frau einen verdammt besseren Fick verabreichen kann, als der Frosch, der sie da gebumst hat, und er sagt, er geht nach Hause, um ihr das zu beweisen. Und lädt mich nicht einmal ein mitzukommen! Himmel, findest du nicht, das hätte er wenigstens tun können, nachdem er mich zum Dinner eingeladen hat? Aber er schluckte nur ein paar dieser Pillen gegen Sodbrennen, die sie dir in den Bars verkaufen, und macht sich allein davon ... das zeigt einem nur mal wieder, wie eine Möse einen tollen Mann ruinieren kann ... "
    Irgendwo unterwegs hat Ernest einen Stapel phantastischer Fotos aufgetrieben. Sie liegen auf seinem Schreibtisch, und während ich mir seine Geschichte zum drittenmal anhöre, schaue ich sie mir an. Sie sind wirklich erstklassig, mit Weibern, die wie Weiber aussehen und nicht wie Tanten, die versuchen, niedlich zu sein und gleich im ersten halben Dutzend finde ich ... Anna. Ich stoße ein Geheul aus, und Ernest muß sehen, was ich da gefunden habe ... er wußte gar nicht mehr, daß er diese Sachen besitzt.
    Nun, die Welt ist klein, sagt Ernest, schaut sie durch und findet noch ein paar Fotos mehr von Anna ... das muß der Grund gewesen sein, warum er sie überhaupt gekauft hat. Und Anna ist nur eine weitere reitende Hure, sagt er. Ob ich glaube, daß Anna mir oder irgendeinem von uns etwas Gutes tut? Anna tut niemandem etwas Gutes, Anna zuallerletzt.
    Als ich weggehe, habe ich die Bilder von Anna in der Tasche und einen guten Teil von Ernests Whiskey im Magen. Ernest hat noch eine Flasche aus dem Schrank geholt und redet noch immer, ruft wieder nach seinen Revuemädchen. Ich gehe ins Büro, und da dort nie Arbeit auf mich wartet, schreibe ich ein paar Briefe, damit es so aussieht, als würde ich eine halbe Stunde arbeiten. Dann segle ich wieder ab, um zu sehen, was ich auftreiben kann.
    Als ich eben auf die Straße trete, renne ich in Arthur. Er wollte gerade zu mir, sagt er, und ist so aufgeregt, daß er kaum reden kann. Bevor er mir erzählen kann, worum es geht, braucht er einen Drink, und er will nicht einmal warten, bis wir über die Straße in ein Lokal gegangen sind, wo ich Kredit habe ... also gehen wir in die Bar gleich neben dem Büro, wo mein Kredit schon seit fast einem Monat erschöpft ist.
    Es stellt sich heraus, daß unsere kleine Freundin Charlotte Arthur aufgesucht hat. Er war nicht zu Hause, aber sie hat eine Nachricht hinterlassen ... eine Einladung für uns beide, vorbeizukommen und sie zu besuchen. Arthur macht deshalb bald in die Hose, und er will, daß ich die

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