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Oracoli (German Edition)

Oracoli (German Edition)

Titel: Oracoli (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Becks
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Vorspeise nehme ich die Suppe "a la Eingebrockt" … als Hauptspeise hätte ich gerne die Henkersmahlzeit … und als Nachspeise bitte das Standgericht.« Der Wirt notierte die Bestellung. »Und als Nachtisch die Götterspeise … oui, kommt sofort«, sagte der Wirt und verschwand wieder mit einer eleganten Bewegung. Cora schaute ihm nach, um zu sehen, ob er wieder seinen Stiefvater erschrecken würde. Der Alte hatte aber mittlerweile seinen Platz verlassen. Joschie schmiegte sich plötzlich an Coras Beine, gleichzeitig stieg ihr ein scharfer, Ekel erregender Geruch in die Nase. Cora zuckte zusammen, als sie Franz Kabachel neben sich stehen sah. Franz lachte hämisch, während er auf Joschie zeigte. »Keine Angst, ich tue Deiner Töle nix … aber früher herrschte noch Zucht und Ordnung in Deutschland, da gab's keine Köter in Restaurants. Scheiß drauf, der Bengel macht ja sowieso wat er will, der Schnösel sollte auf'm Pütt bleiben, ne wat macht der Rotzbengel? Er macht 'ne Kneipe auf … bin selber vierzig Jahre auffer Mine gewesen … hat mir nicht geschadet, oder? Der ist wie seine Mutter, die Franzosenschlampe, gut datt die den Deckel auffe Nase hat, die war sich auch zu fein zum … arg ...« Josef, der plötzlich hinter dem Alten stand, packte seinen Stiefvater am Kragen und zog ihn wie einen Kartoffelsack aus dem Lokal in einen Nebenraum hinein. Cora war noch wie gelähmt. An den Nachbartischen gab es Applaus.
     
       »Und, hast Du aus der Alten was rausgekriegt?«, fragte Max, als Siegfried sich auf den Beifahrersitz des schwarzen Porsches setzte. Siegfried ließ Max im Auto warten, während er Ludwigs Schwester besuchte. Siegfried befürchtete, dass sich die alte Dame durch die Anwesenheit seines Bruders ängstigen könnte. Max gefiel das gar nicht. »Fahr' zur letzten Instanz nach Dortmund, Max, vielleicht kriegen wir vom Wirt einen Tipp, wo ihr Bruder stecken könnte; aus seiner Schwester, diesem Aas, war nichts rauszuholen. Er wohnt angeblich schon zehn Jahre nicht mehr dort.«
       »Und, glaubst Du ihr?«
       »Ich durfte ihre Toilette benutzen, da hab' ich mir direkt den Alibertschrank vorgenommen. Kein Rasierer, kein Rasierwasser. – Nur Altweiber-Scheiße.«
       »Ich kann ihr ja mal ihre Altweiber-Fresse polieren«, sagte Max grinsend. »Komm fahr los, sonst polier' ich Dir gleich die Fresse.« Max startete den Porsche und schloss per Knopfdruck das Dach, ein Gewitter war im Anzug.
     
       Cora aß ihre Henkersmahlzeit, als sie durchs Fenster schaute und die Gerber-Brüder sah. Sie griff in ihre Handtasche, kramte einen Spiegel heraus und betrachtete sich. Dann sah sie zur Tür, die sich auch schon öffnete. Die Brüder betraten das Lokal. Cora zitterte am ganzen Körper. Geistesgegenwärtig zog sie Joschie enger an sich. Doch dann sah sie, wie der Wirt auf die Brüder zuging und sehr aufgebracht war. Er zeigte dabei mit dem Zeigefinger nach draußen. Zwei stabile Männer, die unmittelbar an der Tür saßen, standen auf und gaben Josef Rückenstärkung. Max machte noch eine Drohgebärde, danach verließen die beiden wieder die Gaststätte.
       Nachdem sich alles beruhigt hatte, nahm Cora ihren ganzen Mut zusammen und winkte den Wirt mit einem Zeichen zu sich. Er bemerkte es und ging zu ihr. »Haben Sie noch einen Wunsch?«, fragte er freundlich. »Würden Sie sich einen Moment zu mir setzen?« Josef bemerkte die Unsicherheit in Coras Blick und setzte sich. »Was haben Sie, Madame?«
       »Es geht um die beiden Männer, die Sie hinausbefördert haben.« Josefs Augen wurden dunkel. »Die haben einen Kumpel von mir übel zugerichtet. – Sind das etwa Freunde von Ihnen?«, er wollte aufstehen, doch Cora hielt ihn am Arm fest. »Warten Sie bitte.« Der Wirt setzte sich wieder, doch sein Blick blieb düster. Cora zeigte auf den Hund. »Das ist Joschie, Schiebers Hund. Die haben Lu gesucht und den armen Schieber gefoltert, um aus ihm Ludwigs Aufenthaltsort zu prügeln. Und jetzt schickt mich Lu, um ein paar Leute ausfindig zu machen.« Josef streichelte Joschie. Nach einer Weile sah er zu Cora, die Finsternis war aus seinem Gesicht gewichen, Josef hatte wieder seine gutmütige Ausstrahlung. »Wie stellt Lu sich das vor? Wie kann ich Ihnen helfen, Madame?« Cora gab dem Wirt den Zettel, auf dem Ludwig die Namen geschrieben hatte. Josef erhob sich und betrachtete nachdenklich den Zettel. »Ich bin gleich zurück«, sagte er geistesabwesend mit Blick auf den Zettel und verschwand. Cora

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