Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
denn aus in
Ihrem Terminkalender?“
„Ich fürchte, dass ich Sie jetzt doch mit meiner Bitte
überfalle. Aber ich meine - sofort !“
Seybold war offensichtlich überrascht, denn er antwortete
nicht sofort. Einen Augenblick lang war es totenstill.
„Hallo? Sind Sie noch da?“
„Na ja, um ganz ehrlich zu sein, ich hatte es mir bereits in
meinem Lieblingssessel bequem gemacht. Doch in diesem Fall handelt es sich
offensichtlich um einen Notfall. Von daher lautet meine Antwort: Ja . - Wo
wollen wir uns treffen?“
Das war die Antwort, die Verena sich erhofft hatte.
„Wenn es Ihnen nichts ausmacht bei mir. Das, worüber ich mit
Ihnen reden möchte, gehört nicht in die Öffentlichkeit. Sie verstehen …?“
„Hat sich Ihre Adresse geändert? Oder wohnen Sie immer noch
in der Richard-Wagner-Straße?“
„Die Adresse ist dieselbe geblieben. Wann kann ich mit Ihnen
rechnen?“
„Ich bin in circa einer Stunde da. Ist das OK für Sie?“
25
+++ Sonntag, 23.
September – 20.20 Uhr · Wohnung
von Verena Sonnenberg, M ü nchen
+++
Verena stand noch im Bad und legte den Kayalstift auf die
Ablage unter dem Wandspiegel, als es an der Haustür klingelte. Die erfrischende
Dusche hatte ihr gut getan und sie fühlte sich nun schon wesentlich besser.
Gutes Timing! , dachte sie, während sie den Zerstäuber des kleinen
Parfümfläschchens betätigte. Sie stellte das Fläschchen wieder an seinen Platz,
ging zur Tür und blinzelte durch den Spion. Es war tatsächlich Benedict
Seybold, der im Eiltempo ihrer Einladung gefolgt war. Als sie die Tür öffnete,
war die Wiedersehensfreude auf beiden Seiten groß. Sie umarmten sich herzlich
und bei Verena stellte sich sofort ein Gefühl von Geborgenheit und Vertrautheit
ein. Am liebsten hätte sie ihn gar nicht mehr losgelassen.
Seybold musste jetzt Mitte fünfzig sein. Sie stellte fest,
dass er für sein Alter noch verdammt gut aussah. Bei einer Größe von 1,90 m
machte er immer noch einen durchtrainierten Eindruck. Dabei hatte er eine sehr
sportliche Figur, grau meliertes volles Haar, dunkelbraune Augen und eine
männliche, sonore Stimme … Verena kam gedanklich ins Schwärmen, wurde aber von
Seybold unterbrochen.
„Schön Sie wiederzusehen!“
Sein warmes Lächeln wirkte beruhigend auf Verena. Mit einer
Geste bat sie ihn herein.
„Kommen Sie erst mal rein. Wollen Sie die Jacke ablegen?“
Etwas Besseres fiel ihr vor lauter Aufregung nicht ein.
„Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mein Sakko erst
noch anbehalten.“
Sie nahmen im Wohnzimmer Platz und Verena fragte ihn, ob er
ein Glas Chianti mit ihr trinken würde. Seybold zögerte zunächst, willigte dann
aber doch ein. Genau wie Verena liebte er italienische Rotweine. Das sollte
dazu führen, dass es an diesem Abend nicht bei dem einen Glas blieb.
Sie hatten sich viel zu erzählen, schließlich
lag ihr letztes Treffen einige Jahre zurück. Nach kurzer Zeit kam Verena auf
das eigentliche Thema und erzählte ihm die Geschichte der drei Kegelschneckenmorde sehr detailliert. Seybold hörte ihr dabei aufmerksam zu. Ihr war klar, dass
sie damit gegen ihren Eid und gegen den Polizeiethos verstieß. Über berufliche
Dinge durfte sie als Polizistin mit Außenstehenden nicht reden. Doch in diesem
Fall war alles anders. Vor allem war sie ja beurlaubt beziehungsweise freigestellt !
Sie beruhigte sich damit, dass das schon so etwas wie ein Notfall sei.
Verena kam ziemlich schnell auf die
Geschehnisse der letzten Tage, ihren Fall und ihre aktuelle Situation. Seybold
wurde stutzig, als er von Verena die Namen Bent und Hartwig hörte.
„Moment! Meinen Sie etwa Peter Hartwig ?“
„Ja. Wieso? Kennen Sie ihn?“
„Na, und ob! Aber erzählen Sie erst mal weiter.“
Seybold schien nervös zu werden. Er griff in die Seitentasche
seines Sportsakkos. Eine Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug kamen zum
Vorschein.
„Darf ich …?“
„Ich wusste gar nicht, dass Sie rauchen.“, stellte Verena
erstaunt fest. „Haben Sie auch eine für mich?“
„Klar, gerne!“, schmunzelte Seybold und bot ihr eine
Zigarette an.
Sie fingerte eine Zigarette aus der Schachtel. Als er ihr das
Feuerzeug entgegenstreckte, griff sie mit beiden Händen nach seinem Handgelenk
und umfasste es zärtlich, während sich die Flamme entzündete. Sie machte einen
tiefen Zug und legte den Kopf leicht geneigt in den Nacken, um dann den
Zigarettenqualm in die Luft zu blasen. Die leichte Berührung seines Handgelenks
verursachte ein
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