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Oracoli (German Edition)

Oracoli (German Edition)

Titel: Oracoli (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Becks
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Weiteren trug er ein Knallbuntes Hemd, eine zerschlissene Cordhose, Turnschuhe und ein breites Grinsen in seinem Gesicht. Trotz der Mappe unter seinem Arm, vermutete Sonja Zobiak nicht Herrn Gilbert in ihm. Sie betrachtete Magnus herablassend von oben bis unten, wie konnte der Typ es nur wagen, allein durch seine Anwesenheit, ihre Galerie zu besudeln. »Bitteschön?« Magnus schwenkte vom frechen Auftritt um, zur Schüchternheit. »Mein Name ist Gilbert, Manfred Gilbert.« Sonja Zobiak riss sich zusammen und gab ihm strahlend die Hand. »Herr Gilbert, was für eine Freude. Kommen Sie, setzen Sie sich doch. Wollen Sie was trinken? Es ist ja so warm heute, nicht? Was haben Sie denn da schönes? Zeigen Sie doch mal Ihre Werke.« Magnus setzte sich und nahm die Zeichnungen aus der Mappe. Sonja griff sofort nach dem ersten Blatt und hielt es gegen das Schaufenster, nickte zufrieden und zählte die restlichen Blätter durch. »Das sind neun Zeichnungen, sollten das nicht Zehn sein?«
       »Ja richtig, die Zeichnung mit den Dämonen hängt noch eingerahmt über meinem Bett. Die gefällt mir am besten, ich kann mich kaum von ihr trennen. Die liefere ich Ihnen nach, falls wir ins Geschäft kommen sollten.«
       »Nun gut, diese neun Studien könnte ich schon von einem Experten untersuchen lassen und ihm das zehnte später nachreichen. Meiner Meinung nach sind die echt … Herr Sticht sagte: 25.000 möchten Sie haben.«
       »Das ist richtig, Frau … äh.«
       »Zobiak … das ist natürlich völlig überzogen, Herr Gilbert.« Sie machte eine Pause und stützte ihr Kinn.
       ›Genau wie Ariel sagte‹, dachte Magnus, jetzt kommt die Zahnschmerz-Nummer.
       »Ich kann sie bei Christies höchstens mit 10.000 ansetzen«, klagte sie. »Dann brauche ich einen Katalog, die Expertisen. Sie können sich nicht vorstellen, welche Kosten mir dadurch entstehen – 15.000 Euro kann ich Ihnen anbieten.« Magnus stand auf und sammelte die Vorstudien ein. Sonja hielt seine Hände so fest, dass sich ihre Nägel durch seine Haut bohrten und Wunden hinterließen. Er riss sich zusammen, am liebsten hätte er sie weggestoßen. »Warten Sie«, sagte sie aufgeregt. »Ich gebe Ihnen 20.000 … mehr ist aber nicht drin.« Magnus setzte sich wieder, lehnte sich zurück und tat so, als ob er nachdächte. Sonja Zobiak indessen, lief völlig aufgeregt kreuz und quer durchs Geschäft. Magnus war mit dem Preis mehr als zufrieden, doch beim Betrachten seiner verletzten Arme beschloss er, sie noch ein wenig zappeln zu lassen. Um ihre Qual noch zu steigern, faltete er aus einer der Vorstudien einen Papierflieger. »Was machen Sie da«, schrie sie. Magnus stand auf und ließ das Flugzeug durch die Galerie fliegen. Er schaute in ihr entsetztes Gesicht. »Okay, Frau Zombiak, ich schlage ein.«
    »Zobiak, ich heiße Zobiak«, sagte sie laut. Sie lief zum Flugzeug und faltete es wieder auseinander.
    »Das muss ich jetzt bügeln, verdammt noch mal.« Das musste ich auch, dachte Magnus.
    Dann beruhigte sie sich wieder und wurde kühl. »Das ist auch vernünftig, dass Sie den Preis akzeptieren junger Mann, lassen Sie die Bilder hier, ich muss sie erst prüfen lassen.«
    »Ich lasse Ihnen eine Zeichnung hier und Sie geben mir 2.000 Euro dafür.«
    Sonja gab sich geschlagen, sie wollte unbedingt alle Bilder haben. »Lassen Sie die Vorstudien hier, ich zahle jetzt 10.000 und gebe Ihnen für das zehnte die restlichen 10.000, wäre das okay für Sie?«
    »Einverstanden, Frau Zodiak.« Sie gaben sich die Hand und Sonja fand ihr Lächeln wieder.
       Nachdem Magnus mit einem Geldbündel die Galerie verlassen hatte, griff Sonja zum Telefon und rief ihre Freundin Renate an. Renate war Börsenmaklerin und freie Mitarbeiterin bei Christies in London.
    »Hallo Renate, hier ist Sonja. Du glaubst nicht, was für einen Deal ich gerade abgeschlossen habe … ich habe zehn Zeichnungen, also Vorstudien, des Isenheimer Altars erworben … für 'n Appel und 'n Ei. Das wird eine Sensation, sage ich Dir … ja, wirklich? Du meinst also auch, dass ich die bei Christies locker mit 200.000 Pfund ansetzen kann?!«
     
       Es ist mal wieder spät geworden, als Cora die letzte Zeichnung fertig stellte. Magnus, der zum fünften Mal aus Langeweile das Geld zählte, wunderte sich darüber, dass Cora für die letzte Studie so viel Zeit brauchte. Sie rieb sich die Augen. »Geschafft.« Sie schob ihm die Zeichnung rüber und hielt ihn im Auge, während er die Dämonen bewunderte.

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