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Oracoli (German Edition)

Oracoli (German Edition)

Titel: Oracoli (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Becks
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Jackentasche und schrieb sich den Namen auf. »Wissen Sie noch den richtigen Namen von Schieber?« Der Alte überlegte. »Schieber … Schieber«, murmelte er und fuhr mit seinem Stuhl durch die Halle. »Soll ich ihm ein paar reinhauen?«, fragte Max seinen Bruder und grinste dabei. »Vielleicht erinnert er sich dann.« Siegfried trat ihm daraufhin so heftig mit seiner Hacke auf den Fuß, dass er, mit von Schmerz verzogenem Gesicht, zur Sitzgruppe zurückhumpelte. Da stand auch schon Sassendorf mit seinem Rollstuhl wieder vor Siegfried. Er lächelte stolz. »Georg Scheiber heißt er. Falls der noch lebt, müsste er um die 80 sein.« Der Alte sah zu Max herüber. »Was hat denn Ihr Kollege gemacht?«
    »Der ist gestolpert, der hat es immer so eilig … haben Sie vielen Dank, Herr äh … Kommissar«, sagte Siegfried, gab ihm die Hand und verließ den Alten. Max humpelte fluchend hinterher.
     
       Zur selben Zeit hatten Cora und Ludwig den Ort ihrer Besprechung gewechselt. In Ludwigs Zimmer konnten sie ihr Gespräch in Ruhe fortsetzen, ohne von Coras Kindern bei irgendeinem unüberlegten Wort, überrascht zu werden. »Mit Erpressung kenne ich mich nicht aus, war auch nie mein Ding«, begann Ludwig. »Morgen nehme ich erst mal Kontakte auf. – Ich fange mit Schieber an.«
       »Wer ist Schieber?«, fragte Cora.
       »Das ist der Mann, der uns damals den Bauplan für den T-34 besorgt hat.«
       »Für den Stahlknecht«, sagte Cora. »Genau, das ist unser Mann. Der kann uns weiterhelfen, Schieber kennt die richtigen Leute, die wir für eine Erpressung brauchen können«, erklärte Ludwig, dem Erpressungen, gleich welcher Art, immer zuwider waren. Erpressungen kamen ihm nie so sauber vor. Nicht so sauber, wie zum Beispiel, einen Tresor zu öffnen: Einbrechen, Schrank knacken, abhauen, fertig. Erpressen kann doch jeder, dachte er. Aber um einen Safe knacken zu können, muss man Fachmann sein. ›Ich bin Schränker,  und ich bin ein Meister meines Faches … gewesen.‹  Nein, der wahre Grund seiner Abneigung lag woanders … Ludwig schob alle Bedenken beiseite. Er wollte Cora helfen, Erpressung hin, Erpressung her. Andererseits, wen wollen sie denn erpressen? Die Brüder, vor allem der eine der beiden, hatten Cora übel mitgespielt. Ludwig gab dem Unternehmen einen anderen Namen: Coras Rachefeldzug, ja, damit konnte er leben. »Soll ich Sie morgen chauffieren?«, fragte Cora. »Nein danke, ich nehme ein Taxi. Wir müssen jetzt sehr vorsichtig sein, fahren Sie zur Arbeit und verhalten Sie sich dort so normal wie möglich. Während Sie arbeiten, fahre ich zu Schieber. – Cora, im Moment ist nur eines wichtig, wir müssen jeglichen Verdacht von Ihnen fernhalten.«
 
       Das Taxi hielt vor dem Tor zur Schrebergartenanlage – Bergmannssonne. »Das macht Sieben, Fünfzig«, sagte der Taxifahrer. Ludwig griff in seine Innentasche, hielt dann inne. »Würden Sie auf mich warten? Das kann nicht lange dauern …« Der Fahrer ließ ihn nicht ausreden: »Kein Problem. Der Ticker läuft ja weiter, also, lassen Sie sich ruhig Zeit.«
       Schieber war klein, schmächtig und trug eine Hornbrille. Er saß vor dem Schwarzweiß Fernseher und schaute sich mit Joschie, seinem treuen zwölfjährigen Mischlingshund eine Tiersendung an. Die Laube war karg eingerichtet, doch es war alles vorhanden, was Schieber zum Leben brauchte. Es klopfte an der Tür. »Mein lieber Joschie, wer kann das nur sein?« Schieber ging zur Tür und öffneten sie, Joschie lief mit wedelndem Schwanz hinter ihm her. Ludwig, der mit ausgebreiteten Armen vor ihm stand, lächelte ihn an.
    »Hallo Schieber, Du alter Haudegen.« Schieber überlegte kurz, dann erkannte er seinen alten Kumpan wieder. »Wenn das nicht Lu ist …« Er war sichtlich erfreut. Sie umarmten sich eine Weile. Dann musterte Schieber seinen alten Freund von oben bis unten. »Kerl, Du hast Dich ja kaum verändert – komm doch rein, Lu.« Sie gingen hinein, Joschie machte einen Freudentanz, sie hatten so gut wie nie Besuch. »Das ist Lu, Joschie, ich hab Dir doch von Lu erzählt.« Joschie knurrte vor Wonne, als Ludwig ihn streichelte.
     
       Die Gaststätte ZUR LETZTEN INSTANZ hatte gerade geöffnet, als die Gerber-Brüder hineinkamen. Die Speisegaststätte war groß und rustikal eingerichtet. An den Tischen konnten zirka 80 Gäste Platz nehmen. An den Wänden hingen Fotos der Gefängnisse aus aller Welt. Außerdem schmückten jegliche Folterinstrumente die Wände. Die Fenster waren

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