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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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machen.“
    Der Therapeut sah auf die Uhr. Anscheinend war ihm heute die Sitzung mit Sam zu anstrengend und er wäre froh, wenn er ihn endlich los wäre.
    „Manchmal muss man loslassen, um weiterzukommen. Vielleicht sollten Sie mal einen Tag etwas ganz anderes machen, gar nicht an den Fall denken.“
    „Sie sind ein richtiger Sesselfurzer, Dr. Jäger. Sie wissen selbst, dass ich erst seit Kurzem wieder dabei bin, da kann ich mich nicht einfach so …“ Sam schnippte mit den Fingern in die Luft „wieder ausklinken und sagen, ich hab Migräne.“ Er erhob sich von dem blauen Sofa, griff nach seiner Jacke und verließ die Praxis, als Dr. Jäger ihm noch hinterherrief: „Trotzdem denke ich, Sie sollten sich einen Tag freinehmen. Fahren Sie nach Malaga und klären Sie Ihre Erbschaftsangelegenheit.“
     
    Juri wartete in einer nahegelegenen Bäckerei, trank einen Kakao und las Zeitung, als Sam von seiner Therapiesitzung kam. Diese Sitzungen waren ihm von oberster Stelle zwar sehr ans Herz gelegt worden, aber Sam entschied nach dem heutigen Tag, das Dr. Jäger genug zu seiner Genesung beigetragen hätte und er seine schlauen Sprüche nun jemand anderem erzählen könnte.
    „Wow, du siehst aus, als hättest du jemanden den Arsch aufgerissen?“, stellte Juri fest, nachdem er Sams grantigen Gesichtsausdruck gemustert hatte.
    „Was gibt´s Neues?“, fragte Sam, ohne auf Juris Kommentar einzugehen.
    „Alles bereitet sich auf den großen Ärztekongress in Berlin vor. Zivileinheiten sind in und vor den meist besuchten Hotels abgestellt worden. Das Personal wird genauestens überprüft, damit sich keiner unbefugt Zutritt verschaffen kann und alle tragen einen grünen Punkt auf der Uniform. Kameras sind zusätzlich installiert worden. Und es ist bisher noch kein weiterer Mord passiert, soweit ich weiß.“
    „Das ist ja beruhigend zu wissen“, sagte Sam trocken. Seit er die Praxis verlassen hatte, spukte ein Gedanke in seinem Kopf herum, der ihn nicht mehr loslassen wollte.
    „Ich glaube, ich hole mir ein Ticket und kläre die Sache mit dem Erbe.“
    „Was jetzt?“
    „Ja, uns sind zurzeit eh die Hände gebunden. Wir können nur abwarten. Es kann heute was passieren, oder erst nächste Woche oder in einem Jahr, oder auch gar nicht mehr. Vielleicht hat er seine Rache gehabt. Alle möglichen Opfer auf dem Foto sind tot oder nicht auffindbar. Keine brauchbaren Spuren bei den Tatorten, die uns weiterbringen könnten. Wir haben nichts, außer seine dämlichen Verse und eine Blutgruppe. Nicht mal ein Motiv. Das ist grandios.“
    „Gut, ich sehe schon, du bist nicht in bester Stimmung.“
    „Was soll das jetzt heißen.“
    „Dass du dir einen Flug buchen solltest. Ich halte so lange die Stellung.“
    Sam sah Juri misstrauisch an. Er wusste nicht, was er von seiner Reaktion halten sollte. Aber sie gefiel ihm. Juri war gelassen, während er selbst gerade in einer streitsüchtigen Stimmung war.
    „Los, worauf wartest du. Mittwoch fängt der Kongress an, dann sollten wir in Berlin sein.“
    „Ja, doch, warum nicht. Berlin, Frankfurt, Mailand, Zürich, Madrid, wer weiß, wo dieses Arschloch als Nächstes auftaucht und seine vielsagenden Zettelchen hinterlässt.“
    „Du glaubst also, dass Berlin Quatsch ist?“
    Sam zuckte resignierend mit den Schultern, als sein Handy plötzlich eine Musik spielte, die er definitiv nicht eingestellt hatte.
    Juri unterdrückte ein Lachen, während Sam ihm gegen die Rippen haute.
    „Du sollst nicht mit meinem Handy spielen. Was ist das überhaupt?“
    „Die Musik aus der amerikanischen Serie Hawaii 5-0. Lief bei uns in den 70ern, wie Kojak und Starsky und Hutch. Müsstest du aber noch aus deinen Kindertagen kennen. Ist halt schon älteres Kaliber. Ist doch cool oder, besser als dein anderes Gebimmel.“
    Sam schüttelte missbilligend den Kopf, während er den Namen auf dem Display las. Für einen Moment hielt er die Luft an und die Straßengeräusche um ihn herum nahm er nur noch wie durch einen Filter wahr.
    „O’Connor!“
    „Ja“, sagte er vorsichtig und machte sich darauf gefasst, die nächste Schreckensnachricht zu hören, aber Estelle Beauchamp sagte lediglich: „Wir haben noch jemanden von dem Foto gefunden.“
     
    Keine halbe Stunde später standen Sam und Juri vor einem grauen dreistöckigen Mietshaus aus den sechziger Jahren und drückten auf den Klingelknopf, der neben dem Namen D. Thiel stand.
    Sam trat zwei Schritte von der Tür weg, damit man ihn besser von den oberen

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