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Oracoli (German Edition)

Oracoli (German Edition)

Titel: Oracoli (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Becks
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fertig gestellt: 16. Dezember 1959.
       Zustand: Gebraucht.
       Preis: 6789,00 DM Brutto - 6517,44 DM Netto  
       4% Brutto-Umsatzsteuer = 271,56 DM
    Cora traute ihren Augen nicht: ›4% Umsatzsteuer?‹
    Plötzlich roch sie den Duft von Rasierwasser. Sie bemerkte nicht, dass Ferdinand Stark das Büro betreten hatte. Nun stand er direkt hinter Cora und schaute ihr über die Schulter. Sie fühlte sich ertappt und lief rot an. »Sehr fleißig, Frau Lahn«, sagte er zufrieden. »Ich wusste nicht, dass die Umsatzsteuer damals so niedrig war«, sagte sie, nur um überhaupt etwas zu sagen. »Das ist noch die Allphasen-Bruttoumsatzsteuer, die Mehrwertsteuer, wie wir sie heute kennen, ist meines Erachtens so um 1968 eingeführt worden. Aber mich freut es, dass sie sich für jedes Detail interessieren, Frau Lahn. Machen Sie weiter so.« Er verließ den Beobachtungsposten hinter Coras Rücken und wollte gerade zu seinem Schreibtisch gehen, als er plötzlich innehielt und sich zu Cora drehte. Sie schaute ihn fragend an. »Würden Sie mir bitte die Schlüssel zurückgeben«, sagte er freundlich. Cora starrte auf ihre Handtasche, die zwischen ihr und Ferdinand Stark lag. Sie stellte mit Entsetzen fest, dass sich darin noch beide Schlüsselbunde befanden, sie waren fast identisch. Wenn sie jetzt ihre Handtasche vor Herrn Starks Augen öffnen würde, dachte Cora, entdeckte er wahrscheinlich die Kopien seiner Schlüssel. Das Risiko war ihr zu groß. Blind hineingreifen konnte sie auch nicht, das käme einem Lotteriespiel gleich. Die nachgemachten Schlüssel glänzten noch und der Name von Mister Minit war auf jeden einzelnen Schlüssel unübersehbar eingeprägt. Um ihre Unsicherheit vor ihm zu verbergen, öffnete sie eine Schublade und tat so, als suche sie nach seinen Schlüsseln. Um Zeit zu gewinnen, riss sie die Schublade ganz heraus, sodass der komplette Inhalt der Lade zu Boden viel. Es befand sich ein altes Foto in dem am Boden liegenden Chaos. Sie zog die Schwarzweißfotografie aus dem Papierhaufen und betrachtete es eingehend. Sie kannte die Frau nicht, die auf dem Foto zu sehen war. Wer sie war, konnte sie sich aber denken. Cora war völlig überrascht gewesen, als sie die Ähnlichkeit bemerkte, die sie mit Bärbel Stark hatte. Sie war fülliger als Cora und mochte zu dem Zeitpunkt, wie Cora, um die 40 Jahre alt gewesen sein. Die Rauchwolke einer Handelsgold-Zigarre kam von hinten und hüllte Bärbel Starks Bild in Nebel ein. Herr Stark hatte seine alte Stellung bezogen und Cora spürte Ferdinands Kurzatmigkeit in ihrem Nacken. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, ahnte jedoch, dass es vor Glück strahlte. Sie nutzte die Gelegenheit und gab ihrem Chef das Foto, das er auch gleich mit Verzückung betrachtete. Cora stand auf, schnappte sich ihre Handtasche und fischte schließlich den richtigen Schlüsselbund heraus. »Ha, wer sag's denn«, trumpfte sie auf und hielt Ferdinand Stark die Schlüssel hin, der sie mit feuchten Augen in Empfang nahm. Er hielt das Foto in seiner Rechten und lief paffend durch das Büro, bis er wieder vor Coras Schreibtisch zum Stehen kam. Er wechselte seinen Blick ein paar Mal zwischen Cora und dem Bild. Dann legte er das Foto auf den Schreibtisch und sah Cora an.
       »Würden Sie meine Mutter malen?«, fragte er. »Ich weiß von meinem Bruder, dass Sie gut malen können. Bitte, Frau Lahn, tun Sie mir den Gefallen.« Cora nahm das Bild, betrachtete es einen Moment und sah zu ihrem Chef hoch. »Ist in Ordnung, Herr Stark, ich nehme das Foto mit.«
       »Wunderbar, wie viel … äh, ich hab' keine Ahnung, sind 500 Euro angemessen?« Cora verschlug es die Sprache, sie hätte ihm vielleicht 200 Euro inklusive der Materialien berechnet. »500 Euro sind in Ordnung, Herr Stark«, sagte sie und wunderte sich über ihre Gier nach Geld, die sie früher nicht kannte. Ferdinand Stark strahlte, paffte und rieb sich die Hände. Er ging zur Garderobe, nahm Coras Fischgrätjacke vom Haken und ging mit ihr auf Cora zu. Er breitete die Jacke aus und schaute sie gutgelaunt an. Cora erwartete nichts Gutes. Wollte er sie zum Essen einladen? Und das mit den ollen Klamotten. Bitte nicht, hoffte sie. »Kommen Sie«, begann er, »zur Feier des Tages machen wir heute mal früher Feierabend als sonst, es ist Wochenende Frau Lahn.« Cora stand auf und ging ihm entgegen. Ihr fiel ein Stein vom Herzen.
       Nachdem Cora sich von ihrem Chef verabschiedet hatte, suchte sie eine der Damentoiletten auf. Sie wollte

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