Oracoli (German Edition)
»Privatdetektiv, pah. Sie sind hier der größte Verbrecher. Wie weit wären Sie denn noch gegangen, hä?« Ingo ließ von Max ab und sah Ludwig unfreundlich an. »Bitte, Herr Eisen, Sie können fortfahren.«
»Entschuldige bitte, Ingo, ich war so in Geldnot.«
»Ist schon gut, entschuldigen Sie sich lieber bei meiner Mutter.« Ingo ging zu Cora, sie streichelte ihm die Wange, dann verließ er den Raum. Ludwig befreite Max von seiner Last, der seine angeschwollene, gebrochene Hand massierte. Er richtete sich mühselig auf und glättete seinen Anzug. »Sie können mir ruhig meine Kanone zurückgeben «
»Die ist bei mir besser aufgehoben«, sagte Ludwig, der die Waffe wieder aus Coras Händen genommen hatte. Max' Handy klingelte, er nahm es aus seiner Jacken-tasche und hielt es sich ans Ohr. »Hallo Siegfried … ja, erkläre ich Dir später … was? Du bist fündig geworden? … ich werde' verrückt. Ich nehme mir 'ne Taxe und komme nach Essen … ja gut, am Bahnhof, bis gleich « Max steckte das Handy weg und sah Ludwig stolz an. »Von wegen, kein leichtes Spiel mit der Mafia. Wir haben das verdammte Rezept.« Max verließ das Haus, während sich Cora und Ludwig besorgt ansahen. »Das war's dann wohl, Ludwig.«
»Wir können nur hoffen, dass er geblufft hat. Wenn nicht, hoffe ich, dass sie Saturn nicht erwischt haben.« Cora umarmte Ludwig und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Egal was jetzt passiert, Ludwig, was Sie da für mich getan haben, werde ich Ihnen niemals vergessen.«
»Für uns, Cora, noch ist das Spiel nicht verloren.«
Cora räumte die letzten Bücher ins Regal, während Ludwig schwarzen Tee zubereitete. Er füllte zwei große Tassen voll und Cora setzte sich zu ihm an den Tisch. Ludwig drehte sich eine Zigarette. Sie schwiegen beide und dachten nach. Cora dachte an Schieber und weinte. Sie wollte das Thema nicht anschneiden, aus Angst, Ludwig könnte sich Vorwürfe machen, dass er den alten Mann mit hineingezogen hatte. Mit ihm fing doch alles an. Schieber brachte sie schließlich alle zusammen. Ludwig bemerkte ihre Tränen und versuchte sie zu trösten. »Nicht doch Cora, verzweifeln Sie nicht. Herr Saturn wird mit den Brüdern schon fertig werden. So wie Schieber von ihm geschwärmt hatte … könnte er die beiden auch ausgetrickst haben. Wir wissen auch nicht …« Es klopfte an der Tür. »Herein«, sagte Ludwig. Die Tür ging auf und Joschie kam herein, hinter ihm war Ingo, er hielt ein Telefon in der Hand, zeigte darauf und sah seine Mutter an. »Entschuldigung Mutti, aber hier ist ein Herr am Telefon, der Dich unbedingt sprechen möchte, sein Name ist Magnus.« Cora sprang auf, lief ihrem Sohn entgegen und riss ihm den Hörer aus der Hand. Sie lächelte Ingo an und schob ihn sanft hinaus. Ingo packte Joschie am Halsband und verließ den Raum wieder. »Komm Joschie, wir wollen nicht stören.« Als Ingo die Tür hinter sich schloss, rief Cora ins Telefon: »Magnus, Du bist in Gefahr! … hallo?« Cora ließ langsam den Arm mit dem Telefon sinken und sah Ludwig erst besorgt, dann ängstlich an. »Er wollte was sagen … dann brach die Leitung zusammen.«
Das Apartment war zirka 20 Quadratmeter groß, es befand sich im ersten Stock und war spartanisch eingerichtet. Vor einem kleinen Fenster zur Straße hin, stand ein kleiner Tisch, auf dem sich der aufgeklappte Laptop befand. An dem Deckel des Laptops klemmte die Webcam. Davor, schräg am Fenster gelehnt, der versiegelte Umschlag. Im Hintergrund sah man das TV-Geschäft an einer Hauptstraße. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein zweites Fenster mit Blick auf den Hinterhof. Magnus nahm das Handy vom Ohr und drückte die rote Taste. Er konnte gerade noch den Warnruf von Cora hören, als jemand heftig gegen die Tür donnerte. Jetzt wurden die Schläge lauter und die Tür begann ein wenig nachzugeben. Magnus lief in Richtung Fenster zum Hof, riss es auf und sah gleichzeitig zur anderen Seite auf den Umschlag. Plötzlich flog mit lautem Getöse die Tür aus den Angeln. Magnus floh aus dem Fenster. Er hatte das vorher geübt und sich jeden Schritt eingeprägt. Er balancierte über einen zirka fünf Zentimeter großen Vorsprung zur Regenrinne und rutschte an ihr hinab. Max lehnte sich aus dem Fenster und sah ihn noch das Rohr hinunter rutschen. Er wollte gerade zu seinem Revolver greifen. Vergebens. Siegfried stand hinter ihm. »Gib mir Deine Kanone, schnell!«
»Lass gut sein,
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