Oracoli (German Edition)
passiert?«
»Die waren wegen Dir hier, Ludwig, die wissen jetzt wer Du bist. Du musst verschwinden.« Dann verlor er erneut das Bewusstsein. Nun saß auch Cora neben Schieber auf dem Boden und wischte ihm mit einem feuchten Tuch das Blut aus dem Gesicht. »Verdammt, das müssen die Gerber-Brüder gewesen sein.«
»Der eine hieß Max …«, hauchte Schieber, ohne die Augen zu öffnen.
Der Krankenwagen fuhr mit Blaulicht davon. Cora, Ludwig und Joschie standen am Seitenfenster des Taxifahrers. »Nehmen Sie auch den Hund mit?«, fragte Ludwig. »Klar, bevor Sie mich auch noch versohlen«, scherzte der Taxifahrer. Keiner, außer dem Fahrer, lachte über den üblen Scherz.
Eine Stunde später waren sie in Ludwigs Zimmer. Ludwig war dabei, seine Koffer zu packen. Cora hatte noch ein rohes Steak in ihrem Kühlschrank gefunden, dass sie für Joschie klein schnitt und mit nach oben zu Ludwig brachte. Doch der arme Hund hatte verständlicherweise keinen Appetit. Dafür trank er reichlich Wasser. »Wollen Sie verreisen, Ludwig?«
»Ich muss, Cora, ich muss verschwinden. Sie sind sonst in großer Gefahr. Die wissen nun wer ich bin und es dauert nicht lange, dann stehen die Herren bei Ihnen auf der Matte.«
»Aber wo wollen Sie hin?«
»Das werde ich Ihnen nicht verraten. Es ist für Sie und auch für mich besser so, glauben Sie mir, Cora.« Ludwig ging zum Tisch und zog zwei Stühle zurück. »Bitte Cora, nehmen Sie Platz.« Sie setzten sich, Ludwig drehte sich eine Zigarette und zündete sie an. »Ihr Mann hatte ein Unternehmen geführt, nicht wahr?«
»Ja, eine Begleit-Agentur.«
»Jetzt sind Sie an der Reihe, ein Unternehmen zu lenken. Sie müssen das Ding ohne mich durchführen.« Sie sah Ludwig hilflos an. »Aber das kann ich doch nicht.« Ludwig lächelte Cora aufmunternd zu. »Doch, das können Sie schaffen. Sie brauchen nur die richtigen Leute.« Ludwig zog einen Zettel aus seiner Hemdtasche und reichte diesen Cora. »Diese Männer müssen Sie ausfindig machen. Fangen Sie Ihre Suche am besten hier an.« Er zog ein Streichholzheftchen aus seiner Hosentasche, auf dem ein Foto der Gaststätte "Zur letzten Instanz" gedruckt war. Dann erhob sich Ludwig und begab sich wieder zu seinen Koffern. »Ich sehe zu, dass ich verschwinde.«
Cora saß in ihrem Wohnzimmer und streichelte Joschie, der endlich auf der Couch seinen Schlaf gefunden hatte. Ludwig betrat durch die offene Tür den Raum. Er trug nun einen dünnen Mantel über seinen Anzug und hatte in jeder Hand einen Koffer. Cora ging ihm entgegen. Er sah ihr tief in die Augen.
»Das Taxi müsste gleich kommen. Aber was ich Ihnen noch sagen wollte …«
»Ja, Ludwig?«
»Wenn Sie die Jungs zusammen haben, dann sind Sie der Boss. Vergessen Sie das nicht. Lassen Sie sich in nichts hineinreden, Sie müssen sich von Anfang an Respekt verschaffen.«
»Was ist mit Schieber?«
»Ich habe mit ein paar Leuten telefoniert, die kümmern sich um ihn. Weder Sie noch ich dürfen Schieber im Krankenhaus besuchen. Die Gerber-Brüder könnten das Krankenhaus überwachen lassen. Und seien Sie mit Joschie auf der Hut, die beiden Gerber könnten ihn wieder erkennen.«
»Ich habe Angst, Ludwig.«
»Ich weiß … nur Mut, Cora, Sie schaffen das.« Es läutete an der Haustür. »Das wird das Taxi sein«, sagte Cora. Sie umarmten sich zum Abschied. Als Ludwig das Haus verlassen hatte, ging Cora zum Hund und streichelte ihn. »Jetzt sind wir beide alleine, Joschie.«
Irgendwann ist Cora auf der Couch eingeschlafen. Sie steckte mitten in einem Albtraum, als sie durch ihre Tochter geweckt wurde. Das war nicht Fraukes Absicht gewesen, doch sie entdeckte den Hund und musste ihn sofort streicheln. Cora rieb sich die Augen. »Entschuldigung Mama, ich wollte Dich nicht wecken.«
»Ist schon in Ordnung, Schatz«, sagte Cora und richtete sich auf.
»Wer ist denn der süße Fratz?«
»Das ist Joschie, der wohnt erst mal hier. Sein Herrchen … äh, ein Arbeitskollege von mir, ist auf unbestimmte Zeit verreist«, log sie. »Aber der Arme leidet noch unter der Trennung von seinem Herrchen, er will einfach nicht fressen.« Frauke sah dann die Fleischstückchen auf dem Wohnzimmertisch stehen, nahm ein Stück und hielt es Joschie unter die Nase. Der Hund schnappte danach. Er ließ sich von Frauke füttern. Cora kamen die Tränen, versuchte aber schnell, an etwas anderes zu denken. Sie
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