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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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habe spielen hören.
    Den ich gewann.
    Er wurde Zweiter.
    Ich betrachte sein geliebtes, vertrautes Gesicht, in dem es so viel zu erforschen gibt.
    Ich bin weit weniger komplex als er. Ich spiele ziemlich gut Klavier, heißt es. Weil ich es einfach kann. Und mir fällt es leicht, von der Bühne zu gehen und in den Alltag zurückzukehren. Xavier hingegen trägt die Musik in sich und überlegt immerzu, wie sich ein Stück besser gestalten lässt.
    Vermutlich würde er sich, müssten alle Klaviere der Welt zu Feuerholz verarbeitet werden, selbst auf den Scheiterhaufen werfen.
    Wir lachen über meine Berühmtheit und scherzen, dass ich in einem Kleid einfach hübscher aussehe als er und fotogener spiele… Ich bin als Frau besser vermarktbar.
    Aber ich weiß, dass er ein Genie ist und Chopins Etüden mit einem Hauch Magie spielen kann, die sie zu den seinigen machen.
    Und ich weiß, dass die Welt das eines Tages erkennen wird. Dann werde ich mich ihm klaglos geschlagen geben.

    Ich bin mir sicher, dass mein eigenes Spiel sich durch ihn verbessert hat.
    Ich liebe ihn über alles.

6
    Julias Gesicht war nass von Tränen. Sie wusste, dass noch viele folgen würden, wenn sie sich dazu zwang, sich zu erinnern.
    »Xavier.« Zum ersten Mal sprach sie seinen Namen laut aus. »Xavier, Xavier… «, wieder und wieder, weil sie sicher sein konnte, dass ihre Haushälterin und ihr Agent von ihm sprechen würden, und sie dann in der Lage sein wollte, ihre Gefühle zu kontrollieren.
    Julia duschte, zog sich an und setzte sich noch einmal auf den Rand der Badewanne, um sich für die bevorstehenden Telefonate zu sammeln, die sie ins Leben zurückkatapultieren würden.
    Ihre Haushälterin Agnes meldete sich nicht, als Julia ihre Handynummer wählte; Julia war dankbar für den Aufschub. Sie hinterließ eine Nachricht auf Band und bat sie zurückzurufen.
    Dann ihr Agent Olav. Sie überprüfte die Uhrzeit auf ihrem Handy – es war halb elf. Olav konnte überall auf der Welt sein; er hatte Büros in New York, London und Paris. Julia hoffte, auch bei ihm nur die Mailbox zu erreichen, obwohl das selten vorkam.
    Das Telefon klingelte; Julia wartete mit angehaltenem Atem. Kurz darauf meldete Olav sich.
    »Julia, Schätzchen! Wie schön, von dir zu hören – endlich«, fügte er spitz hinzu.
    »Wo bist du?«, fragte sie.

    »In New York. Einer meiner Künstler ist heute Abend mit dem New York Symphony Orchestra in der Carnegie Hall aufgetreten. Übrigens ziemlich uninspiriert. Aber sprechen wir doch von dir, Schätzchen. Hier liegen Hunderte von Anfragen von den üblichen Verdächtigen in Mailand, Paris, London und so weiter. Ich habe ihnen gesagt, dass du dir eine Auszeit gönnst, Julia, aber ewig werden die nicht warten.«
    »Ich weiß, Olav«, entschuldigte sie sich.
    »Die machen die Termine achtzehn Monate bis zwei Jahre im Voraus. Wenn wir nicht bald irgendwo zusagen, dauert es unter Umständen drei Jahre, bis du wieder auf einer Bühne stehst. Hast du überlegt, wann ich mit einem Okay von dir rechnen kann?«
    Obwohl Julia dankbar war, dass Olav sich die Mitleidsfloskeln gespart hatte und gleich zu seinem Lieblingsthema, dem Geschäftlichen, gekommen war, half ihr das nicht bei ihrer Entscheidung.
    »Nein. Offen gestanden habe ich kaum einen Gedanken darauf verschwendet.«
    »Kann ich dich per E-Mail erreichen, Schätzchen? Wenn ja, leite ich die Anfragen einfach an dich weiter, du schaust sie dir an und sagst mir, ob dir irgendetwas zusagt.«
    »Nein. Mein Laptop ist in meinem Haus in Frankreich.«
    Kurzes Schweigen. »Du bist also nach wie vor in Norfolk?«
    »Ja.«
    »Dann hätte ich eine bessere Idee. Ich bin nächste Woche in London. Wir treffen uns zum Lunch im Claridges; da kann ich dir die Unterlagen persönlich übergeben.«
    Julia hörte, wie er in seinem Kalender blätterte und schließlich fragte: »Würde dir Donnerstag nächster Woche passen? Dann könnte ich dir auch die Schecks in die Hand drücken, die in den letzten sieben Monaten bei mir eingegangen sind.
Wie du von meiner Nachricht auf dem Anrufbeantworter weißt, handelt es sich um ein erkleckliches Sümmchen. Ich habe das Geld nicht wie sonst eingezahlt, weil ich nicht wusste, was du mit eurem gemeinsamen Konto vorhast.«
    Julia schluckte. »Danke. Nächsten Donnerstag ist mir recht.«
    »Prima! Ich freu mich schon, dich wiederzusehen, Schätzchen. Aber weil es hier halb fünf Uhr früh ist und ich morgen nach Tokio fliegen muss, brauche ich noch eine Mütze

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