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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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brasilianischen Urwald geflohen, hatte seine Hilfe als deutscher Arzt in den Dörfern angeboten und sich so ein wenig Geld verdient. Dabei hatte er erfahren, dass ein anderer deutscher Arzt seine Spuren hier und da hinterlassen hatte. Nach der Beschreibung konnte es sich nur um einen der meist gesuchtesten Ärzte handeln, die in Auschwitz experimentiert hatten. Auch er hatte offensichtlich seine Experimente an Frauen weitergeführt und das anscheinend mit Erfolg, im Gegensatz zu ihm. In fünf Familien, bei denen der Arzt die Frauen mit seltsamen Medikamenten behandelt und Blutproben genommen hatte, waren Zwillinge geboren worden. Alles diente nur einem Zweck, die Geburtenrate des Übermenschen künstlich zu erhöhen.
    Er und Fra Chlodio hatten den gleichen Weg nach Norden eingeschlagen und sich zufällig in einem abgelegenen Dorf getroffen. Beide wollten sich hier lediglich mit Proviant versorgen und am Abend weiterziehen. So entschlossen sie sich, entgegen der Vereinbarung, sich gemeinsam auf den Weg zu machen. Der erste Abschnitt ihrer Strecke führte sie an riesigen hohen Zuckerrohrfeldern vorbei. Der Weg war durch die vielen Regenfälle in den letzten Tagen aufgeweicht und schlammig, sodass jeder Schritt ein schmatzendes Geräusch von sich gab.
    Fra Chlodio summte ein altes deutsches Lied vor sich hin, während Heinrich dem Rascheln des meterhohen Zuckerrohrs, das sich im Wind wiegte, lauschte. Irgendwo in der Ferne war ein Motorengeräusch zu hören und plötzlich standen die beiden Männer im grellen Scheinwerferlicht.
    Heinrich rannte links ins Feld, Fra Chlodio rechts hinein. Die Blätter des Zuckerrohrs peitschten ihm ins Gesicht, während er in der Dunkelheit blindlings durch das Feld rannte. Er stolperte ein paar Mal, fiel der Länge nach hin, rappelte sich wieder hoch und rannte weiter. Rannte um sein Leben und hinterließ dabei eine breite Spur zertretener Pflanzen im Feld. Dann blieb er plötzlich stehen, rang nach Atem und versuchte seinen Verfolger auszumachen. Da! Ein Rascheln, Stille, der Schein einer Lampe huschte durch die Halme, eine Waffe wurde durchgeladen. Dann hallten drei Schüsse durch das Zuckerrohrfeld.
     
     

29.
     
     
     
    MÜNCHEN   Estelle Beauchamp hatte die Namen, die Sam ihr gegeben hatte, überprüfen lassen. Wie sich herausstellte, war das ein ziemlich schwieriges Unterfangen, denn bis auf drei Namen war niemand mehr aufzufinden.
    Da gab es einen Johann Kremer, der im Max-Planck-Institut in der Abteilung für Biochemie gearbeitet hatte und vor fünfzehn Jahren verstorben war. Keine registrierten Nachkommen.
    Dr. Hans Münch war 1965 bei einem tödlichen Unfall mit seinem Auto auf der Autobahn München-Salzburg – heute eine der gefährlichsten und meist befahrenen Strecken - verunglückt. Ebenfalls unverheiratet gewesen.
    Und die Ärztin Dr. Rosemarie Klein: Sie hatte eine Praxis in Heidelberg gehabt, bis sie krank wurde. Sie war letztes Jahr in einem Altersheim gestorben. Ihre Tochter Sybille, verheiratet mit einem Griechen, hatte sich vor zehn Jahren eine Überdosis Heroin gesetzt und ihre Tochter wiederum - und jetzt kam das Interessante - war die Prostituierte Anna Galanis, die vor vier Jahren in Wien mit einer Herzinjektion getötet worden war.
    „O.k., dann ist ja wohl keiner mehr von der Runde übrig, den man umbringen könnte“, sagte Juri trocken.
    „Hoffen wir mal, dass du Recht hast.“
    Plötzlich fiel Sam der Name Thiel wieder ein, den er vergessen hatte zu erwähnen. Er ließ Juri eine Textmessage von seinem eigenen Handy schreiben, weil er sich einfach zu viel auf den winzigen Tasten vertippte und Juri zudem doppelt so schnell war wie er.
    „Wann schaffst du dir endlich ein Blackberry an? Das ist wie ein kleiner Computer, kannst sogar die E-Mails darüber abrufen.“
    „Ja, und die Tastatur ist noch kleiner. Nein, lass mal, ich habe mich gerade mal mit dem da angefreundet.“
    Juri warf Sam einen ungläubigen Blick zu. „Das hier ist mindestens vier, fünf Jahre alt.“
    „Da siehst du mal, wie lange ich brauche, um mit etwas warm zu werden.“ Sam grinste schelmisch und holte das Foto aus dem Ordner, auf dem die zehn Ärzte abgebildet waren.
    „Du bist ein hoffnungsloser Fall, Sam.“ Juri hatte die SMS fertig geschrieben und sendete sie ab.
    „Brenner muss etwas übersehen haben. Ich bin sicher, dass es noch einen Mord zwischen dem ersten und dem von Frau Rewe gibt. Fünf von den Männern auf dem Foto sind unauffindbar? Das kann ich kaum glauben.

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