Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
aufgeregt vor der Fensterfront hin und her, immer mit
der Nase an der Scheibe entlang. Hartwig war ihm gefolgt und bemerkte, dass
sich das Außenlicht auf der Terrasse über die Bewegungsmelder eingeschaltet
hatte. Ohne zu zögern öffnete er die Schiebetür und ermunterte den Dobermann
erneut: „So, und jetzt such!“
Mit einem gewaltigen Satz sprang dieser hinaus auf die Terrasse
und lief dann schnüffelnd zur Haustür. Die Bewegungen des Hundes führten dazu,
dass weitere Bewegungsmelder ansprachen und sehr schnell das gesamte Grundstück
beleuchtet wurde. An der Haustür angekommen, drehte sich der Hund um und rannte
über den Rasen in Richtung der Rhododendronbüsche. Unmittelbar vor der
Bepflanzung war Endstation. Hier ging es aufgrund des Metallzauns für ihn nicht
weiter. Durch einen Spalt zwischen den Sträuchern sah Hartwig eine dunkle,
schemenhafte Gestalt, die sich schnellen Schrittes entfernte und hinter eine
Ecke des Nachbarhauses verschwand.
Hartwig steckte die zuvor gezogene Makarow-Pistole wieder in
seinen Halfter unter seinem Sakko und ging zurück ins Haus. Der Dobermann lag
in Platzstellung auf der Terrasse. Er schloss die schwere Schiebetür und hörte
nicht das Jammern und Wimmern im Keller. Die Türen waren zu dick und die Wände
zu gut isoliert.
31
+++ Mittwoch, 26. September - 15.10 Uhr · Wohnung
Verena Sonnenberg, München +++
„Dass wir uns so schnell wiedersehen, hätte ich am Montag
nicht für möglich gehalten.“, begrüßte Verena ihren Besucher an der Tür.
„Wie soll ich das verstehen?“, fragte Ben Seybold erstaunt.
„Ach, jetzt komm erst mal rein!“ Verena schloss die Tür
hinter ihrem Gast.
„Du klangst am Telefon sehr ernst und nicht besonders
zuversichtlich.“, fuhr sie fort.
„Ich war gestern Abend in Starnberg, um unserem Freund
Hartwig einen Besuch abzustatten. Das wäre beinahe gründlich schief gegangen.“,
begann Ben Seybold seinen Bericht.
„Warum? Was ist denn passiert?“, wollte Verena wissen.
„Bei dem Versuch, die Terrassentür aufzuschieben, bin ich mit
dem Fuß gegen eine Harke gestoßen, die angelehnt an der Hauswand stand. Das
Ding rutschte ab, fiel um und streifte dabei die Glasscheibe der Terrassentür.
Das Geräusch muss Hartwig gehört haben.“
„Und weiter?“
„Kurze Zeit später ließ er seinen Dobermann los. Ich konnte
mich im letzten Moment auf das Nachbargrundstück retten. Aber es war ganz schön
knapp!“
„Das heißt, du hast nichts gesehen oder festgestellt, was uns
weiterbringen könnte?“
„Leider nicht. Das ganze Anwesen gleicht einem
Hochsicherheitstrakt. Es ist davon auszugehen, dass das Haus mit einer
Alarmanlage gesichert ist. Ohne Schaltpläne oder genauere Informationen habe
ich kaum eine Chance, diese zu umgehen. Außerdem ist das gesamte Grundstück mit
Bewegungsmeldern gesichert. Wenn die daran angeschlossenen Scheinwerfer
eingeschaltet sind, ist es so hell wie in einem flutlichtbeleuchteten
Fußballstadion. Über dem Eingangsbereich befindet sich außerdem eine Kamera.
Und dann noch dieser verdammte Dobermann! Mit dem möchte ich keine nähere
Bekanntschaft machen.“
„Das heißt für uns, dass wir schlechte Karten haben?“
„Zumindest bei Hartwig. Aber so schnell gebe ich nicht auf.
Wir machen an einem anderen Punkt weiter.“
„Und das heißt …?“ Verena schaute in fragend an.
„Das nächste Ziel ist Bent!“, stellte Ben Seybold nüchtern
fest.
„Wie stellst du dir das vor?“
„Ziemlich unwahrscheinlich, dass Bent sein Haus ähnlich aufwendig
abgesichert hat, auch wenn ich fest davon überzeugt bin, dass die beiden etwas
zu verbergen haben. Jetzt geht es darum, die Schwachstelle in der Abschirmung
zu finden. Wir gehen dabei systematisch vor und überprüfen Stück für Stück.“
„Gut, aber zu Bent komme ich mit!“, sagte Verena bestimmt.
„Nein, auf gar keinen Fall!“, entgegnete er. „Das ist viel zu
gefährlich. Du wirst noch an anderer Stelle gebraucht.“
Ben Seybold wusste nicht, dass er mit seiner Feststellung
Recht behalten sollte …
32
+++ Mittwoch, 26. September - 16.27 Uhr · Wohnung
von Vergil Nagy, M ü nchen +++
Vergil Nagy saß in seinem Lieblingssessel vor dem Aquarium.
In der Hand hielt er den kleinen Zettel, auf dem mittlerweile drei Namen
durchgestrichen waren.
Florian
Baumert
Jürgen
Böttger
Ulrich
Steinhagen
Thomas
Bent
Peter
Hartwig
Horst
Eichholz
Georg
Schweikert
Eben hatte er ein Telefonat mit dem Vater geführt und
ihm
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