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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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gesprungen, hatte sie begrüßt und sie dann sofort gefragt, ob sie mithelfen könne, den Kies auseinanderzuharken. Marke Riso , extrafeine Stein chen, zweimal gewaschen, daher kaum staubend. Die Überraschung für Milena sollte fertig sein, bevor sie erwachte, sie war im fünften Monat schwanger und schlief gern lange. Was für eine Idee, ein Laster Kies für die Auffahrt als Hochzeitsgeschenk!
    Er harkte dicht neben ihr, würdigte mit ein paar Sätzen ihre Ausdauer, bis sie Blasen an den Handflächen bekam. Sie sah wieder seinen Oberkörper im Licht der aufgehenden Sonne, seine Muskeln, die sich unter der Haut bewegten. Er stand bis zu den Knöcheln im Kies, der schubweise von der Ladefläche des Lasters rieselte. Sie hatte für alle Zitronenlimonade gemixt, aus echten Zitronen natürlich. Sie spürte den säuerlich frischen Geschmack plötzlich auf der Zunge.
    Er war damals zweiundzwanzig gewesen, verdammt jung, aber enorm selbstbewusst, er hatte ein bisschen von sich erzählt, von seiner Ausbildung zum Friseur und der Arbeit als Maskenbildner, fragte sie nach ihrer Doktorarbeit, half überall mit, war den ganzen Tag irgendwie um sie herum. Mittags bauten sie zusammen die angelieferten Tische auf und verkleideten sie mit weißen Papiertischdecken. Die Jungs vom Restaurant brachten das Essen und Säcke mit gestoßenem Eis.
    »Das ist doch gar nicht dein Zuständigkeitsbereich hier«, beschwichtigte Jannis den nervös herumrennenden Georg und klopfte ihm auf die Schulter. »Bei euch in der Ausstattung ist ja sonst alles nur Fake. Truthähne, die auf der Rückseite hohl sind; steinharte, mit Glanzspray überzogene Brotlaibe, Eiswürfel immer nur aus Plastik, hier bisschen Deko angetackert, dort was abgeklebt, aber heute nicht, mein Lieber! Heute muss es nicht nur gut aussehen, sondern auch schmecken! Misch dich also nicht ein, ich bitte dich!«
    Eva hörte Jannis gern zu. Seit Georg mit Milena zusammen war, benahm sie sich lächerlich in seiner Gegenwart. Sie wollte Georg nicht anschauen, war aber unfähig, den Blick von ihm zu lassen, sie wollte nicht hören, was er sagte, und versuchte dennoch, jedes Wort von ihm mitzubekommen. Sie ertrug es nicht, seine Begeisterung und Zärtlichkeit für Milenas rundlich werdenden Bauch zu beobachten, wollte aber nichts davon verpassen. Wie einen schmerzenden Zahn, den man einfach nicht in Ruhe lassen kann, sondern mit der Zunge immer wieder prüfend anstupst, legte sie es darauf an, sich wehzutun.
    Jannis lenkte sie ab von ihrem diffusen Dauerschmerz mit der Überschrift Georg, er brachte sie zum Lachen und roch gut, selbst verschwitzt. Sie duschten nacheinander an der Außendusche, sie im Badeanzug, er nackt. Er versteckte seinen Körper nicht gerade vor ihr, fragte, während er sich ein Handtuch um die Hüften schlang, wie lange sie noch an ihrer Doktorarbeit sitzen werde, und im gleichen Atemzug, ob sie einen Freund habe.
    »Noch drei Monate, wenn alles gut geht, dann ist meine Abhandlung über Y-chromosomale Haplotypen und mitochondriale DNA-Analyse zur genealogischen Rekonstruktion einer matrilokalen Bevölkerungsstichprobe fertig.«
    »Wow«, lachte er, »was für ein Thema! Ich verstehe kein Wort.«
    »Und was die zweite Frage angeht, da bin gerade etwas unentschlossen«, sagte sie geheimnisvoll. »Und bei dir?« Es klang neugierig, aber es interessierte sie eigentlich nicht sehr.
    »Ach. Schwierig. Die, die mich wollen, will ich nicht. Die, die ich will, nehmen mich gerne mal als Mann für die Übergangszeit. Ich tröste, habe Verständnis, bin da, und dann werde ich ausgetauscht, für den Richtigen.« Er zuckte mit den Schultern. »Drei Exfreundinnen haben sofort den Typ geheiratet, mit dem sie nach mir zusammen waren. Die hatten es irgendwie eilig. Na ja«, er lächelte, »sie waren auch alle etwas älter. Ich verstehe zwar nicht, was ich falsch mache, aber ich habe mich fast schon dran gewöhnt.«
    Ich tröste, ich bin da, und dann werde ich ausgetauscht, ein Mann für die Übergangszeit. Schon kam eine neue SMS von ihm. Eva merkte, wie sich ihre Mundwinkel erwartungsvoll nach oben zogen, bevor sie sie öffnete.
    Madame Chillig, ich habe morgen frei und hole dich in einer Viertelstunde vorm Pompadour ab, zu einer nächtlichen Runde durch Rom. Es sei denn, ich störe?!
    Ich warte draußen auf dich , tippte sie immer noch lächelnd zurück, will die sieben brasilianischen Capoeiratänzer an meinem Tisch nicht vor den Kopf stoßen.
    Während der nächsten fünfzehn

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