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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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kannte, stärkten ihr Vertrauen in die Zukunft nicht gerade. Ihr teigiger Teint, ihre Unreife und die Tatsache, dass sie sich ausschließlich für die Fasanenjagd zu interessieren schienen, sprachen nicht für sie.
    Vielleicht lag es daran, dass sie einen so großen Teil ihres Lebens unter Erwachsenen verbracht hatte, weil sie zu den wenigen jungen Engländern in Poona gehörte. Sie war in Gesellschaft der Freunde ihrer Eltern aufgewachsen, hatte Einladungen zum Abendessen und zu Festen, zum Reiten und Tennisspielen wahrgenommen.
    Auch ihre Ausbildung war ungewöhnlich gewesen. Ihre
Eltern hatten Mr. Christian, einen Cambridge-Absolventen, der im Ersten Weltkrieg verwundet worden war und sich in Poona niedergelassen hatte, als Hauslehrer engagiert. Mr. Christian, der Philosophie studiert hatte, fand in Olivia eine bereitwillige Schülerin und vermittelte ihr breites Wissen, was an einem englischen Mädchenpensionat nicht möglich gewesen wäre.
    Außerdem brachte er ihr bei, auf fast professionellem Niveau Schach zu spielen und beim Bridge zu schummeln.
    Doch in den vergangenen Wochen hatte Olivia gemerkt, dass ihre Kultiviertheit ihr in England nicht weiterhelfen würde. Ihre Garderobe, die ihr in Indien modern erschienen war, galt hier als hoffnungslos veraltet. Sie hatte die Schneiderin ihrer Mutter angewiesen, alle Röcke zu kürzen, so dass sie wie bei den anderen jungen Damen in London eher bis zum Knie als bis zu den Knöcheln reichten.
    Und bei einem Einkaufsausflug mit ihrer Mutter durch Derry and Toms hatte sie heimlich einen leuchtend roten Lippenstift erstanden.
    Das Kürzen der Röcke und der Lippenstift waren nicht Olivias Eitelkeit zuzuschreiben, sondern ihrem Wunsch, sich nicht noch stärker von der Masse abzuheben, als sie es ohnehin schon tat.
     
    Dieses Wochenende verbrachten sie wieder in einem eiskalten, feuchten Mausoleum. Offenbar war Papa mit Lord Christopher Crawford, ihrem Gastgeber, zur Schule gegangen.Wie üblich verbrachte Papa die Tage bei der Jagd, während Mama oder Mummy , wie sie lernte, sie hier zu nennen, im Salon Tee trank und mit ihrer Gastgeberin höflich Konversation machte.
    Wenn Olivia neben ihr saß, kam sie sich ziemlich überflüssig vor.

    Es klopfte leise an der Tür.
    »Herein«, sagte sie.
    Ein hübsches, sommersprossiges Gesicht mit leuchtenden braunen Augen tauchte auf. Das Mädchen steckte in einer altmodischen, deutlich zu großen Bedienstetenuniform.
    »Entschuldigung, M’am, ich heiße Elsie und soll Ihnen während Ihres Aufenthalts bei uns zur Seite stehen. Darf ich Ihren Koffer für Sie auspacken?«
    »Natürlich.«
    Elsie trat über die Schwelle und blieb nervös stehen. »Entschuldigung, M’am, hier drin ist es ziemlich dunkel. Darf ich das Licht anmachen? Ich kann Sie da drüben fast nicht sehen.« Sie kicherte schüchtern.
    »Ja, bitte.«
    Das Mädchen huschte zur Nachttischlampe und schaltete sie ein. »Viel besser, finden Sie nicht?«
    »Ja.« Olivia stand auf und wandte sich Elsie zu. »Hier wird es sehr früh dunkel.« Das Mädchen starrte sie an. »Ist irgendwas? «, fragte sie.
    Elsie zuckte zusammen. »Entschuldigung, M’am, ich hab nur grade gedacht, wie schön Sie sind. Ich bin noch nie einer so hübschen jungen Frau wie Ihnen begegnet. Sie sehen aus wie eine Filmschauspielerin.«
    Olivia bedankte sich erstaunt. »Zu viel der Ehre.«
    »M’am, Sie müssen entschuldigen, wenn ich nicht alles sofort richtig mache. Ich arbeite das erste Mal als Zofe.« Elsie hievte Olivias Koffer aufs Bett und ließ die Schlösser aufschnappen. »Wenn Sie mir sagen, was Sie zum Nachmittagstee tragen wollen, lege ich es für Sie bereit. Ihr Kleid fürs Abendessen nehme ich mit runter zum Aufbügeln und Auslüften. « Elsie sah Olivia fragend an.
    Olivia deutete auf ihr neues rosafarbenes Kleid mit dem
kleinen runden Kragen und den großen weißen Knöpfen an der Vorderseite. »Das hier für gleich und das blaue aus Brokat für später.«
    »Jawohl, M’am.« Elsie nickte, schlug die Kleider vorsichtig auseinander und breitete sie auf dem Bett aus. »Das blaue sieht sicher wunderschön aus zu Ihrer Haut. Soll ich die anderen Sachen für Sie in den Schrank hängen?«
    »Danke, sehr freundlich, Elsie.«
    Olivia setzte sich auf den gobelinbezogenen Hocker am Fußende des Betts, während Elsie im Zimmer aufräumte. In Indien hatte Olivia die Bediensteten kaum wahrgenommen. Doch dieses englische Mädchen, das ungefähr so alt war wie sie selbst, verwirrte sie.
    Ihr

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