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Oracoli (German Edition)

Oracoli (German Edition)

Titel: Oracoli (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Becks
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der Hund schon wieder mitmachen musste, plötzlich das dringende Bedürfnis, Joschie etwas Gutes zu tun. Sie befreite ihn erst mal von seiner Verkleidung und hielt ihm anschließend das Nackenstück hin.
       »Hier Joschie, lecker Fleisch vom Schwein«, sagte sie und stellte sich Max Gerber als das Schwein vor. Sie machte mit dem Hund ein Wettziehen um das Fleisch. Joschie knurrte und zog was das Zeug hielt, Max wurde immer länger. Joschie gewann schließlich und fiel über das Kotelett her. Er machte auf Cora einen sehr zufriedenen Eindruck.
       Cora sah auf ihre Uhr; es war 20 Uhr, Joschie hatte sein Kotelett mitsamt dem Knochen auf der Rückbank verschlungen, als sie den Wagen am Ufer des Dortmund-Ems-Kanals parkte. Nach Josefs Beschreibung befand sich Schrauber wochentags von acht bis zehn Uhr abends am Kanal, dort ließ er seine fertiggebauten Modellboote für die Jungfernfahrten zu Wasser. Wenn alles zu seiner Zufriedenheit funktionierte, schaltete Schrauber eine Anzeige in "Meine kleine Yacht", einer Zeitschrift für Liebhaber des Schiffsmodellbaus. Seine Modelle waren bei den Freaks begehrt und fanden regelmäßig Käufer. Durch diesen Zusatzverdienst zu seiner mageren Rente, konnte Schrauber sich einigermaßen über Wasser halten.
    Cora stieg aus dem Fahrzeug und öffnete die hintere Tür. »Komm, Zeit zum Gassi gehen.« Trotz seines Alters tobte Joschie herum und machte seine Faxen. Heinrich Baumbach, alias Schrauber stand am Kanalufer und hielt eine Fernsteuerung in beiden Händen. Er trug eine Jeans, ein weißes T-Shirt und hatte eine blaue Strickmütze auf dem Kopf. Auf dem Kanal fuhr ein kleines Motorboot hin und her. Cora ging mit Joschie auf ihn zu. Als sie in seine Nähe kam, rief Cora: »Hallo, sind Sie der Herr Schrauber?« Baumbach antwortete nicht sofort, er ließ Cora erst mal näher an sich herankommen. Cora wusste durch Josefs Liste, dass Schrauber 80 Jahre alt war, aber seine vollen, grauschwarzen Haare, die unter der Mütze herausschauten, und seine schlanke Figur ließen ihn wesentlich jünger erscheinen. Auf zehn Meter Entfernung. Doch als Cora vor ihm stand und in sein verlebtes, faltiges Antlitz blickte, passte das Alter wieder zu Schraubers Gesicht. Cora dachte kurz über die Anschaffung einer Brille nach. Er sah sie misstrauisch an. »Meine Freunde nennen mich Schrauber, das ist richtig.« Cora lächelte verlegen. Sie hatte keine Ahnung wie sie den Mann sonst ansprechen sollte. »Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie so überfalle. Also, mein Name ist Cora Lahn und Ihren Namen bekam ich von … von Lu.«
       »Ach von Lu, ja dann dürfen Sie mich auch Schrauber nennen«, sagte er jetzt freundlicher und lächelte sie an. Nachdem er sein Boot ans Ufer gefahren und den Motor ausgehen lassen hatte, legte Schrauber die Fernsteuerung auf den Boden und gab Cora die Hand. »Was haben Sie auf dem Herzen, Kind?«
       »Nun, wir beide, also Lu und ich, wir haben zusammen ein Ding gedreht. Lu musste untertauchen und ich versuche jetzt, die Sache alleine zu Ende zu bringen. Es geht um eine Geldübergabe und Lu meinte, Sie wären der zweite Dagobert.« Schrauber setzte sich auf den Rasen und drehte sich eine Zigarette. Dann zündete er sie an und kratzte sich an den Kopf. »Das ehrt mich sehr, dass Lu so viel von mir hält, aber ich bin eigentlich nur ein einfacher Schrauber, Frau Lahn, ich kann mir vorstellen, woran Lu dachte, als er auf mich kam. Er dachte wahrscheinlich an das ferngesteuerte Flugzeug, dass … Moment mal, da war Lu gar nicht dabei …«
       »Nein, ausgesucht hat Sie eigentlich Schieber, der …«
       »Ja, Schieber war damals dabei … ja der Arme, jetzt liegt er im Krankenhaus. Wissen Sie, wie es ihm geht?«
       »Nein, ich darf Schieber nicht besuchen. Sie müssen wissen, er wurde wegen mir und Lu zusammengeschlagen und …«
    »Wegen Lu?«, fragte er verwirrt. Cora wollte nicht zu viel verraten, noch nicht. Sie wusste nicht, wie sie das Gespräch nun fortsetzen sollte. Aus Verlegenheit hob Cora einen dicken Stock auf, den sie zufällig entdeckte und warf ihn in den Kanal. Joschie sprang hinterher. Beide sahen dem Hund nach, wie er zum Knüppel schwamm, ihn schnappte und mit ihm zum Ufer zurück paddelte. Er schleppte den hölzernen Knochen zu Cora zurück und legte ihn ihr vor die Füße. Joschie schüttelte das Wasser aus seinem Fell und bescherte Cora eine unfreiwillige Dusche, doch sie empfand die kleine Abkühlung als wohltuend, da ihr sehr warm war, nicht

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