Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
Vermutlich
Gift!“ Er machte eine kurze Pause.
„Das Irritierende dabei
ist der fehlende Einstichpunkt. Der entsteht normalerweise nach Injektionen,
die mit einer Nadel durchgeführt wurden und ich gehe davon aus, dass hier eine
verwendet wurde. Ich kann mich allerdings auch täuschen. Aber Sie wissen ja:
ich werde der Sache auf den Grund gehen.“ Bamberger lächelte verschmitzt und
kniff dabei ein Auge zu.
„Ach ja! Bevor Sie die
beiden obligatorischen Fragen stellen: Der Tod trat vor circa 12 bis 14 Stunden
ein. Genaueres dazu in meinen Bericht. Das kennen Sie ja …“
Verena schaute auf ihre
Armbanduhr. „Jetzt ist es gleich 10.00 Uhr. Das heißt, dass der Todeszeitpunkt
gestern Abend zwischen 10.00 und 12.00 Uhr liegt. Ich hoffe, dass ich das noch
etwas genauer von Ihnen bekomme.“
„Übrigens: eine weitere
Sache ist sehr merkwürdig.“ Bambergers Gesichtsausdruck wirkte ernst. „Der
gesamte Körper ist extrem verkrampft.“
„Leichenstarre?“,
fragte Verena.
„Das war auch mein
erster Gedanke. Kann aber nicht sein. Dafür liegt der Todeszeitpunkt nicht weit
genug zurück. Es muss einen anderen Grund dafür geben.“
Keßler schaute sich
während der Erklärungen des Arztes im Büro um. Auf den ersten Blick schien
keine Unordnung zu herrschen und alles an seinem Platz zu stehen. Es gab keine
Spuren eines Kampfes oder einer Auseinandersetzung. Abgesehen davon, dass der
tote Pfarrer einen großen Teil der Schreibtischplatte mit seinem Körper
bedeckte, vermittelte auch der Schreibtisch ein außerordentlich aufgeräumtes
Bild.
So sieht mein
Schreibtisch nur selten aus. Keßler musste
schmunzeln.
Plötzlich war draußen
vor dem Eingang ein lautes Stimmengewirr zu hören. Jemand wollte ins Haus,
wurde aber am Eintreten durch einen der Polizeibeamten daran gehindert.
„Sie können hier jetzt
nicht rein!“, hörte man von draußen. „Sie behindern laufende Untersuchungen!“
Der Polizist wurde lauter.
Verena ging zur Tür, um
nachzusehen, was dort vor sich ging.
„Was ist hier los?“,
fragte sie den Beamten.
„Dieser Herr wollte ins
Haus.“ Der Beamte hatte immer noch seine Arme ausgebreitet und stand
unmittelbar vor der Hauseingangstür. Verena wies ihn an, einen Schritt zur
Seite zu treten.
Sie sah sich einem ganz
in schwarz gekleideten Mann gegenüber. Nur ein weißer Stehkragen bildete einen
Kontrast zu seinem dunklen Anzug. Ohne eine Reaktion von Verena abzuwarten,
stellte er sich vor.
„Mein Name ist
Koopmann; Valentin Koopmann. Ich bin der Generalvikar der Diözese und wurde von
der Haushälterin darüber informiert, dass mit Herrn Baumert etwas nicht stimmt.
Was ist denn hier eigentlich los? Kann ich jetzt bitte zu ihm?“ Koopmann wirkte
nervös und etwas ungehalten.
„Nein, das geht nicht.“
Verena suchte Blickkontakt, doch die Augen ihres Gegenübers wanderten unruhig,
ohne einen fixen Punkt, hin und her.
„Mein Name ist Verena
Sonnenberg. Ich bin die ermittelnde Hauptkommissarin. Leider muss ich Sie darüber
informieren, dass Herr Baumert verstorben ist. Über die Todesursache kann ich Ihnen
im Moment noch nichts sagen. Wir haben eben erst mit unseren Untersuchungen
begonnen.“
„Herr Baumert ist tot? Mein
Gott! Das ist ja schrecklich!“ Der Generalvikar wirkte verstört und versuchte
hastig einen Blick durch die geöffnete Tür in den Flur zu werfen. Still hegte
er wohl die Hoffnung, einen Blick auf den toten Pfarrer zu erhaschen und mehr über
die Todesursache von der Hauptkommissarin erfahren zu können.
„Wie und wann ist denn
das Ganze passiert? Und vor allem - wie soll es jetzt weitergehen?“ Koopmann zog
die Augenbrauen nach oben und legte die Stirn in Falten.
„Wer soll denn die
heutige Andacht halten? Der Gemeinderat muss informiert werden!“ Koopmann zog
ein weißes Taschentuch aus seiner Hosentasche und fuhr sich damit über seine
Stirn, auf der sich ein paar Schweißtropfen gebildet hatten.
„Beruhigen Sie sich.“
Verena nahm ihn beim Arm. Sie führte ihn ein paar Schritte nach rechts in die
Mitte des Innenhofs. Dort spendete das Schindeldach des zentral gelegenen
Brunnens etwas Schatten.
„Sie dürfen versichert
sein, dass wir alles so schnell wie möglich aufklären. Und das mit der
größtmöglichen Diskretion.“ Verena hatte den Eindruck, dass Koopmann mit seinen
Gedanken irgendwo anders war.
„Herr Generalvikar!
Haben Sie mich verstanden?“
„Ja,
selbstverständlich.“
„Gut. Dann warten Sie
hier einen Moment. Mein Kollege
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