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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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ein leises Klopfen an der Tür.
    »Herein«, sagte er. Lidia trat mit besorgtem Blick ein.
    »Madame sagt, Sie fühlen sich nicht gut und haben Denguefieber. Es ist meine Schuld. Ich hätte Sie nicht zu so einem heißen, geschäftigen Ort bringen sollen, wenn Sie noch nicht kräftig sind.«
    »Lidia, ich habe Sie doch gebeten, mit mir hinzufahren.«
    Obwohl er sich so elend fühlte, nahm er ihre Schönheit im sanften Licht der Lampe noch intensiver wahr als sonst. Völlig unerwartet verspürte er ein starkes Begehren.
    »Darf ich Ihre Stirn fühlen?«, fragte sie.
    »Natürlich.« Er genoss die Berührung ihrer kühlen Hand.
    »Ja, Sie sind zu heiß«, verkündete sie und zog einen kleinen Beutel Kräuter aus ihrer Rocktasche. »Zu Hause verwenden wir chinesische Medizin. Diese hier ist besonders für Fieber und schmerzende Knochen. Wollen Sie probieren? Ich kann Tee daraus für Sie kochen.«
    »Lidia, in meinem Zustand würde ich alles probieren«, antwortete Harry. »Ich habe es satt, krank zu sein.«
    »Morgen früh fühlen Sie sich besser, das verspreche ich. Es ist Wundermittel.«
    »Das hoffe ich.« Harry rang sich ein Lächeln ab.
    »Ich gehe jetzt Tee machen.«

    »Danke.«
    Harry sank in die Kissen zurück. Als sein Blick zum Deckenventilator wanderte, wurde ihm bewusst, dass sein Pech auch gute Seiten haben könnte.
    Zehn Minuten später kehrte Lidia mit dem Tee zurück.
    »Ich warne Sie, Harry, schmeckt ziemlich schlecht«, sagte sie und half ihm, sich aufzusetzen.
    »Dann wirkt es bestimmt. Hat zumindest meine Mutter gesagt, wenn ich als Junge krank war«, scherzte Harry.
    »Sehr schlecht«, betonte sie, als sie ihm die Tasse an die Lippen hielt.
    Beim ersten Schluck musste Harry würgen, doch dann rief er sich ins Gedächtnis, dass er in Changi lebende Maden gegessen hatte, riss sich zusammen und leerte die Tasse.
    »Puh. Sie hatten recht.«
    Lidia füllte die Tasse mit Wasser, damit er den üblen Geschmack loswurde.
    »Und nun, Harry, müssen Sie ausruhen. Wenn Sie etwas brauchen, läuten Sie. Madame sagt, ich soll heute Nacht in Zimmer nebenan schlafen. Ich schaue in einer Stunde nach Ihnen. Bald ist Ihnen sehr, sehr heiß. Das machen die Kräuter, die Fieber enden. Danach ist es vorbei.«
    »Darauf freue ich mich schon«, sagte er würgend, als sie zur Tür ging. Bereits jetzt fragte er sich, wie er so dumm sein konnte, ihr zu vertrauen.
    »Keine Sorge, Harry. Ich bin hier.«
     
    Lidias Vorhersage erwies sich als richtig: Nach einer Stunde hatte Harry das Gefühl, in Flammen zu stehen. Lidia kühlte seine Stirn mit feuchten Tüchern, während er sich im Bett hin und her warf. Einige Stunden später ging seine Temperatur zurück, und Harry schlief erschöpft ein.

36
    Als Harry spät am folgenden Morgen erwachte, ging es ihm viel besser, als er erwartet hatte. Die Gliederschmerzen waren längst nicht mehr so stark wie zuvor, und der Arzt äußerte sich überrascht über Harrys gesunkene Körpertemperatur.
    »Bemerkenswert«, stellte der Arzt fest. »Ich dachte, Sie müssten noch eine schlimme Fieberphase durchstehen, aber anscheinend habe ich mich getäuscht. Gut gemacht, weiter so.«
    Als der Arzt gegangen war, streckte Lidia den Kopf herein. Wieder hatte sie eine Tasse mit übelriechendem Kräutersud in der Hand.
    »Wie geht’s, Harry?«
    »Besser, danke.« Er betrachtete die Tasse argwöhnisch. »Wollen Sie mich wieder in Brand stecken?«
    Lidia lachte; dabei entblößte sie ihre ebenmäßigen Zähne. »Nein«, antwortete sie. »Das hier ist für große Kraft, damit das Denguefieber nicht wiederkommt. Es gibt Energie und Appetit, aber kein Feuer, das verspreche ich.«
    »Schmeckt’s so scheußlich wie der letzte Trunk?«, erkundigte sich Harry und setzte sich, aufs Schlimmste gefasst, auf.
    »Schlimmer. Also ist noch besser.«
    Harry trank die übelschmeckende Mixtur und lehnte sich, bemüht, nicht zu würgen, zurück. »Sind Sie eine Hexe?«, fragte er. »Der Arzt konnte kaum glauben, wie sehr sich mein Zustand verbessert hat.«
    »Vielleicht.« Sie lächelte. »Aber gute. Jetzt muss ich gehen, mich um andere Gäste kümmern. Ich komme später zurück, sehen, wie stark Sie geworden sind.«
    Harry machte es Spaß zu beobachten, wie ihre wahre Persönlichkeit
immer deutlicher zutage trat, je selbstbewusster sie ihm gegenüber wurde. Und was sie da auch zusammenbraute – es wirkte.
    Am Abend bekam Harry Hunger, und er bestellte Nudeln aufs Zimmer. Als er sich zum Essen im Bett aufsetzte, stellte

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