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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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und einen schlichten Pilz so begehrenswert macht. Ich esse, um zu leben, nicht umgekehrt. Möglicherweise bin ich nur neidisch auf das viele Geld, das nötig ist, um sich solchen Luxus leisten zu können. Mir sind solche Dinge einfach nicht wichtig. Zum Wohl, Julia. Willkommen zurück in Wharton Park.«
    »Danke für die Einladung«, sagte Julia und nahm einen Schluck Wein. »Wie ist der Termin mit dem Verwalter gelaufen? «

    »Deswegen habe ich dich heute Abend hergebeten – weil ich dich um deinen Rat bitten möchte. Wer würde sich dafür besser eignen als jemand, der dieses alte Gemäuer seit jeher liebt?« Er trat an den alten schwarzen Herd. »Während ich den Sugo zubereite, schütte ich dir mein Herz aus.«
    »Schieß los«, forderte Julia ihn auf. »Es tut gut, sich mal die Sorgen eines anderen anzuhören.«
    »Der Verkauf von Wharton Park ist geplatzt.«
    »O nein! Warum?«
    »Wieder so eine Geschichte aus der modernen Zeit. Eigentlich wollten wir am Freitag den Vertrag unterzeichnen, doch der Käufer hat mir mitteilen lassen, dass er eine Preissenkung um eine Million erwartet, wegen der drastisch gesunkenen Immobilienpreise seit Beginn der Verhandlungen. Allem Anschein nach hat Mr. Hedge-Fonds sich Verluste eingehandelt und ist nicht mehr so flüssig.«
    »Glaubst du ihm das?«, fragte Julia.
    »Keine Ahnung, ob er böse und durchtrieben ist oder nicht«, murmelte Kit und rührte mit einer Gabel in der vor sich hin köchelnden Pasta. »Leider weiß er, dass ich in der gegenwärtigen Marktsituation Mühe haben werde, einen anderen Käufer zu finden. Er hat alle Trümpfe in der Hand.«
    »Verstehe. Könntest du es dir leisten, das Anwesen für einen geringeren Betrag zu veräußern?«
    »Wegen der darauf lastenden Schulden nicht. Dazu kommt die Erbschaftssteuer auf das, was nach deren Begleichung übrig bleibt. Zu allem Überfluss fordert Mr. Hedge-Fonds auch noch das Geviert, weil er keine unmittelbaren Nachbarn möchte. Ehrlich gesagt ärgert mich das am meisten.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Besonders weil er bis zum letzten Augenblick gewartet hat, dir das mitzuteilen.«
    »Tja«, Kit runzelte die Stirn, »so werden die Reichen wohl
reicher. Dass ich das Geviert für mich behalten und mich hier niederlassen könnte, hatte mir den Gedanken, das Anwesen zu verkaufen, erträglicher gemacht. Und … dieser Ort beginnt mich für sich einzunehmen. Was mich überrascht, weil ich als Kind nie eine enge Bindung dazu hatte. Je länger ich mich hier aufhalte, desto schwerer fällt mir der Verkauf von Wharton Park.«
    »Was hast du nun vor?«
    Kit goss die Nudeln ab und verteilte sie auf zwei Teller. »Das ist die Million-Dollar-Frage. Das Essen wäre fertig.« Kit füllte ihre Weingläser neu und setzte sich Julia gegenüber an den Tisch.
    »Danke fürs Kochen, Kit. Riecht wunderbar.«
    »Prima. Ich koche gern. Oder probiere zumindest gern Dinge aus. Fang an, bevor’s kalt wird.«
    »Leider kann ich nicht sonderlich gut kochen«, gestand Julia.
    »Das ist eine Frage der Übung, und zum Üben hattest du aufgrund deines Lebensstils vermutlich nicht viel Gelegenheit. Außerdem wäre es für dich eine Katastrophe, wenn du dir beim Gemüseschälen einen Finger verletzt«, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu. »Da hätten Chopins Études gleich ein paar Noten weniger.«
    »Was willst du nun mit Wharton Park machen?«
    »Keine Ahnung. Was würdest du tun?«
    Julia schüttelte den Kopf. »Da fragst du die Falsche. Du weißt, dass ich Wharton Park liebe. Überdies würde mein Gerechtigkeitssinn bestimmt die Entscheidung beeinflussen. Ich würde ihm höchstwahrscheinlich sagen, er soll sich zum Teufel scheren. Aber eine solche Reaktion hat nichts mit den finanziellen Gegebenheiten zu tun. Was willst du machen, wenn du Wharton Park nicht an Mr. Hedge-Fonds verkaufst? Kannst
du es dir leisten, das Anwesen zu halten, bis du einen neuen Interessenten findest?«
    »Gestern Abend bin ich die Bücher durchgegangen, und heute Morgen habe ich mich mit meinem Buchhalter getroffen. Die Einnahmen, die Farm und Pächter der Cottages abwerfen, eingerechnet, ergibt sich gegenwärtig offenbar ein kleiner Verlust. Das liegt hauptsächlich daran, dass sämtliche Gewinne in die Bezahlung der Zinsen für die Schulden fließen.« Kit schenkte sich Wein nach. »Der Buchhalter meint, die Situation ließe sich leicht verändern. Man könnte beispielsweise die Darlehen in einer einzigen Hypothek zu einem niedrigeren Zinssatz

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