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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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mich, aber ich hatte immer die Freiheit, einfach zu gehen. Daran war nichts Altruistisches.«
    »Auf jeden Fall haben sie von deiner Hilfe profitiert, Kit«, antwortete Julia.
    »Ich habe gelernt, dass Kinder die Bausteine der Menschheit sind. Wenn sie missraten, missrät auch die nächste Generation. Unterm Strich kann ich behaupten, trotz des Elends etwas gefunden zu haben, wofür ich mich wirklich interessiere.«
    Also ermutigte Julia ihn, sich über Kurse zu informieren, die es ihm, aufbauend auf seinem dreijährigen Medizinstudium, erlauben würden, als Kinderpsychologe zu praktizieren.
    »Sobald ich dieses Haus auf Vordermann gebracht habe, mache ich das vielleicht wirklich. Ist ganz schön lange her, dass ich mir etwas von einer Frau habe vorschlagen lassen.«
    »Kit! Ich …«
    Er rollte im Bett zu ihr hinüber und kitzelte sie, bevor er sie plötzlich sehr ernst ansah. »Danke, Julia, dafür, dass du dir genug aus mir machst, um mir überhaupt etwas vorzuschlagen.«
»Wir teilen einen Augenblick der Zeit«, verkündete Kit eines Abends, als sie nebeneinander im Park lagen und zum Vollmond emporblickten. »Wie beim Universum gibt es keinen Anfang und kein Ende. Wir sind einfach.«
    Julia gefiel diese Idee. Sie hielt sich daran fest, wenn ihre Gedanken sich anderen Problemen zuwandten. Die Ruhe von Wharton Park und Kits selbstlose Liebe hatten viel zu ihrem Genesungsprozess beigetragen, doch jedes Mal, wenn sie sich dem Salon näherte und die Messingklinke herunterdrücken wollte, um zum Flügel zu gehen, verließ sie der Mut.
    Zwei Wochen zuvor war sie mit dem Zug nach London gefahren, um sich mit ihrem Agenten Olav zum Lunch zu treffen.
    »Da wären etliche Anfragen von Konzertsälen, zum Beispiel…«, Olav machte eine dramatische Pause, »… der Carnegie Hall.«
    »Ach«, rief Julia, ihre Unsicherheit kurzzeitig vergessend, begeistert aus. In der Carnegie Hall hatte sie schon immer auftreten wollen.
    »Ja. Die Zeitungen in den Staaten haben groß über deine Geschichte berichtet – die Amis lieben dramatische Storys. Die Carnegie Hall bietet dir die Möglichkeit zum Comeback. Aber machen wir uns nichts vor, Schätzchen: Das hat weniger mit deinem Können zu tun als mit der Tatsache, dass das ein gefundenes Fressen für die Presse wäre.«
    »Wann wäre der Termin?«, fragte Julia.
    »In zehn Monaten, Ende April nächsten Jahres. Was dir genug Zeit ließe zum Üben und um dein Selbstvertrauen aufzubauen. Was hältst du von der Idee, Julia? So ein Angebot kommt nie wieder.«

     
    Ein Kissen an die Brust gepresst, trat Julia ans Schlafzimmerfenster und blickte auf den Garten hinaus. Ihr blieb weniger als eine Woche, Olav ihre Entscheidung mitzuteilen.
    Würde sie das schaffen?, fragte sie sich schon zum tausendsten Mal. Julia schloss die Augen und stellte sich vor zu spielen. Kalter Schweiß trat auf ihre Stirn.
    Mit Kit hatte sie noch nicht über dieses Thema gesprochen. Wie sollte sie ihm erklären, dass das Instrument, das sie früher so geliebt hatte, ihr jetzt Angst machte? Vielleicht hielt er sie für albern und versuchte, sie zum Spielen zu drängen, und sie konnte seine Erwartungen nicht erfüllen.
    Andererseits, dachte Julia, als sie das Kissen wieder aufs Bett legte, war er möglicherweise in der Lage, ihr zu helfen. Sie musste einfach darauf vertrauen, dass er ihre Situation verstand.
     
    Am Abend erwähnte sie das Angebot der Carnegie Hall beim Essen.
    »Wow!«, rief er aus. »Der Wahnsinn. Was für eine Ehre. Darf ich mitkommen, in der ersten Reihe sitzen und dir bei einem besonders schwierigen Crescendo die Zunge herausstrecken? «
    Sie lächelte gequält. »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe, Kit. Warum ich solche Angst habe und wieso mein Körper so heftig reagiert, wenn ich in die Nähe eines Klaviers komme, kann ich nicht erklären …«
    Seine Miene wurde ernst, und er legte seine Hand auf die ihre. »Wie lange hast du Zeit für die Antwort?«
    »Ein paar Tage.«
    »Ich wünschte, ich könnte dir helfen, einfach mit einem Zauberstaub in der Luft herumfuchteln, und alle Probleme würden sich in Wohlgefallen auflösen. Aber leider kann dir diese Entscheidung niemand abnehmen.«

    Julia nickte und löste ihre Hand von der seinen. » Wenn’s dir nichts ausmacht, würde ich gern einen Spaziergang im Park machen und nachdenken.«
    »Gute Idee.« Kit sah ihr nach, wie sie die Küche verließ, bevor er tief in Gedanken versunken das Geschirr abräumte, spülte und abtrocknete.
     
    Einige

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