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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Kinderalben vorbeigebracht. Zwei Monate später war sie tot. Krebs.“
    „Oh, das tut mir leid.“
    Sam sagte nichts weiter. Er hatte auch in den zwei Monaten keine richtige Beziehung mehr zu seiner Mutter aufbauen können. Irgendwie war sein Herz erkaltet, obwohl er sich wirklich Mühe gegeben hatte, sie nicht als gefühllose Person zu sehen, die sie zweifelsohne während seiner Kindheit gewesen war. Sie hatte beide Kinder verstoßen, weil ihr die Männer wichtiger gewesen waren. Und ob Menschen sich änderten, daran zweifelte er doch sehr. Am Ende war sie alleine gewesen und er war der Einzige, der sie noch besucht hatte. Und jetzt hatte sie ihm etwas hinterlassen.
    „Was hast du denn geerbt?“
    „Das steht hier nicht. Ich muss nach Malaga zu einem Notar, um das zu erfahren.“
    Wann sollte er das noch machen? Gab es da Fristen? Er hatte so gar keine Ahnung von Erbschaft. Er sah auf das Datum. Der Brief war vor etwa drei Wochen geschrieben worden.
    Sein Handy brummte auf dem Tisch vor sich hin.
    „O´Connor?“ Die Stimme war leise und etwas zögerlich, trotzdem wusste Sam sofort, wen er dran hatte.
    „Fräulein Beauchamp.“
    „Ich soll Sie von Herrn Brenner grüßen. Er schleppt sich immer noch tapfer ins Büro, obwohl er kaum sitzen kann. Ich habe ihn von der Security raustragen lassen.“
    „Er hat bestimmt gezetert und geflucht wie das Rumpelstilzchen.“ Sam lachte über die Vorstellung und Estelle Beauchamp stimmte mit ein.
    „Was kann ich für Sie tun?“
    Juri hatte aufgehört zu kauen und sah neugierig zu Sam hinüber, der ein Lächeln im Gesicht und einen charmanten Ton aufgelegt hatte.
    „Also, wir haben es mit einer Miltonia zu tun.“
    Sam war verwirrt. Hatte er irgendetwas verpasst? „Wie bitte? Was soll das sein?“
    „Ach tut mir leid, ich meinte mit einer Miltonia-Orchidee.“ Sie räusperte sich verlegen. „Auf allen Zetteln wurden Spuren von ihr gefunden.“
    „Nett, und was soll uns das zeigen? Dass er Blumen liebt?“
    „Ich soll Sie von Herrn Brenner fragen …“
    „Wie weit ich bin und ob es etwas Neues gibt, was er noch nicht weiß.“
    Estelle Beauchamp lachte nun aus vollem Herzen. „Sie kennen Ihren Boss ja ziemlich gut.“
    „Ich habe noch ein paar Namen für Sie. Unter ihnen könnte unser nächstes Opfer sein.“
    „Geben Sie sie mir durch.“
    Sam nannte Fräulein Beauchamp die sieben übrig gebliebenen Namen und legte auf. Unter Juris gespanntem Blick setzte er sich neben ihm aufs Sofa.
    „Und? Du sagst ja gar nichts. Dann gehe ich mal davon aus, dass sie ungemein sexy ist und dich ein schlechtes Gewissen plagt, weil du sie anziehend findest.“
    „Zu deiner Beruhigung. Sie ist etwa siebzig Jahre alt, hat graue kurze Haare, eine Hakennase mit Warze und trägt eine bunte Hornbrille … außerdem hat sie sehr ausladende Hüften. So gar nicht mein Typ.“
    „Mit siebzig ist man pensioniert, Sam.“
     
    Der passionierte Orchideenliebhaber Lorenzo Spiga lebte in der Nähe von München und freute sich immer, wenn er mal sein Wissen zum Besten geben konnte.
    Sam hatte sich einen dünnen, in einen weißen Kittel gekleideten Mann vorgestellt, der verliebt jede Blüte seiner selbst gezüchteten Orchideen durch eine große Lupe betrachtete. Stattdessen begrüßte ihn ein selbstbewusster, durchtrainierter junger Mann mit einem schwarzen Lockenkopf und fröhlichen grauen Augen. Ein Naturliebhaber und Cliffhanger wie man im Flur auf ein paar Fotos an der Wand sehen konnte.
    Lorenzo Spiga führte Sam und Juri durch ein spärlich eingerichtetes Haus, eindeutig bedeutete es ihm nicht so viel wie das große gläserne Tropenhaus, das im Garten stand.
    Obwohl es draußen kalt war, war es hier drinnen angenehm warm, sodass Sam und Juri sich ihrer Jacken entledigten. Kolibris, Schmetterlinge aber auch Fliegen und andere Insekten flogen über und durch den fantastischen Blütenzauber, der sich ihnen darbot. Sam fühlte sich, als wäre er in den Urwald gebeamt worden.
    „Ich versuche hier speziell seltene tropische Orchideen zu züchten und dafür habe ich mir dieses Glashaus gebaut, um auch alle natürlichen Begebenheiten zu schaffen. Sie müssen wissen, dass durch eine Wind- oder eine Insektenbestäubung jeglicher Art, neue Kreationen entstehen können. Neue, das heißt weltweit eine noch nicht vorhandene Spezies. Das macht den Reiz aus.“
    Lorenzo streichelte liebevoll über die Blüten einer Orchidee, die mit dem Namen „Dendodrium“ gekennzeichnet war. „Sie hatten mich

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